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Wissenschaft
Professionalität anzuzeigen bedeutet, glaubhaft seine Kompetenz für etwas darzustellen. Dies wiederum setzt zumindest eine bestimmte Kompetenz voraus: Darstellungskompetenz. Im allgemeinsten Sinne erscheint Professionalität somit als institutionalisierte Kompetenzdarstellungskompetenz. Das belegt die Dortmunder Soziologin Michaela Pfadenhauer in ihrem jetzt erschienenen Buch "Professsionalität - Eine wissenssoziologische Rekonstruktion institutionalisierter Kompetenzdarstellungskompetenz."
Im Anschluss an einen Überblick über einschlägige professionssoziologische Theoriepositionen wird das Phänomen Professionalität zum einen im Rekurs auf Professionen als politisch agierenden Interessensvereinigungen, zum anderen im Rekurs auf das praktische Tun des einzelnen Professionellen als einem Rollenspieler rekonstruiert.
In einem zeitdiagnostischen Ausblick wird schließlich nach (möglichen) Veränderungen von Professionalität gefragt: Zu gewärtigen ist weniger ein Ende der Professionen als vielmehr eine Erosion ihrer tradierten Kompetenzmonopole zugunsten eines "Professionalitätspluralismus".
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Rezensionsexemplare
des in diesem Monat in Opladen bei Leske + Budrich erschienenen Buches sind zu beziehen bei:
Verlag Leske + Budrich
Postfach 300 551
D - 51334 Leverkusen
Tel. 02171/4907-0; Fax: -11
e-mail: leske-budrich@t-online.de
http://www.leske-budrich.de
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Ansprechpartnerin:
Dr. Michaela Pfadenhauer
z.Zt. Seminar für Soziologie der Universität St. Gallen, Tigerbergstr. 2, CH - 9000 St. Gallen, Tel. 0041/71/224-2932; -2817 (Sekr.), Mobil: 0049/173/3500574
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Kurzfassung
der dem Buch zu Grunde liegenden Dissertation von Michaela Pfadenhauer: Inszenierung von Professionalität -
Eine theoretisch-materiale Rekonstruktion
institutionalisierter Kompetenzdarstellungskompetenz
Wie, aufgrund welcher Merkmale, gewinnen wir den Eindruck von Professionalität? - lautet die Fragestellung, zu der die vorliegende Dissertation in konzeptioneller Absicht eine theoretisch-materiale Rekonstruktion liefert. Ihr liegt das inszenierungstheoretische Erkenntnisinteresse zugrunde, die Prinzipien und Techniken der sozialen Herstellung des situativen Eindrucks von Professionalität zu erhellen. Anders ausgedrückt: Aus inszenierungstheoretischer Sicht ist 'Professionalität', was immer sie sonst noch sein mag, vor allem als Darstellungsproblem zu begreifen. Was dabei zur Darstellung kommen muss, ist Kompetenz, wofür wiederum eine bestimmte Kompetenz, die Darstellungskompetenz, eine Vorbedingung ist. Im Rekurs auf (anthropologisch fundierte) rollentheoretische Überlegungen lässt sich der Professionelle als ein darstellungskompetenter Kompetenzdarsteller beschreiben.
Von der These ausgehend, dass Professionalität im Sinne institutionalisierter Kompetenzdarstellungskompetenz als ein typisch modernes Phänomen zu begreifen ist, wird im ersten Kapitel die "Genese des Professionalismus aus berufsförmiger Arbeit und Expertenschaft" nachgezeichnet. Den (vorläufigen) Endpunkt dieses historischen Professionalisierungsprozesses markieren 'Professionen', d.h. Berufe, die über eine weitreichende Autonomie hinsichtlich der Gestaltung und Regelung ihrer berufseigenen Belange verfügen.
Die Professionssoziologie weist eine lange Tradition der Auseinandersetzung um die relevanten Merkmale von Professionen auf. Einschlägige professionssoziologische Theoriepositionen im 'Streit' um die adäquate Sicht auf Professionen werden im zweiten Kapitel skizziert und diskutiert.
Aus einer Makro-Perspektive werden Professionen im dritten Kapitel als politische Kollektiv-Akteure betrachtet. Die 'Reklamation von Zuständigkeit' (empirisch konkretisiert anhand der Professionspolitik von Humangenetikern) einerseits und die 'Reklamation von Uneigennützigkeit' (illustriert an der Kritik von Ärzteverbänden an der Gesundheitsreform 2000) andererseits bilden zwei grundsätzliche 'Stoßrichtungen' der Politik von Professionen.
Dem Inszenierungshandeln von Professionellen aus der Mikro-Perspektive gilt das analytische Interesse im vierten Kapitel. Bei der Darstellung von Professionalität in direkter Kommunikation und Interaktion ist grundlegend zwischen asymmetrischen und symmetrischen Akteurskonstellationen zu unterscheiden. Als ein Beispiel für die Herstellung situativer Überlegenheit in der Begegnung mit Klienten wird die 'Markierung von Ungeduld' seitens des Professionellen vorgestellt. In Anbetracht des (methodischen) Zugangsproblems zu 'kollegialen' Face-to-face-Interaktionen ist eine bestimmte Konzeption des Experteninterviews als ein (in dieser Hinsicht bislang nicht beachtetes) Instrument zur Gewinnung von Daten zur symmetrischen Leistungsdarstellung anzusehen. Als Kern professionellen Handelns - sowohl des einzelnen Professionellen als auch von Professionen als Kollektiv-Akteuren - erweist sich die Konstruktion von Problemen zu vorgängig bereits 'zuhandenen' Lösungen.
Im Verstande eines zeitdiagnostischen Ausblicks wird schließlich im fünften Kapitel nach den Konsequenzen des gegenwärtig zu verzeichnenden Übergangs in eine 'andere' Moderne für die Inszenierung von Professionalität gefragt. Empirisch lassen sich - etikettiert als postmoderne Professionelle, Gegen-Experten, neue Professionals und postmoderne Experten - Akteurstypen auffinden, die hinsichtlich ihrer (jeweiligen) Merkmale alle über den modernen Professionalismus hinausweisen. Bereits heute und zukünftig noch weit mehr ist infolgedessen, so die Schluss-Folgerung der vorliegenden Dissertation, von einem 'Pro-fessionalitätspluralismus' auszugehen.
Criteria of this press release:
Economics / business administration, History / archaeology, Law, Politics
transregional, national
Research results
German
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