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Wissenschaft
Neurophysiologen widerlegen altersdiskriminierendes Vorurteil:
Darmstadt/Düsseldorf – Ältere Menschen erhalten nach einem Schlaganfall oft nur eine beschränkte, geriatrische Rehabilitation. Jüngere Menschen hingegen bekommen meist eine intensive Neuro¬rehabilitation. Grund ist die Vorstellung, Ältere würden von einer intensiven Behandlung wenig profitieren - eventuell sogar überfordert sein. Diese These haben Experten der Deutschen Gesellschaft für Klinische Neuropyhsiologie und funktionelle Bildgebung (DGKN) und Reha-Wissenschaftler jetzt widerlegt. Für Ihre Arbeit wurden sie am Freitag, 20. November 2015 in Berlin mit dem Forschungspreis der Fürst Donnersmarck-Stiftung ausgezeichnet.
Der mit 30 000 Euro dotierte internationale Forschungspreis ging zu gleichen Teilen an ein Forschungs¬team um Professor Dr. med. Stefan Knecht von der St. Mauritius Therapieklinik Meerbusch und der Heinrich Heine Universität Düsseldorf für seine systemmedizinische Arbeit zur Wirksamkeit von Neurorehabilitation bei älteren Menschen sowie an Professor James F. Malec Ph. D. und Professor Jacob Kean Ph. D. aus Indiana von der Indiana University School of Medicine. Letztere beschäftigen sich mit Langzeiteffekten post-akuter Neurorehabilitation nach Hirnschädigungen in den USA. Fünf, mit je 3000 Euro dotierte Belobigungen wurden an eine italienische Wissen¬schaftlerin und vier deutsche Wissenschaftler ausgesprochen.
Die Rehabilitations-Wissenschaftlerin Dr. lic. phil. Bettina Studer hat bei mehr als 2300 Patienten gemessen, wie gut sich Betroffene nach einem Schlaganfall durch vier Wochen intensive Neurorehabilitation erholen. Die Ergebnisse der Verlaufsstudie belegen, dass die Kombination aus Physio-, Ergo-, Sport- und Sprachtherapie Menschen über 80 Jahren genauso gut hilft wie Menschen zwischen 65 und 80 und Menschen unter 65 Jahren. Unabhängig vom Alter bringt jede Stunde mehr an Therapie ein Mehr an Erholung und ein Weniger an Pflegeabhängigkeit. „Zu alt für Neurorehabilitation ist durch diese Arbeit als ein altersdiskriminierendes Vorurteil wissenschaftlich widerlegt“, erklärt Studienleiter Professor Knecht, Pressesprecher der DGKN. Zum Thema „Gehirn und Mobilität“ wird er auch einen Vortrag bei der 60. Jahrestagung der DGKN im März 2016 in Düsseldorf halten.
Durchgeführt wurde die in der Fachzeitzeitschrift „Journal of Neurology, Neurosurgery & Psychiatry“ veröffentlichte Studie an der St. Mauritius Therapieklinik in Meerbusch. „Eine intensive Neurorehabilitation bis an die Leistungsgrenze hilft unabhängig vom Alter jedem Schlaganfall-Patienten gleichermaßen und sollte daher vor allem bei geriatrischen Menschen öfter zum Einsatz kommen“, resümiert der DGKN-Experte.
Das Team freut sich über den Preis; das Geld wollen sie der Initiative „Neuro-Reha – Forschung für Menschen" stiften, um weitere drängende Fragen zu beantworten – etwa die Frage, wie stark verzögerter Beginn von Neurorehabilitation die Erholung beeinträchtigt.
Quelle:
Stefan Knecht et al. „Old benefit as much as young patients with stroke from high-intensity neurorehabilitation: cohort analysis” J Neurol Neurosurg Psychiatry Published Online First 11 June 2015, doi: 10.1136/jnnp-2015-310344
Bilder der Preisverleihung:
http://www.dgkn.de/die-dgkn/pressestelle/pressematerial/
Bilder sind auf Anfrage in Druckauflösung erhältlich.
Terminhinweis:
60. wissenschaftliche Jahrestagung der DGKN
Termin: 16. bis 19. bis März 2016
Ort: Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Gebäude 23.01, Haupteingang
Anschrift: Universitätsstraße 1, 40225 Düsseldorf
Vortrag im Rahmen des Kongress:
„(Wieder) Laufenlernen in der Neurorehabillitation“
Termin: Donnerstag, 17. März 2016, 15.00 bis 16.30 Uhr, Vortragsraum 3
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Kontakt für Journalisten:
Kathrin Gießelmann
DGKN Pressestelle
Postfach 30 11 20
70451 Stuttgart
Berliner Büro:
Langenbeck-Virchow-Haus
Luisenstraße 59
10117 Berlin
Tel: 0711 8931-981
Fax: 0711 8931-167
giesselmann@medizinkommunikation.org
Criteria of this press release:
Journalists
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German
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