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Wissenschaft
Psychologen aus Gießen und Bradford erklären die Farbverwirrung um #TheDress
G e s p e r r t bis Donnerstag, 14. Mai 2015, 18.00 Uhr MESZ
Ein Schnappschuss, auf dem ein spitzenbesetztes Kleid zu sehen ist, hat vor einigen Wochen weltweit in den sozialen Netzwerken für Kopfzerbrechen gesorgt. Warum sehen die einen ein blau-schwarzes, die anderen dagegen ein weiß-goldenes Kleid? Wahrnehmungspsychologen und -psychologinnen der Universitäten Gießen und Bradford sind der Frage in einem Experiment nachgegangen. Ein Ergebnis: „Mit einem roten Kleid wäre das nicht passiert“, sagt Prof. Dr. Karl Gegenfurtner, Abteilung Allgemeine Psychologie der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU). Der Grund für die Farbverwirrung liegt in der insgesamt bläulichen und gelblichen Färbung des Bildes. Die Forschungsergebnisse wurden jetzt in der Fachzeitschrift „Current Biology“ veröffentlicht.
Das Team, zu dem auch Prof. Dr. Marina Bloj von der Universität Bradford gehörte, fand heraus, dass alle Versuchspersonen im Grunde ähnliche Farbtöne sehen, die sich nur in der Helligkeit unterscheiden. Die wahrgenommen Farben reichen von einem sehr hellen (fast weißen) Hellblau bis zu leuchtendem Mittelblau, von Gelb und Gold bis zu einem sehr dunklen (fast schwarzen) Braun. Dabei sind die Übergänge fließend: Weder die Weiß-Gold- noch die Blau-Schwarz-Seher sind homogene Gruppen. Die wahrgenommen Farben haben dabei etwas gemeinsam: Sie befinden sich im Farbkreis auf der sogenannten Tageslichtachse. Je nach Stand der Sonne tendiert das Tageslicht eher ins Bläuliche (mittags) oder ins Gelbliche (morgens und abends).
Menschen sind normalerweise in der Lage, den Einfluss von bläulichem oder gelblichem Licht unbewusst herauszufiltern, so dass alle dieselben Farben wahrnehmen. Dazu benötigen sie aber Anhaltspunkte, also Farben, die abseits der Tageslichtachse liegen. Grüne oder rötliche Akzente fehlen bei #TheDress, wie das Kleid in den sozialen Netzwerken genannt wurde, aber völlig. Das Foto liefert damit keine Informationen über die Beleuchtungsverhältnisse. „Der Farbton hängt in der Wahrnehmung der einen Fraktion damit zusammen, dass ein weißes Kleid kühlem bläulichem Licht ausgesetzt wurde“, erklärt Prof. Gegenfurtner. „Genauso gut könnte es aber ein blaues Kleid sein, das mit warmem Licht überbelichtet wurde.“ Dass es sich, wie mittlerweile hinlänglich bekannt ist, tatsächlich um ein blau-schwarzes Kleid handelte, ist dabei Nebensache. Die Entscheidung für die eine oder andere Variante treffen die Betrachter nicht bewusst.
Dass Menschen Schwierigkeiten haben, Farben entlang der Tageslichtachse korrekt wahrzunehmen, wurde bereits in Studien belegt. So können Versuchspersonen selten ein komplett neutrales Grau am Bildschirm einstellen, das nicht entweder ins Bläuliche oder ins Gelbliche tendiert. Abweichungen in die grüne oder rote Richtung gibt es dagegen fast nie. So ist auch zu erklären, dass eine von dem Autorenteam vorgenommene rot-grüne Einfärbung des Kleides am Bildschirm zu keinerlei Wahrnehmungsunterschieden bei den Versuchspersonen führte.
Titel der Publikation:
Karl R. Gegenfurtner, Marina Bloj and Matteo Toscani: "The many colours of 'the dress'", Current Biology 25, R1–R3, June 15, 2015
DOI: 10.1016/j.cub.2015.04.043
Kontakt:
Prof. Dr. Karl Gegenfurtner
Abteilung Allgemeine Psychologie
Otto-Behaghel-Str. 10, 35394 Giessen
Telefon: 0641 99-26100
Mail: karl.r.gegenfurtner@psychol.uni-giessen.de
- Bitte beachten Sie die Sperrfrist! -
http://dx.doi.org/10.1016/j.cub.2015.04.043 (nach Ablauf der Sperrfrist)
Das Originalfoto, das für Kopfzerbrechen sorgte.
Foto: swiked/Tumblr (Reproduced with permission from Cecilia Bleasdale)
None
Die Gegenprobe mit einem rötlich gefärbten Kleid.
Montage: Gegenfurtner et al. / Current Biology 2015
None
Criteria of this press release:
Journalists, all interested persons
Psychology
transregional, national
Research results, Scientific Publications
German
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