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Wissenschaft
Das Schlimmste ist die Angst
Psychoonkologische Betreuung für Tumorpatienten
Tumorpatienten sollte psychoonkologische Betreuung angeboten werden - möglichst frühzeitig und langfristig. Das hat Diplompsychologin Mechthild Determann, Mitarbeiterin der Abteilung Viszeral- und Transplantationschirurgie der Ulmer Universitätsklinik, herausgefunden. Für ihre Studie "Evaluation der Effekte psychoonkologischer Betreuung auf die Verarbeitung von Angst und auf die Lebensqualität stationärer Patienten mit kolorektalen Karzinomen in der Allgemeinchirurgie" wurde sie am 9. November 2002 mit dem Forschungs- und Entwicklungspreis des Krebsverbandes Baden-Württemberg e.V. ausgezeichnet. Damit würdigt der Krebsverband Baden-Württemberg e.V. anwendungsbezogene Forschungsansätze, die dazu dienen können, die psychosoziale Versorgung von Krebspatienten zu verbessern.
Ziel des gemeinsam mit Abteilungsdirektorin Prof. Dr. Doris Henne-Bruns durchgeführten, von der Deutschen Krebshilfe e.V. geförderten Gesamtprojekts war es zu überprüfen, ob psychoonkologische Betreuung dazu beiträgt, die Ängste der Patienten zu vermindern und ihre Lebensqualität zu verbessern. Ferner wurde untersucht, ob sich die subjektiv erlebte Belastung in hormonellen und immunologischen Korrelaten niederschlägt - eine Fragestellung, hinsichtlich deren auf klinischer und wissenschaftlicher Ebene erheblicher Aufklärungsbedarf besteht.
Die Forscher erfaßten mittels Fragebogen und Labortest von 106 chirurgischen Darmkrebspatienten nach persönlicher Einwilligung medizinische, chirurgische, hormonell-immunologische und soziodemographische Basisdaten sowie Kennwerte für Lebensqualität und psychisches Befinden. Anschließend erfolgte eine randomisierte (zufallsweise) Aufteilung in zwei Gruppen: Gruppe eins erhielt während ihres stationären Aufenthaltes psychoonkologische Betreuung (Interventionsgruppe), Gruppe zwei nicht (Kontrollgruppe). Am zehnten postoperativen Tag sowie drei Monate nach der Operation wurde die Datenerhebung wiederholt.
An der prinzipiellen Notwendigkeit psychoonkologischer Unterstützung läßt Determanns Studie keine Zweifel: die Untersuchungen ergaben bei 32 %, also bei nahezu jedem dritten Patienten, die Diagnose einer manifesten psychischen Störung. Da Patienten mit bekannter psychischer Störung vorab von der Studie ausgeschlossen worden waren und epidemiologische Befunde die Zahl bestätigen, läßt dies eindeutig darauf schließen, daß, wie zu vermuten, die Erkrankung an Darmkrebs eine erhebliche psychische Belastung darstellt. Am schlimmsten für die Betroffenen, dies ergab die Studie ebenfalls, ist die Angst am Tag vor der Operation. Auch während des Aufenthaltes in der Akutklinik stellt die Angst - vor dem Tumor, vor der Operation, vor dem Verlust der Arbeitsfähigkeit, vor weiteren Behandlungen und diagnostischen Maßnahmen, vor Rezidiven und vor dem Tod - neben den vielfältigen körperlichen Einschränkungen einen herausragenden Belastungsfaktor dar, insbesondere beim Auftreten postoperativer Komplikationen.
Die vergleichende Auswertung der Fragebögen ließ erkennen, daß die Betreuung der Patienten einen signifikant positiven Effekt hat. Sie kann sowohl die Angst verringern als auch das allgemeine emotionale Befinden verbessern. Allerdings hielt der Betreuungseffekt in den dokumentierten Fällen nicht über den stationären Zeitpunkt hinaus an: nach drei Monaten unterschied sich die Interventions- nicht mehr von der Kontrollgruppe. Determann erklärt dies mit der relativ kurzen postoperativen Verweildauer der Patienten (im Mittel 11 Tage), welche die Betreuungsdauer limitierte. Aufgrund ihrer Ergebnisse rät die Preisträgerin, allen Tumorpatienten zur Angstreduktion und zur Verbesserung des emotionalen Befindens eine psychoonkologische Betreuung anzubieten. Sie sollte möglichst frühzeitig in den Behandlungsablauf integriert werden und sich unabhängig von der Verweildauer am individuellen Bedarf orientieren.
Criteria of this press release:
Medicine, Nutrition / healthcare / nursing
transregional, national
Research results
German
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