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Dresden – Bei Gehirnoperationen wegen eines Tumors ist krankes Gewebe oft nicht von gesundem zu unterscheiden. Doch gerade in Gehirn und Rückenmark hätte die Entfernung gesunden Gewebes schwerwiegende und irreparable Folgen für den Patienten. Lösen könnte dies eine neue Mikroskopie-Technik – die CARS (Coherent Antistokes Raman Scattering)-Mikroskopie, die in Echtzeit Bilder in hoher Auflösung liefert. Die Chancen und zukünftigen Einsatzmöglichkeiten von CARS sind eines der Themen der 65. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Neurochirurgie (DGNC), die vom 11. bis zum 14. Mai 2014 in Dresden stattfindet.
Bisherige mikroskopische Methoden zur Unterscheidung von krankem und gesundem Gewebe basieren darauf, dass Gewebe entnommen, tiefgekühlt, zerschnitten und eingefärbt wird. Dieser zeitliche Aufwand ist während einer Operation jedoch kaum möglich. „In der Neurochirurgie ist die Abgrenzung eines Hirntumors von den ihn umgebenden gesunden Nervenzellen während einer Operation von entscheidender Bedeutung“, sagt Professor Dr. med. Gabriele Schackert, Direktorin am Universitätsklinikum Dresden und Präsidentin der 65. Jahrestagung der DGNC. Einerseits müsse krankes Gewebe möglichst vollständig entfernt werden. Andererseits sollten keine gesunden Zellen entnommen oder beschädigt werden, da sonst bleibende Beeinträchtigungen wie Lähmungen oder Sprachstörungen drohen. „Dabei spielt für mich eine ganz wesentliche Rolle, dass unsere Patienten erwarten, nach einer Hirn-Operation keine zusätzlichen neurologischen Ausfälle zu haben“, betont Professor Schackert. Deshalb sei präzisestes Vorgehehen absolut unabdingbar.
Helfen könnte den Operateuren hierbei künftig die CARS-Technologie, die innerhalb eines nationalen Forscherverbundes namens „mediCARS“ erforscht und durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wird. Sie basiert auf dem Prinzip, dass das zu untersuchende Gewebe mit Laserlicht bestrahlt wird. Je nachdem, wie das Material beschaffen ist, wird das Licht gestreut und in der Frequenz und Intensität verschoben. Dies spiegelt dessen chemische Zusammensetzung wider. „Damit wäre eine schnelle, schadenfreie und während der OP im betroffenen Gewebe selbst vorgenommene Gewebeanalyse möglich“, sagt Professor Dr. med. Matthias Kirsch, Leiter der neurochirurgischen Arbeitsgruppe am Universitätsklinikum Dresden. Die Dresdner Forscher konnten bereits nachweisen, dass das Laserlicht zu keiner zusätzlichen Schädigung des Hirngewebes führt.
CARS wird bereits in der Materialforschung, zum Beispiel bei der Qualitätsbestimmung von Diamanten, und in der Medizin zur Untersuchung von Gewebeproben, eingesetzt. Die Geräte sind sehr teuer, das Verfahren extrem aufwändig. Doch in den vergangenen Jahren gab es eine Reihe von Entwicklungen, um die spektroskopisch-optischen Techniken zu vereinfachen. „Ich bin deshalb zuversichtlich, dass es mehr und mehr medizinische Anwendungen geben und CARS bald in der Neurochirurgie zum Einsatz kommen wird“, sagt Professor Schackert. Dies könnte ein noch gezielteres Vorgehen ermöglichen, wenn Neurochirurgen Tumoren vollständig entfernen, gleichzeitig aber gesunde Hirnareale schonen müssen. „Wir hoffen, dass wir damit die Prognose und die Sicherheit des Patienten noch weiter verbessern können.“
Auf der 65. Jahrestagung der DGNC wird Frau Professor Schackert gemeinsam mit anderen Experten die Chancen und Grenzen von CARS in der klinischen Anwendung diskutieren. CARS ist auch ein Thema der Kongresspressekonferenz.
Weitere Informationen sowie das Programm der 65. DGNC-Jahrestagung sind unter http://www.dgnc.de/2014 abrufbar.
Terminhinweis:
Kongresspressekonferenz
Termin: Montag, 12. Mai 2014, 12.30 bis 13.30 Uhr
Ort: ICD – Internationales Congress Center Dresden, Seminarraum 3/4
Kontakt für Journalisten:
Pressestelle
65. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Neurochirurgie (DGNC)
Juliane Pfeiffer
Postfach 30 11 20
70451 Stuttgart
Tel.: 0711 8931-693
Fax: 0711 8931-167
pfeiffer@medizinkommunikation.org
Criteria of this press release:
Journalists
Medicine
transregional, national
Transfer of Science or Research
German
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