idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
01/31/2003 13:56

Neugeborenes mit kleinsten Instrumenten gerettet

Monika Paschwitz Abteilung Hochschulkommunikation/Bereich Presse und Information
Friedrich-Schiller-Universität Jena

    Kinderchirurg der Uni Jena operiert Speiseröhrenfehlbildung minimal-invasiv

    Jena (31.01.03) Manche Menschen sind Glückskinder, obwohl es zunächst ganz anders aussieht. Vor zwei Wochen ist Linda aus Schleiz geboren worden. Mit 2400 Gramm Geburtsgewicht wirkte sie gesund, von Erkrankungen, gar einer Fehlbildung war nichts bekannt. Unmittelbar nach der Geburt stellten die Ärzte in der Saale-Orla-Klinik aber fest, dass die Speiseröhre zum Teil fehlte und das untere Stück der Speiseröhre statt dessen in die Luftröhre mündete. Linda wurde sofort ins Klinikum der Friedrich-Schiller-Universität Jena gebracht, wo sie vom Direktor der Kinderchirurgie Prof. Dr. Felix Schier operiert wurde.

    "Als wenn bei einem Schlauch in der Mitte ein Stück fehlt und ein Ende falsch verbunden ist", verdeutlicht Schier die Speiseröhrenfehlbildung, medizinisch Ösophagusatresie genannt. "Diese ,Schlauchenden' liegen allerdings im Brustkorb des Säuglings und die Speiseröhre hat nur einen Durchmesser von wenigen Millimetern", weist der Kinderchirurg auf die Anforderungen an den Operateur hin.

    "Der Eingriff wurde - sehr wahrscheinlich weltweit zum ersten Mal - mit 2-mm dünnen Instrumenten ausgeführt", sagt Schier. Dieses Operationsbesteck hat er gemeinsam mit der Industrie für solche minimal-invasiven Eingriffe bei Neugeborenen und Kleinkindern entwickelt. Die Instrumente sind nicht dicker als eine Stricknadel und werden direkt in den Brustkorb eingeführt. Damit wurde bei Linda das untere Ende der Speiseröhre von der Luftröhre getrennt und mit dem oberen Ende der Speiseröhre verbunden. Dass seine Operationskunst erfolgreich war, konnte Schier heute (31.01.) vor den Medien darstellen. Das kleine Mädchen hat die Operation gut überstanden und nimmt seine Muttermilch seit zwei Tagen selber auf, freut sich auch Mutter Iris Engelhardt.

    Bisher blieben von derartigen Eingriffen lebenslang ausgedehnte Narben zurück. Außerdem bildeten sich viele Jahre später bei diesen Kindern Wirbelsäulenverkrümmungen oder ein hochstehendes Schulterblatt, weist Schier auf Probleme mit den früheren Operationsverfahren hin. All dies hoffen die Kinderchirurgen, mit der neuen Technik später nicht mehr zu erleben. "Schon jetzt sind von der Operation praktisch keine Narben mehr zu sehen", zeigte Schier. "Dem Kind wird in einigen Jahren niemand mehr glauben, dass es eine solche schwere Operation durchgemacht hat." Die Kinderchirurgen sind selber verwundert, wie viel besser Linda schlucken kann als die früher operierten Kinder. "Anscheinend ist die Methode auch für das Gewebe schonender als die bisher üblichen Techniken, bei denen der Brustkorb geöffnet werden musste", weist der Jenaer Experte für minimal-invasive Eingriffe auf einen weiteren Vorteil.

    Der Erfolg der Behandlung basiert für Schier auf mehreren weiteren Faktoren. "Wichtig war das schnelle Erkennen der Fehlbildung durch die Kollegen in der Saale-Orla-Klinik und ihr Entschluss, das Mädchen in die Jenaer Kinderchirurgie bringen zu lassen", freut er sich über die gute Zusammenarbeit. Zudem sei die Operation auch eine bemerkenswerte Leistung der Jenaer Anästhesiologen gewesen, "denn minimal-invasive Eingriffe in der Brusthöhle sind bei einem kleinen, künstlich beatmeten Neugeborenen nicht einfach", weiß Schier. Und dank der geringen Größe der Instrumente "konnte ich Linda sehr viel schonender und gefahrloser operieren", unterstreicht der Direktor der Jenaer Kinderchirurgie. Der gute Zustand der kleinen Patientin, die in wenigen Tagen die Jenaer Kinderchirurgie verlassen kann, beweist den Erfolg von Schiers Bemühungen - und zeigt, dass sie doch Glück im Unglück hatte.

    Kontakt:
    Prof. Dr. Felix Schier
    Klinik für Chirurgie der Universität Jena
    Bachstr. 18, 07743 Jena
    Tel.: 03641/933165, Fax: 03641/933446
    E-Mail: felix.schier@med.uni-jena.de


    Images

    Criteria of this press release:
    Medicine, Nutrition / healthcare / nursing
    transregional, national
    Personnel announcements
    German


     

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).