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10/24/2002 12:25

Warum steigen Pfleger aus?

Michael Kroemer Pressestelle
Universität Wuppertal

    NEXT("Nurses Early Exit Study") heißt eine europaweite Studie zum vorzeitigen Ausstieg aus Pflegeberufen - es ist die international größte Untersuchung einer Berufsgruppe und wird von der EU mit über 2 Millionen Euro finanziert.

    Der vorzeitige Ausstieg von Pflegekräften aus ihrem Beruf ist wegen der Altersentwicklung in ganz Europa ein zunehmendes gesellschaftliches Problem: Die Zahl jüngerer Arbeitnehmer sinkt, der Anteil der Älteren unter den Beschäftigten nimmt immer mehr zu. Gleichzeitig bedeutet die steigende Zahl an älteren Patienten, dass der Bedarf an Leistungen der Gesundheitsversorgung zunehmen wird. Im Augenblick verlassen aber erschreckend viele Pflegekräfte vorzeitig ihren Beruf.

    Um den künftigen Versorgungsbedarf sichern zu können, ist es längerfristig unerlässlich, mehr Pflegekräften als bisher, vor allem auch älteren, den Verbleib im Pflegeberuf zu ermöglichen. Das untersucht die europaweit angelegte Studie NEXT ("Nurses Early Exit Study"), die vom Fachgebiet Arbeitssicherheit und Ergonomie im Fachbereich Sicherheitstechnik der Bergischen Universität geleitet wird (Priv.-Doz. Dr. med. Hans-Martin Hasselhorn, Prof. Dr. Ing. Bernd Hans Müller). Zusätzlich stellt sich die Frage, ob die Anwerbung von Pflegekräften aus Osteuropa eine Lösung für den Pflegekräftemangel darstellt. Die NEXT-Studie wird deshalb auf Polen und die Slowakei ausgeweitet

    Die Studie wird parallel in Belgien, Deutschland, Finnland, Frankreich, Großbritannien, Italien, den Niederlanden, Polen, Schweden und der Slowakei durchgeführt. In jedem Land werden zwischen 5000 und 8000 Pflegekräfte befragt, insgesamt über 60 000 Pflegekräfte in Krankenhäusern, Pflegeheimen und ambulanten Pflegediensten. Allein in Deutschland über 6000 Personen aus 70 Einrichtungen. Damit ist die NEXT-Studie die weltweit größte internationale Längsschnittuntersuchung einer Berufsgruppe.

    Die Forschungsergebnisse sollen Ausgangspunkt auch für die Entwicklung zielgerichteter Maßnahmen der Arbeitsgestaltung sein. Ziel ist, den Verbleib des Pflegepersonals in den jeweiligen Arbeitsbereichen zu fördern. Die NEXT-Studie wird mit insgesamt 2 Millionen Euro von der Europäischen Union finanziert (Laufzeit bis November 2004).

    Allein in Deutschland sind schätzungsweise über 42 000 Pflege-Stellen unbesetzt. Auch die Zahl der unbesetzten Ausbildungsstellen nimmt zu. Pflegepersonal verlässt früher als andere Berufsgruppen seinen Beruf. Als eine Lösung dieses Problems wird die vermehrte Rekrutierung von Pflegepersonal aus den osteuropäischen Ländern gesehen. So wurde vor einem Jahr die "greencard" für 10 000 Pflegekräfte vornehmlich aus Osteuropa eingeführt. Auch andere europäische Länder bemühen sich um osteuropäische Pflegekräfte. So möchten die Niederlande 20 000 Pflegekräfte aus der Slowakei und 15 000 aus Polen rekrutieren. Italienische Gewerkschaften haben in Tschechien über die Beschäftigung von tschechischem Pflegepersonal in Italien verhandelt.

    Vor diesem Hintergrund waren zuletzt Polen und dier Slowakei in die NEXT-Studie einbezogen worden, nachdem die EU-Kommission ihre Zustimmung erteilt und dafür 270.000 Euro aus Sondermitteln des 5. Rahmenprogramm der Europäischen Gemeinschaft im Bereich der Forschung, technologischen Entwicklung und Demonstration be-reitgestellt hatte.

    In den osteuropäischen Ländern sind derzeit Pflegekräfte in großem Umfang arbeitslos, in Polen beispielsweise etwa 10 000 Menschen! Dort erlaubt es der hohe wirtschaftliche Druck im Gesundheitssystem nicht, Pflegekräfte einzustellen, obwohl mit 650 Krankenschwestern pro 100 000 Einwohner nur halb so viel Pflegekräfte tätig sind wie in anderen europäischen Ländern. Trotzdem wird auch dort in den kommenden Jahren mit einem Pflegekräftemangel gerechnet.

    Die Koordination der europäischen Zusammenarbeit der beteiligten Wissenschaftler liegt bei Priv.-Doz. Dr. Hans-Martin Hasselhorn (Fachgebiet Arbeitsphysiologie-Arbeitsmedizin und Infektionsschutz) und Professor Dr. Bernd Hans Müller (Fachgebiet Arbeitssicherheit und Ergonomie) im Fachbereich Sicherheitstechnik der Bergischen Universität Wuppertal. Die deutsche Befragung wird von Andreas Büscher vom Institut für Pflegewissenschaft der Privaten Universität Witten/Herdecke gGmbH geleitet.

    Im Jahre 2004 findet eine internationale Konferenz statt, um die gesammelten Erkenntnisse der NEXT-Studie mit den wissenschaftlichen, ökonomischen und sozialpolitischen Vertretern und Partnern aus Europa gemeinsam zu diskutieren und die Konsequenzen für die Arbeit in der Pflege aufzuzeigen.

    Kontakt:
    PD Dr.-med. Hans-Martin Hasselhorn, Telefon 0202/439-2112, -2088
    Prof. Dr. Bernd H. Müller, Telefon 0202/439-2122, -2123
    (beide Fachbereich 14, Sicherheitstechnik)


    More information:

    http://www.next-study.net
    http://www.arbmed.uni-wuppertal.de


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    Criteria of this press release:
    Economics / business administration, Medicine, Nutrition / healthcare / nursing, Psychology, Social studies
    transregional, national
    Research projects
    German


     

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