idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
09/27/2013 13:21

Schlüssel-Gen im Kampf gegen Mukoviszidose identifiziert: Forscher sehen neuen Ansatz für Therapien

Alexander Schlaak Referat II/2, Kommunikation
Universität Regensburg

    Ein Forscherteam der Universität Regensburg hat gemeinsam mit Wissenschaftlern des European Molecular Biology Laboratory (EMBL) in Heidelberg und der Universität Lissabon einen vielversprechenden Ansatz für neue Therapien gegen Mukoviszidose identifiziert. Die Forscher um Prof. Dr. Karl Kunzelmann und apl. Prof. Dr. Rainer Schreiber vom Institut für Physiologie der Universität Regensburg entdeckte dabei auch eine Vielzahl von Genen, die einen Einfluss auf die Erkrankung haben, zuvor aber nicht mit Mukoviszidose in Verbindung gebracht wurden. Die Forschungsergebnisse wurden vor wenigen Tagen in der renommierten Fachzeitschrift „Cell“ veröffentlicht.

    Mukoviszidose (von lat. „mucus“ für Schleim) ist eine vererbbare Stoffwechselerkrankung, die durch Mutationen des Gens CFTR hervorgerufen wird, das wiederum die Funktion des Proteins ENaC (des sogenannten epithelialen Natriumkanals) kontrolliert. Die CFTR-Mutationen führen zu ENaC-Überfunktionen und auf diese Weise zu Störungen und Verschleimungen in unterschiedlichen Organen: So kann gerade eine Verschleimung der Bronchien zu häufig wiederkehrenden Lungeninfekten oder schwerwiegenden Lungenentzündungen führen, die den Patienten das Atmen erheblich erschweren.

    Das einzige bisher verfügbare Medikament, das direkt der Mutation des CFTR-Gens entgegenwirkt, führt lediglich bei den 3 % der Patienten zu guten Ergebnissen, die eine der über 2.000 bisher bekannten CFTR-Mutationen aufweisen. Vor diesem Hintergrund sind Therapieansätze notwendig, die nicht auf die unzähligen Formen der CFTR-Mutationen, sondern direkt auf die Funktionsweise des Proteins ENaC abzielen.

    In diesem Zusammenhang ist dem internationalen Forscherteam jetzt ein wichtiger Schritt gelungen. Die Wissenschaftler haben untersucht, wie sich die gezielte Ausschaltung anderer Gene auf die Funktionsweise von ENaC auswirkt. Über ein Breitband-Screening gingen sie eine Liste von über 7.000 Genen systematisch durch. Die Forscher nutzten dafür eine Kombination aus Verfahren der Genetik und der automatisierten Mikroskopie.

    Kunzelmann und seine Kollegen stellten fest, dass über 700 Gene einen Einfluss auf die ENaC-Aktivitäten haben, sofern die entsprechenden Gene einzeln ausgeschaltet bzw. unterdrückt werden. Einige davon waren bislang nicht mit Mukoviszidose in Verbindung gebracht worden. Ein besonderer Fund war allerdings das Gen DGKi. Bei der Untersuchung des Gens in Lungenzellen von Mukoviszidose-Patienten stellte sich heraus, dass DGKi ein vielversprechender Ansatzpunkt für Therapien mit neuen Medikamenten sein könnte. Denn die Ausschaltung von DGKi scheint die Effekte der Mukoviszidose umzukehren, aber das Protein ENaC nicht vollständig zu unterdrücken.

    Diese vielversprechenden Resultate haben das Interesse der Pharmaindustrie geweckt und dazu geführt, dass die Forscher das Gen DGKi bereits als neuen Angriffspunkt für Medikamente zum Patent angemeldet haben. Vor diesem Hintergrund wollen sie jetzt weitere Moleküle untersuchen, die DGKi ohne größere Nebenwirkungen ausschalten können.

    „Unsere Ergebnisse sind ein Ansporn, aber es liegt noch viel Arbeit vor uns“, sagt Kunzelmann. „Wir haben DGKi in unseren Zellen, weil wir es benötigen. Deshalb müssen wir sicher sein, dass neue Medikamente nicht zu unerwünschten Folgen in anderen Teilen unseres Körpers führen.“

    Titel der Veröffentlichung:
    High-Content siRNA Screen Reveals Global ENaC Regulators and Potential Cystic Fibrosis Therapy Targets. In “Cell” (2013), DOI: 10.1016/j.cell.2013.08.045

    Der Original-Artikel im Netz unter:
    www.cell.com/abstract/S0092-8674%2813%2901076-3

    Ansprechpartner für Medienvertreter:
    Prof. Dr. Karl Kunzelmann / Prof. Dr. Rainer Schreiber
    Universität Regensburg
    Institut für Physiologie
    Tel.: 0941 943-4302
    Karl.Kunzelmann@ur.de


    Images

    Das Forscherteam an der Universität Regensburg (hinten links apl. Prof. Dr. Rainer Schreiber und hinten rechts Prof. Dr. Karl Kunzelmann).
    Das Forscherteam an der Universität Regensburg (hinten links apl. Prof. Dr. Rainer Schreiber und hin ...
    Source: Foto: Universität Regensburg


    Criteria of this press release:
    Journalists
    Biology, Chemistry, Medicine, Nutrition / healthcare / nursing
    transregional, national
    Scientific Publications
    German


     

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).