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Wissenschaft
Früher - da war mit der Kleidung alles anders: Nicht nur die festlichen, auch die robusten, alltäglichen Kleidungsstücke hatten ihren besonderen Wert. Sie waren mit Sorgfalt gefertigt und mußten jahrelang halten. Heute ist Kleidung zum schnellen Wechsel bestimmt, der Mode unterworfen. Und nicht selten ist, was für "kleines Geld" von der Stange gekauft wird, ohnehin rasch verschlissen. Fixe Vorurteile? So einfach jedenfalls will es sich Heike Willingmann, Studentin der Textilwissenschaft an der Universität, nicht machen. Im Rahmen ihrer Examensarbeit will sie das heute und das frühere Bekleidungsverhalten untersuchen. Dazu sucht sie das Gespräch mit Familien im Raum Dortmund.
In ihrer textilwissenschaftlichen Magistra-Arbeit will die Studentin erkunden, wie verschiedene Generationen mit ihrer alltäglichen Bekleidung umgegangen sind. Dazu will sie mehrere Dortmunder Familien aus unterschiedlichen Stadtteilen und Einkommensverhältnissen zu ihrem Umgang mit Bekleidung befragen. Im Vordergrund der Untersuchung steht, was sich in den letzten zwei, drei Generationen verändert hat: Welche "Lebensdauer" wird heute und wurde früher von den Kleidungsstücken erwartet? Wie wird am "Ende" mit den Kleidungsstücken umgegangen? Werden und wurden sie von den Nachwachsenden aufgetragen? Gab es schon frühere Formen der Altkleidersammlung? Wer ribbelt noch heute alte Pullover auf? Werden Socken noch gestopft?
Es soll der Frage nachgegangen werden, wie sich am Beispiel des Verbrauchs, Verschleißes, des Verwahrens und des Sichtrennens von Kleidung, der Umgang und der Bezug zur Kleidung verändert hat.
Heike Willingmann hat für ihre Arbeit zum Abschluß des Studiums bereits viele Einschätzungen, die sie aber im Gespräch mit Familien überprüfen will. Ihre Ausgangsüberlegungen sind: Kleidung galt bis zur Industrialisierung in allen Gesellschaftsschichten als sehr wertvoll und diente sogar als Rechtsgegenstand. Neue Kleidung wurde meist individuell vom Schneider, in bäuerlichen Haushalten sogar manchmal von der Faser bis zum Zusammennähen selbst hergestellt und war oft für die lebenslange Tragezeit einer Person vorgesehen. Durch die Nähe zur Produktion stand sie kulturell in einem sehr engen Verhältnis zum Menschen. Sie wurde gepflegt und gehegt, verändert und umgenutzt, verschenkt, verkauft oder als Flicken weiterverwendet - jedoch nie einfach weggeworfen.
Heute hat sich diese Umgangsweise gravierend gewandelt. Kleidung ist zum Konsumgegenstand geworden. Sie bedarf nicht mehr in dem Maße der Pflege und Sorge wie früher, da sie im Überfluß vorhanden ist. Sie wird abgetrennt von der eigenen Kultur in weit verstreuten Ländern produziert. Wie verschaffen wir uns heute Nähe zur Bekleidung? Durch Erinnerungen ("das Hemd von meiner Oma") oder Anleihen an vergangene Zeiten (Retrokleidung) oder durch Second Hand Kleidung?
Die Studentin: "Es wäre toll, wenn sich im Raum Dortmund ein paar Familien finden würden, die sich zu diesem Thema befragen lassen wollen. Es geht dabei nicht um profundes Wissen über unsere Bekleidungskultur, sondern darum, wie wir uns mit ihr auseinandersetzen. Die Interviews verlaufen in einem erzählenden Gespräch. Die persönlichen Daten bleiben, wenn es erwünscht wird, anonym. Die Familien sollten aber Mitglieder in mindestens drei bis vier Generationen haben, die nicht unbedingt alle zusammenleben müssen. Jedoch sollten Jugendliche zwischen 14 - 18 Jahren dabei sein."
Interessenten können sich im Institut für Textilgestaltung unter der Rufnummer (0231) 755-4507 melden. Sie werden zurückgerufen.
Criteria of this press release:
Art / design, History / archaeology, Music / theatre, Psychology, Social studies
transregional, national
Research projects
German
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