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(Wiesbaden) Mit modernen Computer-Tomographen lassen sich bereits wenige Millimeter kleine Gewebeveränderungen in der Lunge nachweisen. Ob jedoch Reihenuntersuchungen von Risikopatienten, Rauchern und beruflich belasteten Personen, die Sterblichkeit an Lungenkrebs senken können, wird in aktuellen Studien überprüft. Auch die Einsatzmöglichkeiten der Magnetresonanz-Tomographie in der Lungendiagnostik werden seit kurzem ausgelotet, wie Ärzte auf dem Deutschen Röntgenkongress berichten.
In Deutschland erkranken jährlich fast 37000 Menschen, 28000 Männer und 9000 Frauen, an Lungenkrebs - und genau so viele sterben daran. Weil die Tumore erst in fortgeschrittenen Stadien Symptome verursachen, werden sie meistens zu spät entdeckt. Entsprechend schlecht ist die Prognose für die betroffenen Patienten: Weniger als 15 Prozent überleben die nächsten fünf Jahre. Wenn die Geschwulst hingegen frühzeitig entdeckt und behandelt wird, besteht ein realistische Chance auf Heilung.
Regelmäßige Röntgenaufnahmen des Brustkorbes sind als Früherkennungsuntersuchung jedoch ebenso ungeeignet wie die Analyse von Auswurf. Mit beiden Methoden wird der Krebs zu spät erkannt. Internationale klinische Studien zeigen jedoch, dass mit dem Computer-Tomographen kleine verdächtige Veränderungen, so genannte Lungenrundherde, rechtzeitig entdeckt werden können. Dies nutzen die Radiologen schon seit mehreren Jahren, um bei Krebspatienten frühzeitig Lungenmetastasen zu diagnostizieren.
"In diesen Fällen ist die CT-Untersuchung der Goldstandard", erklärt Privatdozent Dr. Jürgen Biederer von der Klinik für Diagnostische Radiologie der Universität Kiel. Ob jedoch die Sterblichkeit von Rauchern an Lungenkrebs durch CT-Reihenuntersuchungen reduziert werden kann, wissen die Ärzte noch nicht. Die Klärung dieser Frage drängt, weil die Untersuchung mit einer Strahlenexposition verbunden ist. Darum steht der Nutzen der Früherkennung per CT in mehreren Ländern und auch in Deutschland mittlerweile auf dem Prüfstand wissenschaftlicher Studien.
Doch gleichzeitig erproben die Radiologen, ob sich auch die Magnetresonanz-Tomographie, die nicht mit ionisierenden Strahlen arbeitet, zur Diagnostik von Lungenerkrankungen eignet. Das Lungengewebe ist jedoch aufgrund seiner "Luftigkeit" kein idealer Kandidat für die kurz MRT genannte Methode. Gleichwohl hat sich die MRT bei der Beurteilung des Stadiums (Staging) eines Lungenkarzinoms dem CT bereits als annähernd ebenbürtig erwiesen. Ebenso setzen die Radiologen die Methode ein, um zu überprüfen, ob ein kleinzelliges Bronchialkarzinom auf eine Chemotherapie anspricht.
Doch um als Früherkennungsmethode eingesetzt zu werden, müsste sich die MRT auch bei sehr kleinen Veränderungen bewähren. Um dies zu testen, hat Jürgen Biederer zur Untersuchung von Schweinelungen von Schlachttieren eine spezielle Apparatur entwickelt, bei der die Lunge im luftgefüllten Zustand untersucht werden kann, nachdem die Ärzte Gewebestückchen unterschiedlicher Größe als "Tumorersatz" eingepflanzt haben.
"Bei unseren Untersuchungen konnten wir mit der MRT 50 Prozent der ein bis zwei Millimeter kleinen Rundherde und 88 Prozent der vier bis fünf Millimeter großen Herde entdecken", fasst Biederer seine Untersuchungsergebnisse zusammen. Das CT im Vergleich: Mit ihm konnte der Kieler Radiologe 60 Prozent der ein bis zwei Millimeter kleinen und 95 Prozent der vier bis fünf Millimeter großen Herde entdecken. Radiologen an der Universität Tübingen kommen bei ersten MRT-Untersuchungen von noch wenigen Patienten auf Nachweisraten von 60 bis 70 Prozent für Herde, die zwischen fünf und zehn Millimeter groß sind.
Ab welcher Größe ist Vorsicht geboten? Ob es Patienten nutzt, wenn zwei Millimeter kleine Veränderungen entdeckt werden, ist fraglich. "Ist ein Lungenrundherd größer als ein Zentimeter ist er in vielen Fällen bösartig", weiß Biederer. "Doch was machen wir, wenn wir sehr viel kleinere Veränderungen entdecken? Wir wissen, dass bei diesen die Relevanz der Befunde sinkt." Denn dabei handelt es sich oft um völlig harmlose Veränderungen, bei denen weitere invasive diagnostische Maßnahmen den Patienten nur belasten, ohne zu nutzen. "Darum wäre es natürlich sinnvoll, wenn wir ein strahlenfreies Verfahren wie die MRT einsetzen könnten, um solche Veränderungen nach zwei bis drei Monaten nochmals zu untersuchen".
Doch für Reihenuntersuchungen ist die MRT noch nicht geeignet. Hierfür besteht noch erheblicher technischer Entwicklungsbedarf: "Wir bräuchten dazu kleine, offene, aufrecht stehende Geräte, in die der Patient hineintritt", formuliert Biederer seine Wunschliste an die Industrie. "Außerdem muss eine solche Untersuchung schnell gehen, deutlich unter fünf Minuten."
Gerade junge Patienten und Kinder, die an Mukoviszidose leiden, einer Erbkrankheit, bei der sich die Bronchien mit zähem Schleim verlegen, profitieren inzwischen schon von den Fortschritten der MRT-Diagnostik. "Wir können bei diesen Patienten die MRT zur Verlaufskontrolle der Lungenerkrankung sehr gut einsetzen", sagt Biederer.
PD Dr. med. Jürgen Biederer
Universitätsklinikum Kiel (UKK), Klinik für Diagnostische Radiologie
Arnold-Heller-Str. 9, 24105 Kiel
Tel.: 0431-597-3153, Fax: 0431-597-3151
E-mail: juergen.biederer@ rad-uni-kiel.de
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