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05/22/2003 17:30

DFG richtet neun neue Sonderforschungsbereiche ein

Dr. Rembert Unterstell Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)

    Außerdem ein Transferbereich bewilligt

    Zum 1. Juli 2003 wird die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) neun Sonderforschungsbereiche, darunter zwei Transregio, sowie einen Transferbereich einrichten. Dies beschloss der zuständige Bewilligungsausschuss in seiner Sitzung am 20. und 21. Mai. Insgesamt wird die DFG im Jahr 2003 an 61 Hochschulen 284 Sonderforschungsbereiche fördern, für die rund 362,1 Millionen Euro zur Verfügung stehen.

    Abweichend von der traditionellen Form des ortsgebundenen Sonderforschungsbereichs, der einer lokalen Profilbildung dient, sind Transregio durch mehrere, in der Regel zwei bis drei Universitätsstandorte gekennzeichnet. Hier werden Kooperationspartner zusammengeführt, deren Beiträge sich auf hohem wissenschaftlichem Niveau ergänzen. Transferbereiche dienen der Umsetzung der in einem Sonderforschungsbereich erzielten wissenschaftlichen Ergebnisse in die Praxis durch die Kooperation der Forschungsinstitutionen mit Anwendern.

    Sonderforschungsbereiche ermöglichen bei zeitlicher Begrenzung - in der Regel zwölf Jahre - und regelmäßiger strenger Begutachtung die Durchführung aufwendiger Forschungsvorhaben an den Hochschulen. Die Wissenschaftler können mit außeruniversitären Forschungseinrichtungen und auch mit der Wirtschaft kooperieren.

    Die neuen Sonderforschungsbereiche im Einzelnen:

    Geistes- und Sozialwissenschaften

    Der Sonderforschungsbereich "Informationsstruktur: Die sprachlichen Mittel der Gliederung von Äußerung, Satz und Text" wird an der Universität Potsdam eingerichtet. Er widmet sich der Frage, welche Einflüsse Informationsstrukturen in verschiedenen Sprachen haben und wie sich infrastrukturelle Gesetzmäßigkeiten auf die Kognition des Menschen bei Verarbeitung, Erwerb und Verlust von Sprache auswirken. In diesem Rahmen werden Wissenschaftler, auch der Humboldt-Universität zu Berlin, aus der Allgemeinen Sprachwissenschaft, aus der Linguistik europäischer und außereuropäischer Sprachen, aber auch Psychologen und Computerlinguisten zusammenarbeiten. Auf diesem Wege sollen neue Modelle entwickelt werden, die die Rolle der Informationsstruktur für die menschliche Kognition und die Struktur der Sprache beschreiben. Damit sollen wesentliche Beiträge zu einer Theorie der menschlichen Sprachfähigkeit und zu einer Theorie der Grammatik geleistet werden.
    Sprecherin: Prof. Dr. Caroline Féry, Universität Potsdam, Tel.: 0331/977-2432, -2950

    Biologie und Medizin

    In lebenden Organismen geht die Differenzierung von Zellen mit einer Neuorganisation zellulärer Strukturen einher. Dabei spielen molekulare Transport- und Wanderungsbewegungen eine zentrale Rolle. Einerseits werden innerhalb der Zelle neu synthetisierte Bausteine zu ihren Bestimmungsorten transportiert, andererseits kommt es zu Wanderungsbewegungen von Zellen. Diese Vorgänge stehen im Mittelpunkt des neuen Sonderforschungsbereichs "Molekulare Zelldynamik: Intrazelluläre und zelluläre Bewegungen" an der Universität Münster, an dem sich das im Aufbau befindliche Max- Planck-Institut für Vaskuläre Biologie, Münster, beteiligt. Anhand verschiedener Modellsysteme - angefangen bei der Fruchtfliege Drosophila bis zum menschlichen Gehirn - sollen die Grundlagen und die Mechanismen zelldynamischer Prozesse studiert werden. Von den Forschungsarbeiten werden wichtige Erkenntnisse über zentrale Fragen der Zell- und Entwicklungsbiologie erwartet, die auch für das Verständnis menschlicher Erkrankungen bedeutsam sind.
    Sprecher: Prof. Dr. Christian Klämbt, Universität Münster, Tel.: 0251/832 1122

    Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen, wie zum Beispiel Morbus Crohn, sind weit verbreitet. Seit langem ist bekannt, dass die Oberfläche (Grenzzellschicht) des Magen-Darm-Traktes das Einfallstor für die Mehrzahl aller Krankheitserreger ist. Dennoch gibt das Immunsystem des Darms noch viele Rätsel auf. Weitgehend unverstanden ist, wie Immunreaktionen im Darm ablaufen oder Immunantworten beeinflusst werden können, zum Beispiel über T-Zellen, die zu den Abwehrzellen des Immunsystems gehören. Dieses Wissen ist für die Entwicklung effektiver Therapien von fundamentaler Bedeutung. "Induktion und Modulation T-zellvermittelter Immunreaktionen im Gastrointestinaltrakt" ist das Thema eines Sonderforschungsbereichs an der Freien Universität Berlin. Er verbindet Untersuchungen am Tiermodell mit der patientenorientierten Forschung und kooperiert am Standort Berlin mit der Humboldt-Universität, dem Deutschen Rheuma-Forschungszentrum, dem Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie, dem Max-Delbrück-Centrum für molekulare Medizin und der Proteinstrukturfabrik.
    Sprecher: Prof. Dr. Martin Zeitz, Freie Universität Berlin, Tel.: 030/8445 2347, -2348

    Nachdem das menschliche Genom entschlüsselt ist und sehr viel weniger Gene aufweist, als zunächst angenommen, besteht die Frage, auf welchen Mechanismen und Prozessen die großen Unterschiede in der Komplexität unterschiedlicher Organismen beruhen. Kontrollmechanismen, welche die Verfügbarkeit und die Aktivität von Proteinen steuern, spielen in diesem Zusammenhang eine bedeutende Rolle. Diese Vorgänge auf molekularer Ebene zu analysieren und die Regulation auf zellulärer Ebene zu charakterisieren, ist das Anliegen des Sonderforschungsbereichs "Posttranslationale Funktionskontrolle von Proteinen" an der Universität zu Köln. Das Kölner Max-Planck-Institut für Züchtungsforschung ist mit Projekten an diesem Forschungsverbund beteiligt. Die Forscher wollen eine Brücke zwischen "roter" und "grüner" Genetik schlagen, die dazu beitragen wird, wesentliche Einblicke in die Proteinmodifikation und ihre Voraussetzungen zu gewinnen.
    Sprecher: Prof. Dr. Thomas Langer, Universität zu Köln, Tel.: 0221/470 4876

    In der lebenden Zelle spielen Membranproteine eine wichtige Rolle, da sie an vielen essentiellen Reaktionen beteiligt sind. "Structure and Function of Membrane Proteins" sind Gegenstand des Sonderforschungsbereichs/Transregio an den Universitäten Konstanz und Zürich. Die grenzüberschreitende Forschungskooperation richtet ihr Augenmerk insbesondere auf Transportproteine, Ionenpumpen und neuronale Proteine, die an der Zellkommunikation beteiligt sind, namentlich an der Signalweitergabe, sowie an Erkrankungen des Zentralnervensystems. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wollen nicht nur die strukturelle Veränderung von Membranproteinen analysieren, sondern auch der Proteinfunktion in verschiedenen Modellorganismen auf die Spur kommen. Das lässt neue Erkenntnisse zu Wechselwirkungen zwischen Struktur und Funktionsweise von Membranproteinen erwarten, die von übergreifender Bedeutung sind.
    Sprecherin: Prof. Dr. Claudia Stürmer, Universität Konstanz, Tel.: 07531/88 2236

    Naturwissenschaften

    Die Bekämpfung von Infektionskrankheiten stellt eine unverändert große Herausforderung dar. Mit der "Erkennung, Gewinnung und funktionalen Analyse von Wirkstoffen gegen Infektionskrankheiten" beschäftigt sich ein neuer Sonderforschungsbereich an der Universität Würzburg. Unter Beteiligung von Forschern der Universität Jena und der Missionsärztlichen Klinik Würzburg wollen Chemiker, Pharmazeuten und Biologen in interdisziplinärer Zusammenarbeit neue antiinfektive Substanzen identifizieren und testen. Dabei werden auch Substanzen aus "ungewöhnlichen Quellen", wie zum Beispiel aus afrikanischen Pflanzen oder Meeresschwämmen, untersucht. Das Ziel ist, die Eigenschaften dieser möglichen Antiinfektiva mit Hilfe moderner Analyse- und Synthesemethoden zu bestimmen und ihre Wirkung auf molekularer Ebene aufzuklären. So sollen wichtige Grundlagen für die Gewinnung und Optimierung neuartiger Wirkstoffe gegen Infektionskrankheiten gelegt werden.
    Sprecher: Prof. Dr. Gerhard Bringmann, Universität Würzburg, Tel.: 0931/888 5323

    An der Technischen Universität München wird der Sonderforschungsbereich "Festkörperbasierte Quanteninformationsverarbeitung: Physikalische Konzepte und Materialaspekte" eingerichtet. Hierbei steht die Quanteninformationsverarbeitung im Vordergrund, die sowohl in theoretisch ausgerichteten als auch experimentell orientierten Projekten untersucht wird. Das Anliegen ist, "elektronische Systeme", "optische Systeme" und "Spin-Systeme" für Anwendungen auf dem Gebiet der Quanteninformationsverarbeitung nutzbar zu machen. Dafür wird der Bogen geschlagen von der Quanteninformationstheorie, der Theoretischen und Experimentellen Festkörperphysik über die Quantenoptik bis zu den Materialwissenschaften und der Nanotechnologie. Neben der Technischen Universität München beteiligen sich an diesem Forschungsverbund die Ludwig-Maximilians-Universität München, die Universitäten Augsburg und Regensburg sowie das Walther-Meißner-Institut, Garching, und das Max-Planck-Institut für Quantenoptik, Garching.
    Sprecher: Prof. Dr. Rudolf Groß, Technische Universität München, Tel.: 089/289-14201

    Die Erforschung der Struktur der Atomkerne und ihrer Bausteine, der Protonen, Neutronen und Mesonen, kann mit Hilfe elektromagnetischer Sonden, das heißt mit Strahlen von Elektronen und Photonen, an so genannten Elektronenbeschleunigern vorangetrieben werden. Vor diesem Hintergrund wird an der Technischen Universität Darmstadt der Sonderforschungsbereich "Kernstruktur, nukleare Astrophysik und fundamentale Experimente bei kleinen Impulsüberträgern am supraleitenden Darmstädter Elektronenbeschleuniger S-DALINAC" eingerichtet. Die in ihrer Art einzigartige Darmstädter Beschleunigeranlage erlaubt insbesondere Untersuchungen zur elektrischen und magnetischen Kernanregung bei niedrigen Energien und Impulsüberträgern. Sie ermöglicht damit Experimente, die Grundfragen der modernen Kernphysik in neuer Präzision aufgreifen.
    Sprecher: Prof. Dr. Achim Richter, Technische Universität Darmstadt, Tel.: 06151/16 2116

    An drei Standorten - an den Hochschulen Bochum, Duisburg-Essen und Köln - wird der Sonderforschungsbereich/Transregio "Symmetrien und Universalität in mesoskopischen Systemen" seine Forschungsarbeit aufnehmen. Der Transregio ist auf dem Feld der Theoretischen Physik angesiedelt und untersucht Wechselwirkungen und Quantenchaos in der Mathematischen Physik. Er widmet sich so genannten mesoskopischen Systemen, die durch Abmessungen charakterisiert sind, die im Bereich zwischen einigen Nanometern und Mikrometern liegen. Der Forschungsverbund führt insbesondere Mathematiker und Physiker zusammen und kooperiert mit Wissenschaftlern der Universität Düsseldorf und des Warschauer Zentrums für Theoretische Physik der Polnischen Akademie der Wissenschaften. Die übergreifende Forschungsperspektive besteht darin, theoretische Grundlagen für neue Quantentechnologien zu entwickeln.
    Sprecher: Prof. Dr. Martin Zirnbauer, Universität zu Köln, Tel.: 0221/470-4303

    Ingenieurwissenschaften

    Der Transferbereich "Optimierter Antriebsstrang" an der Technischen Universität München baut auf Ergebnissen des Münchener Sonderforschungsbereichs "Umweltfreundliche Antriebstechnik für Fahrzeuge" auf. Dieser hatte sich die Aufgabe gestellt, ein Antriebssystem für Personenkraftwagen zu erforschen, das durch Wechsel zwischen verbrennungsmotorischem und elektromotorischem Antrieb einen schadstoffreduzierten Betrieb ermöglicht. Kernstück dieses Antriebsmotors ist ein Getriebe, das mit seinem großen Übersetzungsverhältnis für beide Antriebsmaschinen genutzt werden kann. Dieser Antriebsstrang soll nun im Rahmen des Transferbereichs mit industriellen Partnern in einen marktnahen Prototyp überführt werden.
    Sprecher: Prof. Dr. Bernd-Robert Höhn, Technische Universität München, Tel.: 089/289-15806, -15807

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    Criteria of this press release:
    interdisciplinary
    transregional, national
    Research projects
    German


     

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