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Öffentliches Kolloquium der Indogermanistik der Universität Jena am 21./22. Mai 2014
Verschiedene Aspekte des altpersischen Reichs der Achämeniden stehen in diesem Jahr im Mittelpunkt des Maikolloquiums des Lehrstuhls für Indogermanistik unter der Leitung von Prof. Dr. Martin Kümmel. Anlässlich des 2.500. Jubiläums der Thronbesteigung durch Xerxes I. im Jahre 486 vor Chr. steht die öffentliche Tagung am 21./22. Mai unter dem Titel „Das altpersische Reich der Achämeniden: ein multilingualer Sozialstaat im Vorderen Orient?“.
Immer noch herrscht in Europa die Vorstellung, dass die alten Perser mordlüsterne und grausame Barbaren waren. Dieses stark ins Negative verzerrte Bild wurde durch die Griechen geprägt, wobei schon der erste griechische Geschichtsschreiber Herodot (5. Jhd. v. Chr.) durch die Schilderung oft bestialischer Details ein mosaikartiges Schreckensbild der Perser schuf. Auch der Film „300“ von Zack Snyder aus dem Jahr 2007, der den Widerstand einiger Griechen unter Leonidas bei den Thermopylen thematisiert, zeigt den persischen Großkönig Xerxes als martialischen Despoten. Verstärkt wird dieses Bild durch die aktuelle Lage im Nahen Osten und die politische Ordnung im heutigen Iran, der mit seiner Haltung in der Atompolitik, der Bedrohung Israels, seinem archaisch anmutenden islamischen Rechtssystem und der Ungleichbehandlung von Frauen als Bedrohung für das „westliche“ Wertesystem empfunden wird.
Einer der ersten Sozialstaaten des Vorderen Orients
Dagegen ist kaum bekannt, dass das von Kyros II. begründete Reich – von Dareios I. (um 549-486 v. Chr.) im Jahre 521 v. Chr. als Achämenidenreich konsolidiert und von Xerxes I. ab 486 fortgeführt – als einer der ersten Sozialstaaten des Vorderen Orients gelten kann. Neben den Monumentalinschriften gibt es Hunderte in elamischer und aramäischer Sprache verfasster Verwaltungs- und Inventartexte, in denen uns die Ordnung des gesellschaftlichen Gemeinwesens und das Alltagsleben entgegentritt. Sie zeigen ein völlig anderes Bild des persischen Großreichs: So bekamen beispielsweise Männer und Frauen das gleiche „Gehalt“ (in Form von Naturalien) für die gleiche Arbeit, Frauen erhielten nach der Geburt eine Art Mutterschaftsurlaub mit Lohnfortzahlung, Schwangere bekamen Sonderrationen, Behinderte oder durch einen Unfall arbeitsunfähig Gewordene wurden durch eine Art „Mindestlohn“ unterstützt. Darüber hinaus herrschte, solange man sich an die bestehenden Gesetze hielt, z. B. Religionsfreiheit und Freiheit in der Lebensführung oder dem Gebrauch anderer Sprachen. „Das ist durchaus nicht selbstverständlich – in der Geschichte der Menschheit wurden Sprachen oft zum Zwecke der Unterdrückung ihrer Sprecher verboten“, unterstreicht Prof. Kümmel. Zudem hat Dareios I. auch die vielleicht schon früher erfundene altpersische Schrift erstmals für lange Texte verwenden lassen. Diese offiziellen Inschriften sind ebenfalls eine wichtige Informationsquelle sowohl für sprachwissenschaftliche als auch kultur- und geschichtswissenschaftliche Fächer. Bemerkenswerterweise sind sie in mehreren Sprachen verfasst, was die im Achämenidenreich besonders ausgeprägte Mehrsprachigkeit widerspiegelt. „Das altpersische Reich ist daher auch im Hinblick auf die Frage ,multikultureller‘ Gemeinschaften ein interessantes historisches Beispiel“, betont Kümmel.
Zu dieser internationalen Tagung sind Vertreter aus verschiedenen Fachrichtungen eingeladen, um das altpersische Großreich in allen seinen Facetten zu erfassen und im interdisziplinären Austausch neue Erkenntnisse zu gewinnen.
Die Tagung findet in den Rosensälen (Fürstengraben 27) statt und steht allen Interessierten offen.
Kontakt:
Prof. Dr. Martin J. Kümmel
Lehrstuhl für Indogermanistik der Universität Jena
Zwätzengasse 12
07743 Jena
Tel.: 03641 / 944381
E-Mail: martin-joachim.kuemmel[at]uni-jena.de
http://www.indogermanistik.uni-jena.de/dokumente/PDF/Maikolloquium2014.pdf - das Programm der Tagung
Der Jenaer Indogermanist Prof. Dr. Martin J. Kümmel veranstaltet das Kolloquium über „Das altpersisc ...
Foto: Jan-Peter Kasper/FSU
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