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01/22/2015 18:00

Können Borneos Säugetiere trotz Abholzung und Klimawandel überleben?

Karl-Heinz Karisch Pressestelle des Forschungsverbundes Berlin e.V.
Forschungsverbund Berlin e.V.

    Borneo ist nicht nur die drittgrößte Insel der Welt und die größte Insel Asiens, sondern zugleich ein Hotspot der biologischen Vielfalt (Biodiversität). Die zahlreichen einzigartigen Wildtiere Borneos sind vom Aussterben bedroht. Dennoch besteht – bei Einsatz von gezielten Erhaltungsmaßnahmen – nach Angaben von Wissenschaftlern Hoffnung. Diese haben Veränderungen in der Landschaft Borneos mit Hilfe von Modellen für die nächsten 65 Jahre vorhergesagt. Die aktuellen Ergebnisse der Studie wurden jetzt in der Fachzeitschrift „Current Biology“ veröffentlicht.

    „Zusätzlich zu bereits bestehenden geschützten Arealen und Reservaten wäre lediglich eine kleine Fläche auf Borneo – ungefähr 28.000 km² oder vier Prozent der Insel – notwendig, um viele Säugetiere vor den Gefahren der Abholzung und des Klimawandels zu schützen“, sagt Matthew Struebig von der Universität Kent in England.

    „Da geeignete Habitate sich in Zukunft ins Hochland verlagern, gewinnen Waldgebiete in höher gelegenen Regionen an Bedeutung“, fügt Andreas Wilting vom Berliner Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) hinzu. Angesichts der Tatsache, dass ein Großteil des besagten Landes kommerziell für die Holzwirtschaft genutzt wird, ist die Holzwirtschaft auch in der Lage, eine entscheidende Rolle bei der Erhaltung der Artenvielfalt zu spielen.

    Um die Zukunft der Säugetiere in Borneo einschätzen zu können, haben die Wissenschaftler einen neuen Ansatz gewählt. „Nur wenige Prognosen für den Artenschutz untersuchen sowohl die Effekte des Klimawandels als auch die von Landnutzungsveränderung auf die tropische Artenvielfalt. Das liegt daran, dass sich zukünftige Landnutzungsänderungen oft nicht großräumig verlässlich vorhersagen lassen“, erklärt die IZW Wissenschaftlerin Stephanie Kramer-Schadt.

    Die Wissenschaftler jedoch überwanden diese Hürde, indem sie zunächst eine Vorhersage erstellten, welche die Waldgebiete identifiziert, die mit der höchsten Wahrscheinlichkeit in den nächsten Jahrzehnten in Nutzflächen umgewandelt werden. Darüber hinaus etablierten sie ein globales Netzwerk von über 60 Wissenschaftlern, die die Säugetiere Borneos erforschen. Nur durch diese Zusammenarbeit konnten für jede einzelne Säugetierart auf Borneo Waldgebiete ausfindig gemacht und dokumentiert werden, die auch in Zukunft den jeweiligen Anforderungen gerecht werden.

    Die aktuelle Studie zeigt, dass durch den Klimawandel jede dritte Säugetierart auf Borneo bis zum Jahr 2080 etwa 30 % ihres Lebensraumes verlieren könnte. Rechnet man den Verlust durch Holzeinschlag noch hinzu, bedeutet das für nahezu die Hälfte aller Säugetiere auf Borneo einen Lebensraumverlust von bis zu 30 % in den nächsten sechs Jahrzehnten.

    Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass Abholzung und Klimawandel besonders die Tieflandregenwälder Borneos treffen werden. Diese Wälder und die damit verbundenen Torf- und Sumpfgebiete sind von großer Bedeutung für bedrohte Arten wie die Otterzivette und die Flachkopfkatze. Höher gelegene Waldgebiete spielen hingegen eine entscheidende Rolle als zukünftig geeignete Lebensräume, die für viele bedrohte Arten die Auswirkungen des Klimawandels begrenzen könnten.

    Mit den neuen Ergebnissen hoffen die Forscher, grundlegende Veränderungen für den angewandten Naturschutz in der Praxis herbeiführen zu können. Im Rahmen der „Borneo Futures“ Initiative (http://www.borneofutures.org/about.html) wird das aus Wissenschaftlern, Vertretern von Naturschutzorganisationen und Regierungseinrichtungen bestehende Team seine Ergebnisse Regierungsvertretern in Indonesien, Malaysia und Brunei vorstellen. So können die wissenschaftlichen Ergebnisse auch von den lokalen Entscheidungsträgern berücksichtigt werden, damit auch in Zukunft die Vielfalt der Säugetiere auf Borneo erhalten bleibt.

    Publikation:
    Struebig MJ, Wilting A, Gaveau DLA, Meijaard E, Smith RJ, The Borneo Mammal Distribution Consortium, Fischer M, Metcalfe K, Kramer-Schadt S (2015): Targeted Conservation to Safeguard a Biodiversity Hotspot from Climate and Land-Cover Change. CURRENT BIOLOGY 25, 1–7. http://dx.doi.org/10.1016/j.cub.2014.11.067.

    Kontakt:
    Leibniz Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW)
    Forschungsverbund Berlin e.V.
    Berlin, Germany

    Dr Stephanie Kramer-Schadt
    Tel: +49 30 51 68 714
    Email: kramer@izw-berlin.de

    Dr Andreas Wilting
    Tel: +49 30 51 68 333
    Email: wilting@izw-berlin.de

    Steven Seet
    Tel: +49 30 51 68 125
    Mobil: +49 177 857 26 73
    Email: seet@izw-berlin.de

    University of Kent
    Gary Hughes
    Tel: +44 (0)1227 823581/01634 888879
    Email: g.m.hughes@kent.ac.uk

    Das Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) ist eine national und international renommierte Forschungseinrichtung der Leibniz-Gemeinschaft. Mit den Forschungszielen „Anpassungsfähigkeit verstehen und verbessern“ untersucht es die evolutionären Anpassungen von Wildtierpopulationen und ihre Belastungen durch den globalen Wandel und entwickelt neue Konzepte und Maßnahmen für den Artenschutz. Dafür setzt es seine breite interdisziplinäre Kompetenz in Evolutionsökologie und –genetik, Wildtierkrankheiten, Reproduktionsbiologie und –management im engen Dialog mit Interessensgruppen und der Öffentlichkeit ein.
    Das IZW gehört zum Forschungsverbund Berlin e.V.


    More information:

    http://www.izw-berlin.de
    http://www.cell.com/current-biology/abstract/S0960-9822(14)01565-6
    http://www.kent.ac.uk/news


    Images

    Flachkopfkatze
    Flachkopfkatze
    Foto: Andreas Wilting, Azlan Mohamed, Sabah Wildlife Depatment, Sabah Forestry Department
    None

    Otterzivette
    Otterzivette
    Foto: Andreas Wilting, Azlan Mohamed, Sabah Wildlife Depatment, Sabah Forestry Department
    None


    Criteria of this press release:
    Journalists, all interested persons
    Biology, Environment / ecology, Zoology / agricultural and forest sciences
    transregional, national
    Research results
    German


     

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