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Soziologinnen und Soziologen der Universität Jena untersuchen die Wirkung des nachhaltigen Investierens auf die Stabilität der Finanzmärkte
Der finanzielle Absturz Griechenlands bestimmt seit Monaten nicht nur die europäische Politik sondern auch die internationalen Schlagzeilen: Während die einen vom „Grexit“, dem Austritt des Landes aus der Euro-Zone reden, pocht die griechische Regierung auf einen Schuldenerlass durch ihre Gläubiger und bringt sogar die Forderung nach Reparationszahlungen aus dem Zweiten Weltkrieg ins Spiel. „Angesichts dieser schwierigen politischen wie finanziellen Lage Griechenlands wird leicht übersehen, dass dies nur das jüngste Beispiel einer andauernden fundamentalen Krise des internationalen Finanzsystems ist“, macht Prof. Dr. Stefanie Hiß von der Friedrich-Schiller-Universität Jena deutlich. Diese reiche vom Platzen der Immobilienblase in den USA 2007 über den Zusammenbruch von Lehman Brothers bis zu weltweiten Rettungspaketen und überschuldeten Staatshaushalten von heute. „Die zentralen Handlungsmotive der Finanzmärkte – Rendite, Risiko und Kurzfristigkeit – scheinen das System von innen heraus zu zermürben“, so die Auffassung der Soziologin.
Der Frage, wie diese hochgradig fragilen Mechanismen und Strukturen der globalen Finanzmärkte durchbrochen werden können, um künftig Krisen solchen Ausmaßes gar nicht erst entstehen zu lassen, gehen Soziologinnen und Soziologen der Uni Jena in einem neuen Forschungsprojekt nach. Das Projekt „Doppelte Dividende? Beitrag des nachhaltigen Investierens zur Stabilisierung des Finanzmarkts“ unter der Leitung von Prof. Hiß ist im April gestartet und wird im Rahmen der Förderinitiative „Finanzsystem und Gesellschaft“ vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) für drei Jahre mit 672.000 Euro gefördert.
„Die Grundidee des nachhaltigen Investierens besteht darin, bei Investitionsentscheidungen neben finanziellen Aspekten weitere nicht-finanzielle Kriterien zu berücksichtigen, etwa ökologische, soziale oder ethische“, erläutert Stefanie Hiß. Seine historischen Ursprünge liegen in den USA, wo bereits Anfang des 20. Jahrhunderts kirchliche Gruppierungen Investitionen in Unternehmen vermieden, die in das Geschäft mit „sündigen“ Waren wie Alkohol oder Tabak verwickelt waren. Inzwischen habe sich diese Art des Investierens auch in Deutschland etabliert, wenn auch erst als Nischenphänomen. Mit dem aktuellen Forschungsvorhaben, an dem über einen begleitenden Runden Tisch auch Praxispartner eingebunden sind, wollen Prof. Hiß und ihr Team daher untersuchen, ob sich das nachhaltige Investieren zur Stabilisierung des Finanzsystems eignet.
Zentral sei dabei die Annahme, dass nachhaltiges Investieren das Finanzsystem heterogener macht. Zudem liefert es Impulse für das Finanzsystem, „da nachhaltige Geldströme eher transparent gestaltet sind und die für den Finanzmarkt charakteristische Anonymität der Geschäfte aufheben“, so Stefanie Hiß. Das Jenaer Projektteam zielt dabei nicht auf die quantitative Bestimmung dieses Potenzials, sondern analysiert institutionelle Logiken, Akteure und Strukturen des nachhaltigen Investierens in Deutschland und unterzieht diese einem internationalen Vergleich. „Wir vermuten einen Zusammenhang zwischen den herrschenden Rahmenbedingungen und den länderspezifischen Ausprägungen des nachhaltigen Investierens. Uns geht es darum, systematisch aufzudecken, wie dieser Zusammenhang aussieht und was wir davon für Deutschland lernen können“, unterstreicht die Jenaer Soziologin.
Kontakt:
Prof. Dr. Stefanie Hiß
Lehrstuhl für Soziologie mit dem Schwerpunkt Märkte, Organisationen und Governance der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Bachstraße 18k, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 945820
E-Mail: stefanie.hiss[at]uni-jena.de
Der finanzielle Absturz Griechenlands sei nur das jüngste Beispiel einer fundamentalen Krise des int ...
Foto: Jan-Peter Kasper/FSU
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Die Soziologin Prof. Dr. Stefanie Hiß von der Uni Jena.
Foto: Anne Günther/FSU
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Criteria of this press release:
Journalists, Scientists and scholars
Economics / business administration, Politics, Social studies
transregional, national
Research projects
German
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