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10/25/2002 09:49

Kinderbetreuung: Ganztags für alle? - IAT-Untersuchung

Claudia Braczko Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Institut Arbeit und Technik

    Differenzierte Arbeitszeiten erfordern flexible Angebote - Institut Arbeit und Technik untersucht Arbeitszeiten von Müttern und Betreuungsbedarf

    Wenn nach den Maßgaben des Koalitionsvertrages die Ganztagsbetreuung ausgebaut werden soll, ist es wichtig, den Betreuungsbedarf möglichst genau zu kennen, um die zusätzlichen Mittel optimal zu nutzen. Weder der klassische Kindergarten noch "Standardangebote" zur Ganztagsbetreuung von Kindern berufstätiger Eltern decken den Bedarf hinreichend ab: Die Arbeitszeiten werden immer vielfältiger, Wochenend-, Abend- und Nachtarbeit nehmen zu, Teilzeitjobs beschränken sich immer weniger auf den Vormittag, sondern finden in mehr als der Hälfte der Fälle zu unterschiedlichen Zeiten statt. "Die Betreuungsangebote müssen flexibler werden und auch Randarbeitszeiten und wechselnden Bedarf während der Woche einschließen", stellen Dr. Sybille Stöbe-Blossey und Karin Esch vom Institut Arbeit und Technik (IAT/Gelsenkirchen) fest.

    Im Rahmen des Projektes "Kinderbetreuung als Dienstleistung" haben die Wissenschaftlerinnen Daten zum Thema Arbeitszeit mit der Zielsetzung ausgewertet, nähere Informationen darüber zu gewinnen, wie die Arbeitszeiten von Müttern aussehen und welcher Betreuungsbedarf sich daraus ergibt. Die Ergebnisse sind veröffentlicht im soeben erschienenen IAT-Report 2002-09.

    Die "Standard-Arbeitszeit" wochentags von morgens bis spät nachmittags verliert an Bedeutung. Während beispielsweise im Jahre 1991 erst 42 Prozent der Erwerbstätigen (zumindest gelegentlich) Wochenend-, Schicht- und/oder Nachtarbeit leisteten, waren es im Jahre 2000 bereits 50,8 Prozent, wobei es kaum noch Unterschiede zwischen alten und neuen Bundesländern gibt.

    Teilzeitarbeit ist nach wie vor die dominierende Arbeitsform von Müttern. Aber immer häufiger verteilt sich die Arbeitszeit nicht auf den Vormittag, sondern ungleichmäßig über die Woche; vielfach arbeiten die Frauen an einigen Tagen ganztags und an anderen gar nicht. Das klassische Muster einer reinen Vormittagstätigkeit trifft nur für ein gutes Drittel der Teilzeitbeschäftigten zu: 35,4 Prozent der Personen, die weniger als sechs Stunden am Tag arbeiten, arbeiten ausschließlich vormittags. Mit 51,4 Prozent hat mehr als die Hälfte wechselnde Arbeitszeiten.

    Viele zusätzliche Angebote der Kinderbetreuung, die im Westen in den letzten Jahren geschaffen wurden, richten sich an Teilzeitbeschäftigte und gehen vom Bild der traditionellen Vormittagstätigkeit aus. So gibt es in Nordrhein-Westfalen seit einigen Jahren den "Kindergarten mit verlängerter Öffnungszeit", wo die Kinder bis 14 Uhr betreut werden; in vielen Grundschulen wurden unter dem Stichwort "Schule von 8 bis 13 Uhr" Betreuungsangebote für die Zeit nach dem Unterricht eingerichtet. Diese Angebote stellen insofern einen großen Fortschritt dar, als der "klassische" Kindergarten (bis 12 Uhr) oder die Unterrichtszeiten in Grundschulen meistens nicht einmal eine Halbtagstätigkeit ermöglichen. Für Teilzeitbeschäftigte, die nicht ausschließlich vormittags arbeiten, sind derartige Halbtagsangebote aber nicht ausreichend. Sie benötigen Ganztagsangebote - aber nicht für jeden Tag.

    Die "Standard-Ganztagsbetreuung" mit Öffnungszeiten von etwa 7.00/8.00 Uhr bis 16.30/17.00 Uhr kann Arbeitszeiten, die am Wochenende oder abends bzw. nachts liegen, nicht abdecken. Das Problem betrifft etwa Beschäftigte im Einzelhandel, dessen Öffnungszeiten über die üblichen Betreuungszeiten hinaus gehen, oder auch in der Pflege, wo Schichtdienst üblich ist. Beide Beispiele stehen für Bereiche, in denen viele Frauen beschäftigt sind. Vollzeit- und Teilzeitbeschäftigte haben hier vergleichbare Probleme. Im Westen fehlen die Angebote in den meisten Fällen ganz; im Osten gibt es die Tendenz, bestehende Infrastrukturen eher abzubauen. 71 Prozent der westdeutschen und immerhin 55 Prozent der ostdeutschen Mütter wünschen sich flexiblere Öffnungszeiten von Kinderbetreuungseinrichtungen für eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie.

    Somit ist es dringend notwendig, zusätzliche Angebote zu entwickeln, insbesondere für die "Randzeiten", etwa am späten Nachmittag/frühen Abend bis ca. 19.00/20.00 Uhr und am Samstag. Bei der Gestaltung solcher Angebote ist besonders wichtig, dass sie zeitlich flexibel genutzt werden können. Wenn etwa eine Mutter zweimal wöchentlich bis 18.30 Uhr im Einzelhandel arbeitet, gibt es keinen Grund dafür, dass ihr Kind an allen Wochentagen so lange in der Einrichtung bleibt. Gebraucht wird vielmehr die Möglichkeit, Betreuung für bestimmte Tage und Zeiten zu "buchen". Für die Kindergartengesetze in vielen Bundesländern erfordert dies eine Umorientierung.

    Karin Esch/ Sybille Stoebe-Blossey: Kinderbetreuung: Ganztags für alle? Differenzierte Arbeitszeiten erfordern flexible Angebote, Institut Arbeit und Technik, IAT-Report 2002-09,
    http://iat-info.iatge.de/iat-report/2002/report2002-09.pdf

    Für weitere Fragen stehen
    Ihnen zur Verfügung:

    Karin Esch
    Durchwahl: 0209/1707-283
    Dr. Sybille Stöbe
    Durchwahl: 0209/1707-130

    Pressereferentin
    Claudia Braczko
    Munscheidstraße 14
    45886 Gelsenkirchen
    Tel.: +49-209/1707-176
    Fax: +49-209/1707-110
    E-Mail: braczko@iatge.de
    WWW: http://iat-info.iatge.de


    More information:

    http://iat-info.iatge.de/iat-report/2002/report2002-09.pdf


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    Criteria of this press release:
    Economics / business administration, Teaching / education
    transregional, national
    Research projects, Research results
    German


     

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