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Wissenschaft
Kinder und Jugendliche schikanieren ihre Altersgenossen genauso wie Erwachsene. Die Münchner Psychologin Dr. Beate Schuster hat in einer Studie unter Gymnasiasten und Gesamtschülern gezeigt: In jeder Klasse gibt es mindestens ein Mobbing-Opfer. Zum 41. Kongreß der Deutschen Gesellschaft für Psychologie vom 27. September bis 1. Oktober in Dresden wird die Forscherin erklären, wer diese Opfer sind und wie sie sich dagegen wehren können, gemobbt, also ausgegrenzt, geärgert oder sogar tyrannisiert zu werden.
Während die bisherige Forschung streng zwischen Mobbing unter Erwachsenen und Mobbing unter Kindern trennt, hat Beate Schuster beide Ansätze verglichen und herausgearbeitet: Sowohl Erwachsene als auch Kinder mobben in der Regel länger als ein halbes Jahr. Weibliche Opfer werden von Tätern beiderlei Geschlechts angegriffen, männliche Opfer dagegen vorwiegend von männlichen Tätern. In vielen Fällen unterscheiden sich die Opfer beider Gruppen durch Äußerlichkeiten vom Rest der Gruppe, indem sie zum Beispiel mit Akzent sprechen und kleiner oder schwächer sind als andere.
Aufbauend auf diese Ergebnisse wollte Beate Schuster von insgesamt 1000 Schülerinnen und Schülern der fünften bis elften Klasse wissen, wodurch ein Mobbing-Opfer sonst noch auffällt. Sie stellte den Kindern und Jugendlichen Fragen wie "Neben welchem Deiner Mitschüler/innen willst Du auf keinen Fall sitzen?", "Gibt es jemanden in Deiner Klasse, den Du nicht magst?" oder "Wie erklärst Du Dir den Mißerfolg von x?" . Außerdem untersuchte sie, wie die Kinder in Konflikten miteinander umgehen. Beate Schuster: "Die Kinder waren sich erstaunlich einig darüber, wen sie nicht mochten." Auch die Aussage der Lehrer darüber, welches Kind die Klasse schickaniert, paßte in den meisten Fällen. In der Regel handelte es sich um ein Kind in der Klasse, höchstens waren es zwei.
Unter diesen abgelehnten Kindern wiederum lassen sich zwei Typen unterscheiden: Der eine Typ greift die anderen Kinder an, ärgert sie oder stört sie beim Spielen. Der andere Typ verhält sich besonders brav und setzt sich nicht durch. Während die Kinder aber ihrem aggressiven Mitschüler in der Regel einfach aus dem Weg gehen, schikanieren sie das submissive, also schwache und unterwürfige Kind. Beide Kinder leiden darunter auf ihre Art. Beate Schuster: "Ihr aggressives oder unterwürfiges Verhalten mag dabei durchaus auch Folge ihrer Schwierigkeiten sein." So entsteht ein Kreislauf.
Das Bild, das die Klasse dabei von dem abgelehnten Kind entwickelt, gleicht einem Stereotyp, das die Kinder selbst mit neuer Information nur schwer ändern. So machen sie abgelehnte oder gemobbte Kinder für Mißerfolge selbst verantwortlich, während sie bei beliebten Kindern äußere Ursachen für Mißerfolge suchen. Beate Schuster: "Für Interventionen bedeutet dies, daß man nicht nur bei den Opfern selbst ansetzen sollte, sondern auch die MitschülerInnen einbeziehen sollte." Die abgelehnten und gemobbten Kinder können aber auch selbst einen Hebel ansetzen, indem sie weniger aggressiv bzw. weniger unterwürfig sind. Alle anderen Kinder der Klasse müssen ihr Bild des Außenseiters korrigieren. Beate Schuster: "Praktisch muß man wohl auch die Opfer darauf vorbereiten, daß sich ein negatives Image hartnäckig hält und sie nicht vorschnell entmutigt sein sollen, wenn ihr geändertes Sozialverhalten nicht sofort Früchte trägt."
Jana Miesen
http://physik.phy.tu-dresden.de/psycho/kongress/dgps98.html
Criteria of this press release:
Psychology
transregional, national
Miscellaneous scientific news/publications, Scientific conferences
German
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