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Die Wiedervernässung von Mooren wird seit Kurzem als Kompensation von Treibhausgasemissionen auf dem freiwilligen Kohlenstoffmarkt gehandelt. MoorFutures sind Kohlenstoffzertifikate zur Finanzierung solcher Maßnahmen. Die weiterentwickelten MoorFutures berücksichtigen nun weitere ökologische Aspekte. Detaillierte Ergebnisse haben Wissenschaftler der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald beim „Kleinen Moorgipfel“ am 23.10.2013 in Berlin vorgestellt. Das Bundesamt für Naturschutz förderte die Weiterentwicklung mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU).
Die entwässerten Moore der Welt emittieren jährlich zwei Gigatonnen CO2, etwa dreimal so viel wie durch den weltweiten Flugverkehr freigesetzt werden. Die wichtigsten Hotspots dieser Emissionen sind Indonesien, die Europäische Union, Russland, China und die USA. Auch Deutschland gehört zur Weltspitze der Moor-CO2 emittierenden Länder. Die jährlichen THG-Emissionen aus landwirtschaftlicher Moornutzung betragen 43 Millionen Tonnen CO2. Dies entspricht 57 Prozent der Gesamtemissionen aus landwirtschaftlich genutzten Böden, obwohl Moore nur sechs Prozent von diesen ausmachen. Nicht minder dramatisch ist der Verlust der biologischen Vielfalt und der Leistungsfähigkeit des Ökosystems „Moor“. So gehen durch die Entwässerung nicht nur besonders charakteristische Bestandteile der Landschaft verloren, sondern auch Lebensräume und beispielsweise die Fähigkeit, den Wasserhaushalt zu regulieren.
Die Wiedervernässung von Mooren reduziert die Emission von Treibhausgasen und ist ein kostengünstiger Beitrag zum Klima, Umwelt- und Naturschutz. Bei den maßgeblich von den Instituten für Botanik und Landschaftsökologie sowie von DUENE e. V. an der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald entwickelten MoorFutures handelt es sich um Kohlenstoffzertifikate für die Finanzierung solcher Wiedervernässungsmaßnahmen. Durch den Kauf der Zertifikate können Firmen und Einzelpersonen seit 2011 ihre unvermeidbaren Emissionen auf freiwilliger Basis ausgleichen. Damit können schon heute wichtige Wiedervernässungsmaßnahmen umgesetzt werden, während die Vernässung trockengelegter Moore im Rahmen verpflichtender Klimaschutzübereinkommen (zum Beispiel Kyoto-Protokoll) noch politisch diskutiert wird.
Die Qualität und Glaubwürdigkeit der MoorFutures-Zertifikate wird durch die Anwendung international anerkannter Standards garantiert. Derzeit werden MoorFutures in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg angeboten. Der MoorFutures-Standard ermöglicht eine Übertragung und regionale Anpassung auch in andere Bundesländer. Die Fachbehörden der anderen moorreichen Länder Bayern, Niedersachsen und Schleswig-Holstein und Bundesbehörden empfehlen, die MoorFutures auch in anderen Ländern einzuführen.
Der im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte (Mecklenburg-Vorpommern) gelegene Polder Kieve ist weltweit das erste Moor, das vollständig durch eine Finanzierung über freiwillige Kohlenstoffzertifikate wiedervernässt wurde. Die Regeneration des Moores liefert neben der Reduktion von Treibhausgasen noch weitere Ökosystemdienstleistungen, wie zum Beispiel Stoffrückhalt sowie regionale Wasser- und Klimaregulierung, und fördert den Schutz der biologischen Vielfalt. Diese zusätzlichen Dienstleistungen werden bislang nicht in Kohlenstoffzertifikaten berücksichtigt. Dies bedeutet, dass MoorFutures auf dem freiwilligen Kohlenstoffmarkt mit einer Reihe anderer Zertifikate konkurrieren, ohne dass ihr bedeutender ökologischer Mehrwert dabei berücksichtig wird.
Im Rahmen des vom Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesumweltministeriums geförderten Forschungs- und Entwicklungsvorhabens „Integrierter Moor-Offset-Standard. Zertifizierung ökologischer Co-Benefits von CO2-Offsets für Moor-Wiedervernässung“ (2011 – 2013) wurde der MoorFutures-Standard in Bezug auf zusätzliche Ökosystemdienstleistungen und Biodiversität weiterentwickelt und Methoden für die konkrete Bewertung im Polder Kieve entwickelt. Für die Etablierung des weiterentwickelten MoorFutures-Standards in anderen Regionen müssen die für Polder Kieve entwickelten Ansätze dort geprüft und gegebenenfalls angepasst werden.
An dem Vorhaben sind neben dem Institut für Botanik und Landschaftsökologie an der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung GmbH – UFZ, Leipzig (Leitung), das Institut für Ökosystemforschung an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, die Firma Dr. Dittrich & Partner Hydro-Consult GmbH, Dresden, sowie unterstützend das Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz des Landes Mecklenburg-Vorpommern beteiligt.
Weitere Informationen
Ergebnisse des Forschungs- und Entwicklungsvorhabens „Integrierter Moor-Offset-Standard. Zertifizierung ökologischer Co-Benefits von CO2-Offsets für Moor-Wiedervernässung“ (2011 – 2013)
http://www.moorfutures.de/sites/default/files/moorgipfel.pdf
MoorFutures
http://www.un-dekade-biologische-vielfalt.de/index.php?menuecms=2220&wettbewerb_id=76
Bericht „Integration von weiteren Ökosystemdienstleistungen einschließlich Biodiversität in Kohlenstoffzertifikate – Standard, Methodologie und Übertragbarkeit in andere Regionen“
http://www.bfn.de/0502_skriptliste.html
Kleiner Moorgipfel Berlin
http://www.un-dekade-biologische-vielfalt.de/123artikel34607_2225.html
Ansprechpartner an der Universität Greifswald
Achim Schäfer
Lehrstuhl für Allgemeine Volkswirtschaftslehre und Landschaftsökonomie
Soldmannstraße 15
17489 Greifswald
Telefon 03834 86-4180
schaefea@uni-greifswald.de
Criteria of this press release:
Journalists, Scientists and scholars, Students
Biology, Environment / ecology
transregional, national
Miscellaneous scientific news/publications
German
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