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Wissenschaft
„Ritual und Reflexion. Historische Beiträge zur Vermessung eines Spannungsfeldes.“ lautet der Titel einer neuen Publikation, in der Dominik Fugger, Benedikt Kranemann und Jenny Lagaude von der Universtät Erfurt verschiedene Beiträge zum Thema zusammengetragen haben.
Dabei scheinen „Ritual“ und „Reflexion“ auf den ersten Blick nicht zusammenzugehören. Rituale gelten vielen als „vorreflexiv“. Man vollzieht sie, dadurch entfalten sie ihre Wirkung. Aber man reflektiert sie eben nicht. Der Sammelband, der nun von Wissenschaftlern des Universitären Schwerpunkts Religion der Universität Erfurt herausgegeben worden ist, entwickelt eine andere These.
Es gibt eine breite, allerdings wenig erforschte Tradition der Reflexion unterschiedlicher Rituale. Debatten über Rituale begegnen in der Antike, begleiten die christlichen Liturgien durch die Jahrhunderte und begegnen ausführlich in unterschiedlichen Wissenschaften in der Moderne. Der Historiker Dominik Fugger sowie die Theologen Jenny Lagaude und Benedikt Kranemann haben aus verschiedenen Erfurter Tagungen des Theologischen Forschungskollegs an der Universität Erfurt und der Nachwuchsforschergruppe „Religiöse Rituale in historischer Perspektive“ Beiträge in diesem Buch gesammelt. Sie vermessen ein sehr vielschichtiges, aber immer höchst anregendes Spannungsfeld. Zeitlich konzentrieren sich die Aufsätze auf Reformation und Konfessionalisierung sowie die Aufklärung. Inhaltlich bearbeiten sie so unterschiedliche Phänomene wie das Ritual des Kinderbischofs, Rituale der frühen Wittenberger Reformation, Ritualkonservatismus im siebenbürgischen Antitrinitarismus, barocke Reflexion auf den Gottesdienst, unterschiedliche Ausprägungen aufgeklärter Liturgik, Herders Einschätzung von Freimaurerritualen u.a.
Nicht nur ein Stück Wissens- und Wissenschaftsgeschichte wird nach Aussage der Herausgeber in diesem Buch aufgearbeitet, sondern auch der Blick auf Rituale werde nicht unerheblich verändert. So werde deutlich, dass durch die Reflexion an Ritualen immer weitergearbeitet worden sei. Die Bedingungen für das Gelingen eines Rituals würden im Diskurs immer neu geschaffen, aber auch gesichert. Rituelles Handeln und das Nachdenken über das Ritual sind also offensichtlich zwei Seiten einer Medaille. Dies arbeiten die Aufsätze des Bandes für unterschiedliche Rituale wie verschiedenen Epochen durch und machen gleichzeitig auf ein Forschungsfeld aufmerksam, das viel Material für weitere Untersuchungen bietet.
Dominik Fugger, Benedikt Kranemann, Jenny Lagaude (Hrsg.)
Ritual und Reflexion. Historische Beiträge zur Vermessung eines Spannungsfeldes.
Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 2015
ISBN 978-3-534-26708-8
39,95 EUR
Cover: „Ritual und Reflexion. Historische Beiträge zur Vermessung eines Spannungsfeldes.“
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Criteria of this press release:
Journalists, Scientists and scholars
History / archaeology, Language / literature, Philosophy / ethics, Religion, Social studies
transregional, national
Scientific Publications
German
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