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Wissenschaft
Doktorandin forschte über Lehrmethoden, Charaktereigenschaften und Gendereinflüsse
„Ärztin bzw. Chirurgin zu sein, ist für mich persönlich nicht nur ein Beruf, sondern auch Berufung. Jedoch war ich mir anfangs nicht sicher. Will ich wirklich Chirurgin oder doch lieber Notfallmedizinerin sein? Denn zehn Jahre Erfahrung als Rettungsassistentin haben mich stark geprägt. Und wenn doch Chirurgie, kann ich dann wirklich auch eine gute Chirurgin sein?“ Cornelia Lindlohr, Doktorandin an der Universität Witten/Herdecke, schildert ihre ganz persönlichen Motive für ihre Forschungsarbeit, für die sie kürzlich beim Internationalen EAES-Kongress (European Association for Endoscopic Surgery) in Bukarest ausgezeichnet wurde.
Chirurgen brauchen für ihren Beruf nicht nur handwerkliches Geschick, sondern eine Vielzahl von Eigenschaften wie Disziplin, mentale Power, Durchhaltevermögen, physische Fitness, Einfühlungsvermögen, Entscheidungsfreude sowie die Fähigkeit zur Selbstkritik. Organisationstalent ist genauso wichtig wie Teamgeist. In einem OP-Team zu arbeiten heißt, die Schritte des OP- Partners ähnlich wie beim Tanzen vorausahnen zu können. Viele sind der Meinung, dass diese Gaben angeboren sind.
Daher ging Cornelia Lindlohr gemeinsam mit ihrer „Doktormutter“ und Mentorin Dr. Carolina Pape-Köhler der Frage nach: „Wie schafft man es, ein guter Chirurg zu werden?“ Zusammen mit dem Chefarzt der Viszeral-, Gefäß- und Transplantationschirurgie am Klinikum Köln-Merheim Prof. Dr. Markus Maria Heiss hatte Pape-Köhler eine Online- OP Lehre für Chirurgen entwickelt (www.webop.de), um jungen Chirurgen Hilfestellung in der Ausbildung zu geben. Die Forschergruppe initiierte eine klinische Interventionsstudie, die nach wissenschaftlichen Belegen dafür suchte, ob dieses multimedialen Online- Programm eine gute Lehrmethode darstellt.
Im Rahmen ihrer Dissertation wollte Cornelia Lindlohr weiterhin herausfinden, welche Charaktereigenschaften ( Non-Surgical-Skills) diejenigen Probanden mitbrachten, die gut bei dieser Studie abschnitten. „So wollte ich wissen ob Frauen wirklich schlechter operieren können, wie früher gemeinhin angenommen. Hat das Spielen von PC- Games einen Einfluss auf das Operationsergebnis, oder führt sogar die Fähigkeit mit chinesischen Essstäbchen zu essen - das Laparoskopische Operieren „Schlüsselloch“- Chirurgie“, ähnelt diesem - zum Erfolg? Ist eine gute Examensnote entscheidend? Sind diejenigen Mediziner, die vor dem Studium schon eine Berufsausbildung absolvierten, besonders für die Chirurgie geeignet? Muss man also bestimmte Voraussetzungen für diese Fachrichtung erfüllen oder sind die Fähigkeiten angeboren?“ fasst Lindlohr die Forschungsfragen zusammen.
An der Studie nahmen 70 angehende Chirurgen ohne besondere Vorkenntnisse teil. Ihre Aufgabe bestand darin, an OP-Modellen von Schweinelebern eine Gallenblasse minimal-invasiv zu entfernen (laparoskopische Cholezystektomie). Die Operationsverläufe wurden mit der Videokamera dokumentiert.
Danach wurden Untergruppen gebildet, die unterschiedliche Formen der Unterweisung z. B. weiteres praktisches Training, Multimediales Training, Vorlage einer OP- Fibel oder gar kein weiteres Training bekamen.
Die Auswertung der Videos erfolgte ohne Ansehen der Person und richtete sich nach unterschiedlichen Erfolgskriterien.
Der Gruppenvergleich ergab, dass das multimediale Training zu besseren Lernergebnissen führte als das praktische Training. Das hatte zur Konsequenz, das Training in die chirurgische Ausbildung zu übernehmen.
Cornelia Lindlohr traf mit ihrer Forschungsarbeit offenbar den richtigen Nerv vieler Fachkollegen, die sich ähnliche Fragen stellen. Denn ihre Untersuchung ergab, dass die Fähigkeiten eines Chirurgen nicht angeboren sind. Nach entsprechendem Training ist das Handwerk erlernbar. „Ob damit auch einhergeht, ein guter Arzt zu werden, steht auf einem anderen Blatt“, sagt Lindlohr. Zwei erfolgversprechende Faktoren waren außerdem die Lernmethode des multimedialen Trainings sowie ein Alter jenseits von 30 Jahren. Auch dieses Ergebnis überraschte die Forscher, die angenommen hatten, dass junge Menschen besonders gut lernen können. Doch scheinen Lernstrategien, die man sich im Laufe des Lebens aneignet, zielführenden und erfolgsversprechend Einfluss zu haben.
Über uns:
Die Universität Witten/Herdecke (UW/H) nimmt seit ihrer Gründung 1982 eine Vorreiterrolle in der deutschen Bildungslandschaft ein: Als Modelluniversität mit rund 2.100 Studierenden in den Bereichen Gesundheit, Wirtschaft und Kultur steht die UW/H für eine Reform der klassischen Alma Mater. Wissensvermittlung geht an der UW/H immer Hand in Hand mit Werteorientierung und Persönlichkeitsentwicklung.
Witten wirkt. In Forschung, Lehre und Gesellschaft.
Cornelia Lindlohr bei der Auszeichnung
None
Criteria of this press release:
Journalists
Medicine, Nutrition / healthcare / nursing
transregional, national
Contests / awards, Transfer of Science or Research
German
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