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06/21/2013 10:47

Unstatistik des Monats: Vergifteter Urin

Sabine Weiler Presse und Information
Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V.

    Die Unstatistik des Monats Juni ist die Meldung des Südwestrundfunks „Bei 70 Prozent aller deutschen Großstädter konnte das Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat im Urin nachgewiesen werden“ (SWR Landesschau aktuell, 13. Juni 2013). Diese Zahl resultiert aus einer Untersuchung des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und seines europäischen Dachverbands Friends of the Earth (FOE) an 182 Stadtbewohnern aus 18 Ländern, davon 10 aus Deutschland. Sie wurde auch von anderen Medien übernommen und ist aus mindestens zwei Gründen als grober statistischer Unfug einzuordnen: Zum einen ist es schlicht unmöglich, aus einer Stichprobe von zehn Personen auf die gesamte deutsche Großstadtbevölkerung rückzuschließen. Zum anderen sagt allein die Existenz eines Schadstoffs noch nichts über dessen Gefahrenpotenzial aus.

    Speziell letzteres wird in der Medienberichterstattung über Umweltgifte in aller Regel ignoriert und zur Verunsicherung und Panikmache genutzt. Wie der „Spiegel“ einmal treffend formulierte („Die Angst vor der Endzeit“, Nr. 39/1995), sind diese Giftfunde in erster Linie ein Artefakt von immer präziseren Analysemethoden: „Das Aufspüren kleinster Schadstoffmengen hat zur Folge, dass überall alles gefunden wird.“

    Wie der weltweit angesehene Nahrungsmittelchemiker Bruce Ames in mehreren Untersuchungen nachgewiesen hat, sind chemische Umweltgifte im Vergleich zu natürlichen Schadstoffen quantitativ weitgehend unerheblich. Mehr als 99% aller Pestizide, welche Menschen essen, werden von den Pflanzen selbst erzeugt, in der Regel zum Schutz vor Schädlingen, weniger als 1% sind synthetisch. Und nahezu alle diese Gifte und sonstigen krebserregenden Substanzen, ob natürlich oder synthetisch, sind in Spuren in so gut wie allem enthalten, was wir im Supermarkt kaufen. Etwa die Hälfte aller Krebserkrankungen sind hingegen verhaltensbedingt und werden durch Rauchen, Fettleibigkeit, zuviel Alkohol und ungesunde Ernährung verursacht.

    Ihr Ansprechpartner dazu:
    Prof. Dr. Walter Krämer Tel.: (0231) 755-3125

    Mit der „Unstatistik des Monats“ hinterfragen der Berliner Psychologe Gerd Gigerenzer, der Dortmunder Statistiker Walter Krämer und RWI-Vizepräsident Thomas Bauer jeden Monat sowohl jüngst publizierte Zahlen als auch deren Interpretationen. Alle „Unstatistiken“ finden Sie im Internet unter http://www.unstatistik.de.


    More information:

    http://www.unstatistik.de - hier gibt's weitere Informationen zur Unstatistik


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    Criteria of this press release:
    Business and commerce, Journalists, Scientists and scholars, Students, Teachers and pupils, all interested persons
    Economics / business administration, Environment / ecology, Nutrition / healthcare / nursing, Politics, Social studies
    transregional, national
    Miscellaneous scientific news/publications
    German


     

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