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Wissenschaft
Vogelgesang wird ähnlich wie die menschliche Sprache meist von Generation zu Generation durch Imitationslernen weitergegeben. Obwohl der Gesang in der Regel von einem erwachsenen Vorbild erlernt wird, gibt es auch Hinweise zu aktivem Lernen unter jungen Geschwistern. Forscher vom Max-Planck-Institut für Ornithologie in Seewiesen haben beobachtet, dass junge Zebrafinken, die ohne Väter aufwuchsen, ihren Gesang indirekt von ihren Brüdern lernen konnten, die kurzzeitig Kontakt zum Vater hatten. Die Gesänge der Geschwister waren sich dabei sogar ähnlicher als die des Bruders und des Vaters. Somit kann ein Jungvogel genauso als Gesangsvorbild dienen wie ein Alttier.
Soziales Lernen von Gleichaltrigen ist bei Tieren und Menschen sehr häufig. Je größer die Gruppe, desto intensiver kann der Kontakt das eigene Verhalten beeinflussen. Ein bekanntes Beispiel ist die Ausbildung einer eigenen Sprache bei heranwachsenden gehörlosen Schülern in zwei großen Schulen in Nicaragua in den 1980-er Jahren. Die taub geborenen Schüler entwickelten eine eigene Zeichensprache, die kreolische Elemente enthielt. Sie emanzipierten sich dadurch gewissermaßen von ihren erwachsenen Lehrern, die ihnen lediglich die übliche Gebärdensprache beibrachten. So kann unter gewissen Umständen ein gleichaltriger Vertrauter dieselbe oder sogar eine größere Vorbildfunktion erfüllen wie ein Erwachsener.
Sébastien Derégnaucourt und Manfred Gahr vom Max-Planck-Institut für Ornithologie in Seewiesen haben nun an jungen Zebrafinken das Gesangslernen unter gleichaltrigen Vögeln untersucht. Die Forscher ließen junge Männchen bis zum Alter von 14 Tagen von beiden Eltern aufziehen. Danach wurde die Mutter mit den Jungvögeln vom Vater getrennt, da die jungen Männchen ab einem Alter von ungefähr zwei Wochen beginnen, seine Gesänge zu erlernen. Im Alter von einem Monat brachten die Forscher einen der Söhne für eine Woche wieder mit dem Vater zusammen, damit er dessen Gesänge hören konnte. Der andere Sohn wurde hingegen ohne Kontakt zum Vater gehalten. Eine Woche später wurden beide Brüder wieder zusammengesetzt.
Es zeigte sich, daß die Söhne, die Kontakt zu ihrem Vater hatten, wie erwartet dessen Gesänge lernten, jedoch gab es dabei große individuelle Unterschiede. Dies lag zum Teil an der teilweise relativ kurzen Zeit, die die Söhne mit ihrem Vater verbrachten. Diese Söhne konnten ihre Gesänge dann an ihre vom Vater isolierten Brüder weitergeben. Jedoch waren deren Gesänge dem Bruder ähnlicher als dem Vater, den sie ab dem 14. Lebenstag nicht mehr gehört hatten. Die Studie zeigt, daß ein Jungvogel ein ebenso gutes Gesangsvorbild sein kann wie ein erwachsenes Tier, und dass dem Gesangslernen eine starke soziale Komponente zugrunde liegt.(SL/HR)
Kontakt:
Prof. Dr. Manfred Gahr
Abteilung Verhaltensneurobiologie
Max-Planck-Institut für Ornithologie, Seewiesen
Telefon: +49 8157 932-276
E-Mail: gahr@orn.mpg.de
Originalarbeit:
Sébastien Derégnaucourt and Manfred Gahr
Horizontal transmission of the father’s song in the Zebra Finch (Taeniopygia guttata)
Biology Letters, June 12, 2013; doi: 10.1098/rsbl.2013.0247
http://www.orn.mpg.de/486176/news_publication_7305135?c=2162
Sing Brüderlein, sing! Junge Zebrafinken, die vaterlos aufwachsen, können Gesang indirekt von ihren ...
Foto: Huet des Aunay
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Criteria of this press release:
Journalists
Biology
transregional, national
Research results
German
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