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Wenn Ereignisse zeitlich vorhersagbar sind, passt sich unser kognitives System daran an, ohne dass uns diese Vorhersagbarkeiten bewusst sind. Dies haben Psychologen der Uni Regensburg herausgefunden. So stellen wir beim Sport unsere Spielweise intuitiv um, wenn der Gegner bei längerem Zögern überzufällig oft nach links aufschlägt. Die Forscher um Dr. Roland Thomaschke und Prof. Dr. Gesine Dreisbach untersuchten darüber hinaus, welche Hirnsysteme dabei am stärksten eingebunden sind. In einem Experiment zeigte sich, dass gerade das motorische System – nicht aber das visuelle – von solchen Vorhersagbarkeiten profitiert. Die Ergebnisse wurden in „Psychological Science“ veröffentlicht.
Erwartungen oder Vorhersagbarkeiten bestimmen unser Leben. Sie beeinflussen unser Handeln und die Planung von künftigen Aktionen. Solche Erwartungen sind in der Regel zeitspezifisch; das heißt, verschiedene Ereignisse werden zu verschiedenen Zeitpunkten erwartet. Beim Drücken der Taste „Cappuccino“ an einem Kaffeeautomaten erwartet man beispielsweise, dass man sein Heißgetränk innerhalb eines Intervalls von drei bis vier Sekunden erhält und genießen kann. Sollte sich der Zeitraum aber auf über zwanzig Sekunden ausdehnen, erwarten wir etwas anderes: nämlich, dass der Kaffeeautomat uns eine Fehlermeldung anzeigt. Ähnlich verhält es sich beim Surfen im Internet. Bei der Eingabe einer URL-Adresse erwarten wir, dass die entsprechende Seite zügig geladen wird; unser Optimismus sinkt kontinuierlich, je länger der Prozess dauert (bis schließlich eher eine Fehlermeldung erwartet wird).
Nur wenig ist über die Vorgänge in unserem kognitiven System bekannt, die mit zeitlichen Vorhersagbarkeiten verbunden sind. Unklar war bislang auch, welche Bereiche unseres kognitiven Systems am meisten von solchen Vorhersagbarkeiten profitieren? Dieser zentralen Frage ist das Regensburger Forscherteam nun im Rahmen eines Verhaltensexperiments nachgegangen.
Dabei mussten Versuchspersonen bei einer Wahlreaktionsaufgabe beständig zwischen zwei identischen und nebeneinander angeordneten Tastenpaaren wechseln. Auf einem Paar wurden die jeweils erwünschten Reaktionen durch unterschiedlich lange Zeit-Intervalle vorhergesagt, auf dem anderen nicht (vgl. Abbildung im Anhang). Die erste Gruppe von Probanden konnte im Rahmen des Testverfahrens beide Hände – und damit vier Finger auf den Tasten – nutzen. Eine zweite Gruppe führte das gesamte Experiment mit ein und derselben Hand durch und wechselte dabei zwischen den Tastenpaaren.
Das Experiment zeigte, dass sich zeitlich angepasste Antwortmuster nur dann vom einen Tastenpaar auf das andere übertrugen, wenn beide Paare mit derselben Hand bedient wurden, nicht aber bei Bedienung mit verschiedenen Händen. Das weist darauf hin, dass das motorische System – nicht aber das visuelle – sich an die zeitliche Vorhersagbarkeit angepasst hat. Die Regensburger Forscher folgern daraus, dass motorische Prozesse am stärksten von zeitlicher Ereignisvorhersage profitieren.
Die Ergebnisse der Regensburger Forscher sind für viele Mensch-Maschine-Interaktionen von Bedeutung, die systematische Verspätungen beinhalten können.
Der Original-Titel der Publikation:
Roland Thomaschke und Gesine Dreisbach, Temporal Predictability Facilitates Action, Not Perception, in Psychological Science (2013) (DOI: 10.1177/0956797612469411).
Der Volltext der Publikation unter:
http://pss.sagepub.com/content/early/2013/05/21/0956797612469411.full
Ansprechpartner für Medienvertreter:
Dr. Roland Thomaschke
Universität Regensburg
Institut für Psychologie
Tel.: 0941 943-3776
Roland.Thomaschke@psychologie.uni-regensburg.de
Die Versuchsanordnung im Rahmen des Verhaltensexperiments der Regensburger Forscher.
Foto: Universität Regensburg
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Criteria of this press release:
Journalists
Biology, Medicine, Psychology
transregional, national
Scientific Publications
German
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