idw - Informationsdienst
Wissenschaft
Europäische Konferenz über marine Naturstoffe auf Schloß Elmau
Vom 15. bis 20 September 2002 findet die "3rd European Conference on Marine Natural Products" auf Schloß Elmau statt. 170 Teilnehmer, vorwiegend aus Europa, aber auch aus den USA, Japan und Neuseeland, werden unter anderem die Identifizierung, Biosynthese und Strukturanalyse neuer mariner Naturstoffe sowie deren Rolle in der Entwicklung von Medikamenten behandeln. "Festsitzende Wirbellose, Algen und marine Mikroorganismen wurden schon vor einiger Zeit als die reichhaltigste Quelle neuer, biologisch aktiver Naturstoffe erkannt", legt der Eröffnungsredner und Organisator der Tagung, Prof. Thomas Lindel vom Department Chemie der LMU dar. "Es gibt noch viel zu entdecken: Die Ozeane der Welt bedecken mehr als 70 Prozent der Erdoberfläche und bilden 90 Prozent der Erdkruste."
Weitere Informationen zur Tagung:
http://cicum200.cup.uni-muenchen.de/ecmnp_2002
Die Entwicklung neuer Medikamente und Pflanzenschutzmittel ist auf die Entdeckung und Erforschung von Naturstoffen angewiesen. Dabei können diese Substanzen selbst eingesetzt, oder ihre Struktur als Vorlage für synthetische Mittel genutzt werden. Der Anteil von Naturstoffen und der von ihnen abgeleiteten Substanzen etwa an Medikamenten gegen infektiöse Krankheiten und Krebs übersteigt 60 Prozent. Jüngstes Beispiel ist das Antikrebsmittel Ecteinascidin, das aus der Seescheide Ecteinascidia turbinata stammt. Aber auch andere spannende Moleküle mit interessanten biologischen Eigenschaften wurden in Meeresorganismen gefunden. Das bislang größte bekannte Naturprodukt ist das Maitotoxin, dessen Giftwirkung die von Dioxin 1000fach übersteigt. Das Maitotoxin kommt in dem marinen Einzeller Gymnodiscus toxicus vor und verursacht schwere Fischvergiftungen.
Die Erforschung mariner Naturstoffe erfolgt interdisziplinär und erfordert die enge Zusammenarbeit von Biologen, Chemikern, Pharmazeuten und instrumentellen Analytikern. Die Untersuchung von Stoffwechselprodukten mariner Mikroorganismen gewinnt dank der sich weiter entwickelnden Methodik in der Molekularbiologie ständig an Bedeutung. Die Ermittlung der Struktur neuer Naturstoffe kann durch Computer unterstützt werden. Ein dafür von Prof. Thomas Lindel und PD Dr. Matthias Köck entwickeltes Programm ist COCON, das alle Strukturen eines unbekannten Moleküls vorschlägt, die mit dessen spektroskopischen Daten vereinbar sind. Weil viele Naturstoffe außerordentlich komplex aufgebaut sind, muss oft nach einer vereinfachten Struktur ohne Verlust oder sogar mit einer Steigerung der biologischen Aktivität gesucht werden. Die Synthese einer medizinisch wirksamen Substanz ist oft die einzige Möglichkeit einer wirtschaftlichen Nutzung, weil die Wirkstoffe in der Natur in zu geringen Mengen vorkommen oder die Gewinnung zu aufwändig wäre.
Bislang kommen noch etwa 70 Prozent der wissenschaftlichen Beiträge auf dem Gebiet der Erforschung mariner Naturstoffe aus den USA und Japan. Die europäische Forschung soll in diesem Bereich aufholen, wozu auch die Konferenz nach ihren Vorgängertagungen in Athen, 1997, und Santiago de Compostela, 1999, beitragen wird. Die Konferenz wird gefördert von der Europäischen Kommission, dem Bundesministerium für Bildung und Forschung, dem Fonds der Chemischen Industrie, dem Niedersächsischen Forschungsschwerpunkt "Marine Biotechnologie" sowie einigen Partnern aus der Industrie. Bei der Organisation wurde Prof. Thomas Lindel von PD Dr. Matthias Köck vom Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven und dem "Scientific Commitee of the 3rd European Conference on Marine Natural Products" unterstützt.
Ansprechpartner:
Prof. Dr. Thomas Lindel
Fakultät für Chemie und Pharmazie
Department Chemie
Tel. +49-89-2180-7733
Fax: +49-89-2180-7734
e-mail: thlch@cup.uni-muenchen.de oder
euroconference@cup.uni-muenchen.de.
http://cicum200.cup.uni-muenchen.de/ecmnp_2002
Criteria of this press release:
Biology, Chemistry, Medicine, Nutrition / healthcare / nursing
transregional, national
Miscellaneous scientific news/publications, Scientific conferences
German
You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.
You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).
Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.
You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).
If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).