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Wissenschaft
Das mit 250.00 Euro geförderte Projekt schließt eine Forschungslücke in der Geschichte der hellenistischen Zeit. Schwerpunkt der Arbeit ist die Darstellung hellenistischer Athleten und die damit zum Ausdruck gebrachten sozialen, politischen und ethnischen Identitäten.
„Wie du, Fremdling, hier die erzene Entschlossenheit des Kleitomachos im Bilde erblickst, so sah Hellas seine Kraft“, eröffnet eine Inschrift aus dem Jahr 218 v. Chr. den Lobgesang auf den mehrfachen Olympiasieger und Boxer Kleitomachos. Derartige Siegesepigramme, die Auskunft über den Athleten, seine Siege, seine Herkunft und seine Popularität geben, sind eine der Hauptquellen für das Forscherteam um Prof. Christian Mann. In seinem aktuellen Forschungsprojekt untersucht der Inhaber des Lehrstuhls für Alte Geschichte an der Universität Mannheim gemeinsam mit der Juniorprofessorin Sofie Remijsen und dem Historiker Dr. Sebastian Scharff die Selbstdarstellung von hellenistischen Athleten. Das Forschungsinteresse umfasst dabei auch die sozialen, politischen und ethnischen Identitäten, die in den Darstellungen zum Ausdruck kommen. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft fördert das auf zunächst drei Jahre angelegte Projekt mit 250.000 Euro.
Der hellenistische Sport ist bislang nur unzureichend erforscht, ihm wurden bisher weder eine Tagung noch wissenschaftliche Bücher gewidmet. Diese Lücke wird mit dem umfangreichen Forschungsprojekt nun geschlossen. Die Wissenschaftler tragen Epigramme, Inschriften, Papyri und literarische Texte aus weit verstreuten Quellen zusammen. Aus diesen gewinnen sie nicht nur Einblicke in die Biografien einzelner Sportler, sondern auch in die Sozial- und Politikgeschichte des Hellenismus. Der Boxer Kleitomachos etwa trat für seine Heimatpolis an und „schmückte das siebentorige Theben und seinen Vater Hermokrates“ mit den Siegeskränzen. Andere Kämpfer nahmen im Auftrag und gefördert von Monarchen an den Spielen teil. So förderte König Ptolemaios zum Beispiel einen Gegenspieler von Kleitomachos.
Sozialgeschichtlich interessant ist bei der Auswertung unter anderem, ob und wie sich die Demokratisierung des Sports durch die öffentliche Förderung, die es auch mittellosen Athleten möglich machte, Erfolge zu erringen, auf der Ebene der Selbstdarstellung niederschlug. Was tritt an die Stelle aristokratischer Überlegenheit, die bis dahin die Sieger auszeichnete? Auch soll die in den Epigrammen gezeichnete Beziehung zwischen Athlet und antiker Polis auf zeitliche wie regionale Unterschiede untersucht werden, was wiederum Rückschlüsse auf die Entwicklung der hellenistischen Stadtstaaten zulässt. Gleichzeitig ist zu schauen, wie Monarchen athletische Erfolge politisch nutzen konnten und wie sich die Eigendefinition der ethnischen Zugehörigkeit entwickelte.
Erste Ergebnisse sollen 2015 auf einer Tagung vorgestellt werden. Auch eine Veröffentlichung als Sammelbandbeitrag und Monographie ist geplant.
Prof. Dr. Christian Mann ist seit 2011 Inhaber des Lehrstuhls für Alte Geschichte an der Universität Mannheim. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen Antike Demokratie(n) und ihre Rezeption in der Moderne, Kulturgeschichte des griechischen und römischen Sports, Kulturtransfer im antiken Mittelmeerraum und Historische Anthropologie. Im Forschungsbereich der Alten Geschichte liegt der Fokus besonders auf den Wirkungen der historischen Entwicklungen auf die Nachwelt, sowie deren gesellschaftliche Einbettung.
Kontakt:
Prof. Dr. Christian Mann
Lehrstuhl für Alte Geschichte
Universität Mannheim
Historisches Institut
Tel.: 0621/181-2239
E-Mail: mann@mail.uni-mannheim.de
Criteria of this press release:
Journalists, Scientists and scholars
History / archaeology
transregional, national
Research projects
German
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