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Wissenschaft
Acht Geisteswissenschaftler aus dem Ausland erhalten je eine Viertelmillion Euro für die Kooperation mit deutschen Wissenschaftlern
Die Alexander von Humboldt-Stiftung hat acht Geistes- und Sozialwissenschaftler aus dem Ausland für den Anneliese Maier-Forschungspreis ausgewählt. Mit dem Preisgeld von jeweils 250.000 Euro sollen Forschungskooperationen mit Fachkollegen in Deutschland finanziert werden. Nominiert werden die Wissenschaftler von Kooperationspartnern an deutschen Universitäten und Forschungseinrichtungen. Der Preis wird aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung finanziert und soll die Internationalisierung der Geistes- und Sozialwissenschaften in Deutschland voranbringen.
Die vier Preisträgerinnen und vier Preisträger wurden unter insgesamt 60 Nominierten aus 17 Ländern ausgewählt. Die meisten Nominierten kamen aus den USA (24) und Großbritannien (7) sowie Israel (4), den Niederlanden (4) und Spanien (4).
Die Sprachwissenschaftlerin Mary E. Beckman (60) aus den USA ist anerkannt als weltweit führende Vertreterin ihres Fachs und als Pionierin der Laborphonologie. In ihren Arbeiten erforscht sie unter anderem den systematischen Zusammenhang zwischen individuellem Erstspracherwerb und langfristigem Sprachwandel. Ihre Erkenntnisse zum Spracherwerb bei Kindern helfen auch die Verarbeitungsprozesse bei Erwachsenen besser zu verstehen. Mary E. Beckman erforscht vergleichend Sprachen wie Koreanisch, Japanisch, Griechisch und Englisch und kommt hierbei auch übergreifenden Phänomenen auf die Spur. In München soll sie an verschiedenen nationalen, aber vor allem auch an internationalen Kooperationen mitwirken beziehungsweise diese zu initiieren helfen.
Gastinstitut: Ludwig-Maximilians-Universität München, Institut für Phonetik und Sprachverarbeitung
Geert Bouckaert (55) aus Belgien gehört zu den bedeutendsten und international sichtbarsten Public-Management-Forschern weltweit. Er ist ein Experte für den internationalen Vergleich von Verwaltungsreformen und für die Messbarkeit von Verwaltungshandeln und hat bereits mehrere europäische Regierungen beraten. In Potsdam soll er dem Profilschwerpunkt "Public Policy and Management" neue Impulse geben und helfen, Potsdam als eine der in Deutschland führenden Universitäten im Bereich der Verwaltungswissenschaften zu stärken.
Gastinstitut: Universität Potsdam, Lehrstuhl für Politikwissenschaft, Verwaltung und Organisation
Die renommierte spanische Islamhistorikerin Maribel Fierro (57) ist eine führende Expertin für die vormoderne Geschichte des islamischen Westens. Mit ihrer Forschung beleuchtete sie insbesondere das Wechselverhältnis zwischen Politik, Religion und Wissenschaft in al-Andalus, dem vom 8. bis 15. Jahrhundert muslimisch beherrschten Teil des heutigen Spaniens. Ihre Forschung zeigt unter anderem, wie stark die politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen in al-Andalus mit denen in den anderen islamischen Ländern verwoben war. In Berlin soll sie den Ruf der Freien Universität als internationales Zentrum der Erforschung der islamischen Geistesgeschichte stärken und Nachwuchswissenschaftlern des Faches eine Möglichkeit geben, schon zu einem frühen Zeitpunkt ihrer Laufbahn in ein internationales Forschungsprojekt eingebunden zu werden.
Gastinstitut: Freie Universität Berlin, Institut für Islamwissenschaft
Der britische Philosoph Kit Fine (67) gilt als einer der bekanntesten und einflussreichsten Philosophen im Bereich der Logik, der Sprache und der Metaphysik weltweit. Besonders innovativ innerhalb der Metaphysik sind seine neo-aristotelische Konzeption von Essenzen und Einzeldingen, seine Theorie metaphysischer Fundierung und seine Arbeiten zur Metaphysik der Zeit. Auch die Sprachphilosophie verdankt Fine entscheidende Impulse, etwa seine Konzeption des semantischen Relationismus oder seine Ideen zur Wahrmachersemantik. In Hamburg soll der weltweit bestens vernetzte Wissenschaftler zur Internationalisierung der Bereiche Metaphysik, Sprachphilosophie und Logik beitragen und den wissenschaftlichen Nachwuchs in seine Arbeit einbeziehen.
Gastinstitut: Universität Hamburg, Philosophisches Seminar
Die seit langem in Großbritannien forschende deutsche Psychologin Ulrike Hahn (50) gehört zu den weltweit führenden Köpfen in der Psychologie des Denkens, Entscheidens und Urteilens. Als Entscheidungsforscherin arbeitet sie stark interdisziplinär und nutzt ihre große Expertise auf weiteren Forschungsgebieten wie in der Philosophie, der Informatik, der Mathematik und in den Rechtswissenschaften. In München soll sie helfen, den Bereich der kognitiven Wissenschaften und der Mathematischen Philosophie international noch sichtbarer zu machen. Außerdem ist eine Einbindung in das Schwerpunktprogramm "New Frameworks of Rationality" geplant.
Gastinstitut: Ludwig-Maximilians-Universität München, Fakultät für Philosophie, Wissenschaftstheorie und Religionswissenschaft
Der amerikanische Soziologe Donald Tomaskovic-Devey (56) ist einer der renommiertesten Experten für die Erforschung von Ungleichheiten am Arbeitsmarkt, ein Gebiet, das meist von den Wirtschaftswissenschaften bearbeitet wird. Sein Ziel ist eine empirisch überprüfbare Theorie sozialer Ungleichheiten, die möglichst umfassend die wichtigsten Faktoren wie soziales Umfeld, Bildung, Mobilität und Einkommen in den Blick nimmt und die Ursachen und individuellen und gesellschaftlichen Folgen sozialer Ungleichheiten identifiziert. In Bielefeld soll Tomaskovic-Devey beim Ausbau eines internationalen Forschungsnetzwerks zur Analyse sozialer Ungleichheiten mitwirken.
Gastinstitut: Universität Bielefeld, Fakultät für Soziologie
Die Amerikanerin Kathleen Vohs (39) gilt als besonders innovative und international führende Psychologin auf dem Gebiet der Selbstkontrolle und experimentellen Konsumentenpsychologie. In ihren Modellen betrachtet sie Selbstkontrolle als begrenzte Ressource, die durch Ausübung erschöpft, aber auch wie ein Muskel trainiert werden kann. Ihre Forschung ist bedeutend für alle Bereiche, in denen Selbstkontrolle wünschenswert ist, von der Pädagogik bis zur Gesundheitsvorsorge. In Heidelberg soll sie in die Schwerpunkte Selbst- und Verhaltensregulation eingebunden werden und insbesondere auch mit Nachwuchswissenschaftlergruppen zusammenarbeiten.
Gastinstitut: Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, Psychologisches Institut
Der Brite Gregory Woolf (51) ist einer der führenden Historiker für die Geschichte des römischen Reichs. Er verbindet archäologische mit literarischen Quellen und untersucht ein breites Feld von eisenzeitlichen Kulturen am Rande oder außerhalb des Imperium Romanum über Arbeiten zu Religion, Kriegsführung, Wirtschaftsgeschichte und Migration bis hin zu Themen wie Alphabetisierung, Geschlechterbeziehungen und das Verhältnis zwischen antiken Großstädten und der Provinz. In Erfurt soll Woolf helfen, die deutsche Forschung zur antiken Religionsgeschichte stärker international zu vernetzen.
Gastinstitut: Universität Erfurt, Max-Weber-Kolleg für kultur- und sozialwissenschaftliche Studien
Die Preisverleihung findet im Herbst 2014 statt. Der Nominierungsschluss für die nächste Vergabe der Anneliese Maier-Forschungspreise ist der 30. April 2014.
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Pressekontakt:
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Die Alexander von Humboldt-Stiftung
Jährlich ermöglicht die Humboldt-Stiftung über 2.000 Forschern aus aller Welt einen wissenschaftlichen Aufenthalt in Deutschland. Die Stiftung pflegt ein Netzwerk von weltweit mehr als 26.000 Humboldtianern aller Fachgebiete in über 130 Ländern - unter ihnen 50 Nobelpreisträger.
http://Weitere Informationen finden Sie unter:
http://www.humboldt-foundation.de/web/1698167.html
Criteria of this press release:
Journalists, Scientists and scholars
History / archaeology, Language / literature, Law, Philosophy / ethics, Psychology
transregional, national
Contests / awards, Cooperation agreements
German
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