idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
02/20/2003 11:12

RUB-Tagung: Wie Kolonialmächte Völkermord und Sklaverei rechtfertigten

Dr. Josef König Dezernat Hochschulkommunikation
Ruhr-Universität Bochum

    Wie wurde die Eroberung Amerikas und Afrikas gerechtfertigt, wie die Gewalt gegen indianische und afrikanische Stämme legitimiert und warum kommt Afrika bis heute nicht zur Ruhe? Das sind Themen einer interdisziplinären Tagung über "Kolonialismus, Kolonialdiskurs und Genozid" (21.- 23.03.03), die das Institut für Diaspora- und Genozidforschung an der Ruhr-Universität Bochum in der Evangelischen Akademie Bad Boll veranstaltet. Wissenschaftler verschiedener Fachgebiete diskutieren darüber, wie koloniale Gewalt entsteht bzw. dazu diente, Völker zu unterdrücken und auszubeuten und wie diese Gewalt sprachlich so verbrämt wurde, dass sie die Kolonisation als Geschichte der Ausrottung rechtfertigte.

    Bochum, 20.02.2003
    Nr. 50

    "Rottet all das Viehzeug aus!"
    Wie Kolonialmächte Völkermord und Sklaverei rechtfertigten
    RUB-Tagung zu "Kolonialismus, Kolonialdiskurs und Genozid"

    "Rottet all das Viehzeug aus!" - so drakonisch drückt der Schriftsteller Joseph Conrad durch seine Figur, den Elfenbeinjäger Kurtz, das damalige kollektive Denken der Europäer über die 'Eingeborenen' Afrikas aus - und so 'behandelten' sie auch die Bewohner der Kolonialreiche. Wie wurde die Eroberung Amerikas und Afrikas gerechtfertigt, wie die Gewalt gegen indianische und afrikanische Stämme legitimiert und warum kommt Afrika bis heute nicht zur Ruhe? - das sind Themen einer interdisziplinären Tagung über "Kolonialismus, Kolonialdiskurs und Genozid" (21.- 23.03.03, Bad Boll), die das Institut für Diaspora- und Genozidforschung an der Ruhr-Universität Bochum (IDG) in der Evangelischen Akademie Bad Boll veranstaltet. Wissenschaftler verschiedener Fachgebiete diskutieren darüber, wie koloniale Gewalt entsteht bzw. dazu diente, Völker zu unterdrücken und auszubeuten und wie diese Gewalt sprachlich so verbrämt wurde, dass sie die Kolonisation als Geschichte der Ausrottung rechtfertigte.

    Ca. 60.000 Herero wurden ermordet

    Vor knapp 100 Jahren erhoben sich die Herero, eine Bevölkerungsgruppe in der damaligen Kolonie Deutsch-Südwestafrika (heute: Namibia), gegen die deutschen Kolonialherren. Die Kolonialtruppen ermordeten darauf hin etwa 60.000 Herero. Das Bochumer IDG arbeitet an einem von der Fritz Thyssen Stiftung geförderten Forschungsprojekt über "Sprachliche Strategien der Exklusion in politischer Gewalt: Der Herero-Nama-Aufstand 1904/ 1907 in der zeitgenössischen deutschen Literatur". Dabei untersuchen Wissenschaftler, wie über koloniale Gewalt gesprochen, wie diese Gewalt sprachlich legitimiert wurde.

    "Koloniale Völkermorde" damals und heute

    Die Tagung in Bad Boll will unter anderem eine neue theoretisch-methodische Basis dafür erarbeiten. Untersucht werden Beispiele kolonialer Gewalt, Strategien zu ihrer Legitimation sowie die kolonialen Ursprünge sogenannter "ethnischer Gewalt" in den Phasen der Dekolonisation bis heute, z. B. der Völkermord an den Herero, koloniale Gewalt in Amerika, Indien oder China oder der Genozid in Rwanda. Welche Formen und Strukturen des Kolonialismus bzw. kolonialer Gewalt müssen unterschieden werden? Welche sprachlichen Strategien der Aussonderung und Normalisierung lassen sich vor und nach Ablauf kolonialer Vernichtungsstaaten erkennen? Haben koloniale Rassenlehre, kulturevolutionistische Vorstellungen oder die Entstehung der Rechtsethnologie "ethnische Diskurse" initiiert, auf denen gegenwärtige "ethnische Gewalt" gründet? Diesen und weiteren Fragen soll während der Tagung u. a. von Historikern, Literaturwissenschaftlern, Soziologen und Politikwissenschaftlern nachgegangen werden.

    Themen und Referenten

    Mihran Dabag (Bochum): Gewalt im kolonialen Kontext - Eine problematisierende Einführung
    Michael Mann (Hagen): Das "Gewalt-Dispositiv" des modernen Kolonialstaates
    Leonhard Harding (Düsseldorf): Kolonialer und missionarischer Diskurs - Geschichtsbild und Völkermord in Rwanda
    Sabine Hofmann (Frankfurt am Main): Die Eroberung Amerikas: Strategien der Rechtfertigung
    Christoph Marx (Essen): Kolonialkrieg und rassistische Dämonologie: Das südliche Afrika im frühen 19. Jahrhundert
    Medardus Brehl (Bochum): "Ich denke, die haben ihnen zum Tode verholfen". Sprachliche Muster der Legitimation kolonialer Gewalt
    Alexander Honold (Berlin): Raum ohne Volk. Zur Imaginationsgeschichte der kolonialen Geographie
    Jan Henning Böttger (Bochum): Zivilisierung der "Vernichtung". Der "Herero-Aufstand" im kolonialen Rechts diskurs
    Uwe-K. Ketelsen (Bochum): Flexible Ordnung: Der koloniale Diskurs und die Öffnung des europäischen Ostens im deutschen Roman
    Mahmood Mamdani (New York): Colonial und postcolonial Genocide in Africa
    Horst Gründer (Münster): Mission und Gewalt im kolonialen Kontext - am Beispiel Chinas
    Jürgen Zimmerer (Coimbra): Kolonialer Genozid? Möglichkeiten und Grenzen einer historischen Kategorie

    Weitere Informationen

    Institut für Diaspora - und Genozidforschung an der Ruhr-Universität Bochum, 44780 Bochum, Telefon: 0234/ 32 29700, - 29702 (Sekr.), Fax: 0234 / 32 -14770 mihran.dabag@ruhr-uni-bochum.de, Internet: http://www.ruhr-uni-bochum.de/idg/ProgTagKolonialGenozid.pdf
    Irmgard Metzger, Evangelische Akademie Bad Boll, Tel.: 07164 / 79229, Fax: 07164 / 795229, E-Mail: irmgard.metzger@ev-akademie-boll.de


    More information:

    http://www.ruhr-uni-bochum.de/idg/ProgTagKolonialGenozid.pdf


    Images

    Criteria of this press release:
    History / archaeology, Language / literature, Law, Politics, Social studies
    transregional, national
    Miscellaneous scientific news/publications, Scientific conferences
    German


     

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).