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Symposium in München mit prominenten Experten zugunsten der Stiftung Kindergesundheit
In Deutschland leben 13 Millionen Kinder im Alter unter 18 Jahren. Ihre Rechte auf Bildung, Gesundheit und Chancengleichheit werden bei einer Tagung des Freundeskreises der Stiftung Kindergesundheit am 22. November 2014 im Dr. von Haunerschen Kinderspital der Universität München diskutiert, die unter der Schirmherrschaft der Bayerischen Staatsministerin für Gesundheit und Pflege, Frau Melanie Hummel steht. Anlass ist die vor 25 Jahren angenommene UN-Konvention über die Rechte der Kinder.
„Kinder tragen 16 Prozent unserer Bevölkerung bei, und 100 Prozent unserer Zukunft“, sagt der Münchener Kinderarzt Prof. Dr. Dr. h.c. Berthold Koletzko, Vorsitzender der Stiftung Kindergesundheit. Ihre Rechte u.a. auf Gesundheit, Bildung und Ausbildung sowie Gleichbehandlung und Schutz vor Diskriminierung wurden in der UN-Kinderrechtskonvention festgelegt. Kein anderes Übereinkommen der Vereinten Nationen ist von mehr Staaten unterzeichnet worden.
Doch wie steht es heute im Alltag unseres Landes mit der Verwirklichung der in 54 Artikeln festgelegten Ziele der Charta? Wie groß ist die Lücke zwischen politischen Absichtserklärungen und der Wirklichkeit im Sozial- und Gesundheitssystem in Deutschland? Diese Fragen werden auf dem Münchner Symposium von Experten unterschiedlicher Fachrichtungen diskutiert.
Die Volkswirtschaftlerin Prof. Dr. C, Katharina Spieß vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin untersucht die ökonomischen Aspekte der Bildung und sagt “Investitionen in die frühkindliche Bildung und Entwicklung sind besonders effektiv und haben ein hohe Rendite für die Gesellschaft“. Nach ihren Analysen haben Bildungsinvestitionen bei Kindern aus benachteiligten Gruppen eine besonders hohe Rendite. Im internationalen Vergleich wird in Deutschland jedoch für die Bildung, Betreuung und Erziehung sehr junger Kinder nur wenig ausgegeben. Sozioökonomische Unterschiede haben mit dem Ausbau der Tagesbetreuung für Kinder unter drei Jahren eher zu- als abgenommen. Bildungspotenziale im frühen Bereich werden in Deutschland demnach nicht voll ausgeschöpft, zu Lasten der Kinder aber auch zu Lasten der Wirtschaftskraft des Landes insgesamt.
Ungleichheit in Gesundheit und Lebenserfolg von Kindern diskutiert Priv. Doz. Dr. Freia De Bock, Kinderärztin vom Mannheimer Institut für Public Health der Universität Heidelberg. Sie berichtet, dass in Deutschland derzeit fast 20 % der Kinder in relativer Armut leben, diese damit von Anfang an höhere Gesundheitsrisiken und schlechtere Entwicklungschancen aufweisen. Dies zeigt sich besonders bei kindlichem Übergewicht, Entwicklungsstörungen, emotionalen und psychischen Gesundheitsproblemen, und bei Unfällen. „Immer mehr Untersuchungen zeigen, dass die Gesundheit von Kindern stark von ihrer Lebensumgebung geprägt wird“ sagt Dr. De Bock. „Sozialpolitische Maßnahmen, wie sie z.B. in den skandinavischen Ländern eingesetzt werden, können die Armutsrate und die damit verbundenen negativen Auswirkungen für Kinder reduzieren. Dies scheint jedoch in Deutschland derzeit nicht mehrheitsfähig zu sein“.
Prof. Dr. Giovanni Maio, Professor für Medizinethik an der Univ. Freiburg, folgert, dass gerade die angemessene medizinische Betreuung schwer und chronisch kranker Kinder die zunehmende Ökonomisierung der Medizin bedroht wird. „Die Betreuung von Kindern und Jugendlichen ist nur innerhalb einer Beziehungsmedizin möglich. Die Betreuung der Kinder erfordert ein jeweils individuelles Eingehen, was eine weitgehende Standardisierung verbietet und einen deutlich höheren Aufwand an Zeit, Personal und Kosten erfordert als in der Erwachsenenmedizin“ sagt Prof. Maio. All das wird heute in einem stark ökonomisierten System, das diese Mehrkosten der Kindermedizin nicht abbildet, zunehmend in Frage gestellt. Die Etablierung einer Erlösorientierung lässt ausgerechnet die Behandlung von komplexen Problemen bei damit besonders hilfsbedürftigen Patienten als unlukrativ erscheinen. Gerade die kinder- und jugendmedizinische Betreuung schwerkranker Patienten an den Universitätskliniken gerät durch die Unterfinanzierung unter Druck, was die Versorgungsrealität sehr schwerwiegend beeinträchtigt.
Seit der Verabschiedung des UN Kinderrechtskonvention wurden weltweit große Fortschritte im Interesse der Kinder erzielt, doch in vielen Ländern, auch in Deutschland, klafft immer noch eine große Lücke zwischen den dort gestellten Forderungen und der Umsetzung, so Prof. Dr. Dr. Christoph Klein vom Haunerschen Kinderspital der Universität München. „Zu den Pionieren der Kinderrechtsbewegung gehören Kinderärzte wie Janusz Korczak, der sich als einer der Ersten für eine Menschenrechtserklärung auch für Kinder einsetzte.“ Heute fordern Kinderärzte in Deutschland die Einrichtung eines Kinderrechtsbeauftragten der Bundesregierung und die Etablierung von Monitoringstellen für Kinderrechte, und auch Korrekturen unseres Gesundheitssystems, welche die Rechte der Kinder ernsthaft berücksichtigen.
Prof. Koletzko spricht sich für eine Verankerung der Kinderrechte im Grundgesetz aus: „Das deutsche Grundgesetz schützt seit 2002 Natur und Tiere. Wenn auch die Rechte der Kinder im Grundgesetz verankert würden, müssten sie bei Gesetzesverfahren berücksichtigt und könnten auch vor den höchsten Gerichten eingefordert werden“.
http://www.kindergesundheit.de
Criteria of this press release:
Journalists
Medicine, Nutrition / healthcare / nursing, Social studies
transregional, national
Scientific conferences
German
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