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Erziehungswissenschaftler der Universität Jena präsentieren heute (24.6.) neuen „Chancenspiegel“ / Thüringen schneidet in der Bewertung der Bundesländer am besten ab
Seit dem ersten PISA-Schock vor mehr als zehn Jahren ist der Ruf der deutschen Bildungssysteme angeknackst: Für den Schulerfolg eines Kindes, so zeigen nationale Bildungsberichte seither immer wieder, macht es einen gewaltigen Unterschied, ob es in Berlin oder Bayern die Schulbank drückt. Ebenso hängt der Bildungserfolg der deutschen Schüler deutlich stärker von ihrer sozialen Herkunft ab als in vergleichbaren anderen Ländern.
„In Sachen Chancengerechtigkeit im Bildungssystem hat Deutschland Nachholbedarf“, konstatiert Prof. Dr. Nils Berkemeyer von der Friedrich-Schiller-Universität Jena. „Zwar gibt es positive Tendenzen, aber insgesamt geht es nur schleppend voran.“ Der Inhaber des Lehrstuhls für Schulpädagogik und Schulentwicklung stützt sich bei dieser Einschätzung auf Befunde des aktuellen „Chancenspiegel“ von Bertelsmann-Stiftung, TU Dortmund und Universität Jena. Berkemeyer gehört zum Autorenteam, das den Bericht heute (24. Juni) in Berlin vorgestellt hat.
Nach wie vor, so belegt der neue „Chancenspiegel“, sind die Chancen im Bildungssystem nicht fair verteilt. So spielt etwa für die Lesekompetenz deutscher Grundschüler der soziale Status der Eltern eine entscheidende Rolle: Bis zu einem Schuljahr liegen Kinder aus sozial benachteiligten Schichten hinter ihren bessergestellten Klassenkameraden zurück.
Der 2012 erstmals erschienene „Chancenspiegel“ gibt jährlich einen Überblick über die Chancengerechtigkeit der Schulsysteme Deutschlands. Dafür nutzen die Wissenschaftler aus Dortmund und Jena Informationen anderer Bildungsberichte, der amtlichen Bundes- und Länderstatistiken und aus Schulleistungsstudien wie z. B. IGLU oder PISA. Bewertet und für jedes Bundesland gesondert erfasst, werden Daten in den vier Kategorien Integrationskraft, Durchlässigkeit, Kompetenzförderung und Zertifikatsvergabe.
„Insgesamt lässt sich bilanzieren, dass es kein Bundesland gibt, das in allen vier Bereichen an der Spitze steht oder Schlusslicht ist“, nennt Berkemeyer ein Ergebnis des neusten „Chancenspiegel“. So ist Thüringen – in der Gesamtwertung Spitzenreiter – sowohl im Bereich Durchlässigkeit als auch im Bereich Kompetenzförderung in der Spitzengruppe der Bundesländer, bewege sich in den zwei anderen Kategorien dagegen im Mittelfeld. Deutschlandweit hat sich seit dem letzten Messzeitpunkt im Schuljahr 2009/10 die Zahl der Schulabschlüsse positiv entwickelt: Der Anteil derjenigen, die ohne Abschluss die Schule verlassen, ist von fast sieben auf gut sechs Prozent gesunken. Gleichzeitig ist der Anteil der Schulabgänger mit Abitur auf ein Rekordhoch gestiegen – mehr als jeder Zweite erwirbt inzwischen die Hochschulreife.
Ernüchtert sind die Autoren jedoch über den Ausbau der Ganztagsschulen in Deutschland. „Flächendeckend angeboten, könnte die Ganztagsschule viele Probleme, die durch soziale Schieflagen in der Schule auftreten, auffangen“, ist Nils Berkemeyer überzeugt. Doch das Angebot an Ganztagsschulen ist in den vergangenen zwei Jahren nur minimal gewachsen: Nicht einmal jeder dritte Schüler besucht heute eine Ganztagsschule, obwohl sich achtzig Prozent der Eltern diese Schulform für ihre Kinder wünschen.
Der vollständige Bericht ist zu finden unter: http://www.chancen-spiegel.de.
Kontakt:
Prof. Dr. Nils Berkemeyer
Institut für Erziehungswissenschaft der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Fürstengraben 11, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 945360
E-Mail: Nils.Berkemeyer[at]uni-jena.de
http://www.chancen-spiegel.de
http://www.uni-jena.de
Prof. Dr. Nils Berkemeyer von der Uni Jena hat den "Chancenspiegel" mit erarbeitet.
Foto: Anne Günther/FSU
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Criteria of this press release:
Journalists, Scientists and scholars, Teachers and pupils
Social studies, Teaching / education
regional
Research results, Scientific Publications
German
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