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04/03/2013 08:59

Induratio penis plastica: Urologen raten zu früher Abklärung

Bettina-Cathrin Wahlers Pressestelle der DGU
Deutsche Gesellschaft für Urologie e.V.

    Leidensdruck durch krummen Penis

    Die Erkrankung ist zwar nicht lebensbedrohlich, aber sie kann bei Männern einen dramatischen Leidensdruck erzeugen: Induratio penis plastica (IPP), vereinfacht auch erworbene Penisverkrümmung genannt. Anders als der Verlauf der Erkrankung, sind ihre Ursachen noch weitgehend unbekannt, wie die Europäische Urologen-Vereinigung (EAU) in ihren jüngsten IPP-Leitlinien voriges Jahr dokumentierte. Behandlungsmöglichkeiten sind vorhanden.

    „Sie können die Krankheit zwar noch nicht komplett beseitigen, aber individualisiert dazu beitragen, die Funktion des Penis wieder zu verbessern. Insbesondere zum Ursprung der Erkrankung besteht noch viel Forschungsbedarf“, so der Urologe und Androloge Prof. Dr. Michael Sohn. Der Chefarzt der Urologischen Klinik des Agaplesion Markus Krankenhauses in Frankfurt am Main ist ausgewiesener IPP-Spezialist und in den Gremien der Deutschen Gesellschaft für Urologie e.V. (DGU) sowie des Berufsverbandes der Deutschen Urologen e.V. (BDU) aktiv.
    Ausgangspunkt der Erkrankung ist, nach Prof. Dr. Sohn, eine Entzündungsreaktion, die grob vergleichbar sei mit Entzündungen im rheumatischen Formenkreis. Diese Entzündungsreaktion hinterlasse Narben im extrem dehnbaren Bindegewebe der Schwellkörperhülle des Penis, die letztlich zu Deformationen führten, da Narbengewebe weit weniger elastisch sei. Eine andere weithin akzeptierte Hypothese geht von einer traumatischen Bindegewebsstörung aus. Danach verursachen Mikroverletzungen im Gewebe der Schwellkörperhülle eine Umwandlung des elastischen Bindegewebes in sprödes Bindegewebe mit tastbaren Knoten, die im Verlauf der Erkrankung schrumpfen und deshalb eine Verkürzung und Verkrümmung des Penis herbeiführen. Zusätzliche genetische und immunologische Auslöser werden diskutiert. Die exakte Ursache der IPP ist nicht bekannt. Als Folge kann üblicher Geschlechtsverkehr erschwert, in ausgeprägten Fällen gar unmöglich werden. Ein Knick im Penisschaft um bis zu 30 Grad stellt jedoch meistens noch keine behandlungsbedürftige Beeinträchtigung dar.
    Die Erkrankung verläuft in zwei Phasen. „Anfangs, in der akuten Phase, treten typischerweise Schmerzen bei der Erektion auf, und es bildet sich eine Verkrümmung bei Erektion. Die zweite, stabile Phase ist schmerzfrei und der Deformationsprozess kommt zum Stillstand“, so IPP-Experte Prof. Dr. Sohn. 90 Prozent der betroffenen Männer seien nach etwa einem Jahr in der stabilen Phase. Das tückische der Erkrankung sei jedoch ihr häufig schubweiser Verlauf, der auch nach Jahren der Stabilität erneut einsetzen könne. Eine spontane Rückbildung der Erkrankung sei dagegen eher selten. Der Leidensdruck ist enorm: Bei 48 Prozent der Männer mit IPP wurden Depressionen festgestellt.
    Über die Häufigkeit, mit der IPP auftritt, gibt es keine exakten Angaben. Sie spannen sich in verschiedenen Studien von etwa drei bis zu neun Prozent. Eine Dunkelziffer ist wahrscheinlich, da es manchem Mann unangenehm ist, mit der Erkrankung zum Arzt zu gehen, und andere sich mit ihr arrangiert haben, da sie keine sexuelle Beeinträchtigung empfinden. Die Erkrankung tritt eher selten vor dem 35. Lebensjahr des Mannes auf. Inwieweit Diabetes mellitus oder Bluthochdruck eine Rolle bei der Entstehung von IPP spielen, ist weiterhin unklar.
    Männer bemerken die Erkrankung oft durch das Ertasten von knotigen Verhärtungen im Penis, sogenannten Plaques. Schon zu diesem Zeitpunkt sollte der Urologe aufgesucht werden, um andere Erkrankungen ausschließen und alle Therapieoptionen ausschöpfen zu können. „Der erste Urologen-Kontakt erfolgt aber meistens, wenn es zu Schmerzen bei Erektion und Geschlechtsverkehr kommt oder eine Verkrümmung des Penis bereits eingetreten ist, also in der akuten Phase. Unsere Diagnostik erfolgt dann per Tastbefund und Anamnese; Biopsien und Labortests sind nicht erforderlich. Sehr hilfreich ist es, wenn der Patient zur ersten Konsultation aussagekräftige Fotos seines erigierten Penis aus allen Blickwinkeln mitbringt“, sagt Prof. Dr. Michael Sohn. Wichtig für die spätere Behandlung sei es auch, die Entwicklung der Potenz abzuklären, da in schweren Fällen durch eine Verschlechterung der Durchblutung der Schwellkörper die Erektionsfähigkeit beeinträchtigt werden könne. Die Abklärung erfolgt in der Regel mit modernen Ultraschalluntersuchungen. Der Chefarzt weiter: „In der akuten Phase der IPP wird medikamentös therapiert. Operative Eingriffe sind erst nach drei, besser sechs Monaten in der stabilen Phase angezeigt.“
    Auch mit Injektionen – etwa von Verapamil, Kollagenase oder Interferon - direkt in die Plaques wird versucht, deren Größe und dadurch auch die Stärke der Penisverkrümmung zu reduzieren. Strahlentherapie wird von der EAU nicht mehr empfohlen.
    Bei funktioneller Beeinträchtigung durch eine Penisverbiegung sind operative Maßnahmen im stabilen Stadium laut Prof. Dr. Sohn erste Wahl. Es gibt verschiedene Techniken: So kann bei Verkrümmungen von 30 bis zu 60 Grad durch Raffung der Schwellkörperhülle auf der gesunden, dem Plaque entgegengesetzten Seite eine Begradigung erreicht werden. Der Plaque selbst bleibt unberührt. Der Nachteil dieser Korrektur-Methode ist eine Verkürzung des Penis um wenige Millimeter bis zu zwei Zentimeter. Einfache Nachsorge und keine Verschlechterung der Potenz sind indes die Vorteile. Bei Patienten mit einer Penisverkrümmung von mehr als 60 Grad kommt diese Technik seltener zum Einsatz. Prof. Dr. Sohn: „Die Penisverkürzung wäre zu groß und läge über den zwei Zentimetern, die wir grundsätzlich bei solchen Operationen nicht überschreiten wollen. In diesen Fällen ist es besser, den Plaque zu entfernen oder einzuschneiden, den Penis zu strecken und den so entstandenen Defekt dann mit körpereigenem Gewebe oder künstlichem Material abzudecken.“ Ein Risiko dieser sogenannten Grafting-Technik bestehe jedoch in einer Verschlechterung der Erektionsfähigkeit, die sich bei etwa 30 Prozent der Operierten einstelle. Für Patienten mit einer Penisverkrümmung von mehr als 60 Grad und zusätzlich erektiler Dysfunktion wird die Implantation einer hydraulischen Penisprothese empfohlen.

    Neue Wege zur Penisbegradigung werden seit einiger Zeit in Italien und Spanien erforscht: „Penile Stretcher“ heißen die Hoffnungsträger, die ursprünglich zur Penisverlängerung entwickelt wurden und nun bei IPP-Patienten das Narbengewebe im Penis dehnen und so die Verkrümmung reduzieren sollen. „Erste Pilotstudien zeigen positive Effekte solcher Traktionssysteme, reichen für eine Empfehlung zur Primärbehandlung aber noch nicht aus“, sagt Prof. Dr. Sohn.

    Aktuelle Erkenntnisse zur IPP werden selbstverständlich auch auf dem 65. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Urologie e.V. vom 25. bis 28. September 2013 in Dresden thematisiert.


    More information:

    http://www.urologenportal.de
    http://www.dgu-kongress.de
    http://www.dgu-kongress.de/index.php?id=317 (Kongress-Akkreditierung)


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    Criteria of this press release:
    Journalists, Scientists and scholars
    Medicine, Nutrition / healthcare / nursing
    transregional, national
    Miscellaneous scientific news/publications, Transfer of Science or Research
    German


     

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