idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
12/01/2015 09:47

Bodenkrusten emittieren Stickoxide und salpetrige Säure

Dr. Susanne Benner Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Max-Planck-Institut für Chemie

    Mainzer Studie zeigt: Biologische Bodenkrusten setzen große Mengen reaktiver Stickstoffverbindungen frei

    Schon längere Zeit rätselten Forscher über die großen Mengen reaktiver Stickstoffverbindungen, die nach Regenfällen in Trockengebieten beobachtet wurden ohne sich einer Quelle zuordnen zu lassen. Licht ins Dunkel bringt nun eine Studie, die kürzlich in dem wissenschaftlichen Journal „Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America“ (PNAS) veröffentlicht wurde. Bettina Weber und ihre Kollegen vom Max-Planck-Institut für Chemie in Mainz, vom Max-Planck-Institut für Biogeochemie in Jena und vom Forschungszentrum Biodiversität und Klima in Frankfurt (BiK-F) konnten nachweisen, dass biologische Bodenkrusten aus Trockengebieten bei Befeuchtung Stickstoffmonoxid (NO) und salpetrige Säure (HONO) abgeben. Die beiden reaktiven Stickstoffverbindungen spielen eine wesentliche Rolle bei der Produktion von Ozon und OH-Radikalen, die die Oxidations- und Selbstreinigungskraft der Atmosphäre steuern.

    Schon seit einigen Jahren sorgen kryptogame Schichten, die sich unter anderem aus Bodenkrusten zusammensetzen, für Aufsehen in der Erdsystem- und Klimaforschung. 2012 konnte ein Forscherteam unter Führung des MPI für Chemie zeigen, dass Bodenkrusten für rund die Hälfte der biologischen Stickstofffixierung an der Erdoberfläche verantwortlich sind. An die Frage, was mit den großen Mengen an fixiertem Stickstoff im weiteren Stoffkreislauf passiert, knüpften Bettina Weber und ihre Kollegen an. Nun ist es ihnen gelungen, eine erste Antwort zu finden und einen bisher unbekannten Freisetzungsprozess für reaktive Stickstoffverbindungen aufzudecken.
    „Unsere Untersuchungen haben gezeigt, dass biologische Bodenkrusten in Trockengebieten NO und HONO freisetzen, wobei die Menge etwa 20 Prozent der global durch Böden freigesetzten Menge an Stickoxiden entspricht“, erläutert Bettina Weber, Gruppenleiterin in der Abteilung Multiphasenchemie am MPI für Chemie, und stellt heraus: „Während die Freisetzung von Stickstoffmonoxid bereits in anderen Studien gezeigt wurde, konnten wir nun erstmalig nachweisen, dass auch salpetrige Säure durch biologische Bodenkrusten gebildet und freigesetzt wird.“

    Zuvor war vermutet worden, dass die Freisetzung von Stickstoffmonoxid auf abiotische Prozesse zurückzuführen ist. Das Team um Bettina Weber konnte jedoch nun eindeutig nachweisen, dass die in den Bodenkrusten enthaltenen Organismen für die Freisetzung verantwortlich sind.

    Kleine Kraftwerke in kargen Gegenden

    „Biologische Bodenkrusten sind wie kleine Kraftwerke“, erklärt Bettina Weber begeistert. „In diesen nur wenige Millimeter dicken Schichten verbirgt sich ein Konzentrat von Organismen, das aus Produzenten, Konsumenten und auch Destruenten besteht und somit eines der kleinsten Ökosysteme weltweit darstellt. Hier geschehen viele für das Erdsystem wichtige Prozesse auf kleinstem Raum.“ Wie die Studie zeigt, nehmen biologische Bodenkrusten in Trockengebieten offenbar eine Schlüsselrolle bei der Abgabe von atmosphärisch reaktiven Stickstoffverbindungen ein. „Niederschläge spielen dabei eine wichtige Rolle, da Nässe den Stoffwechselprozess in biologischen Bodenkrusten erst ermöglicht“, so Hang Su, ebenfalls Gruppenleiter in der Abteilung Multiphasenchemie am MPIC, der als Modellierer an der Analyse der Daten beteiligt war.

    Hinzu kommt, dass erst vor kurzem ein Forscherteam mit Beteiligung des MPI für Chemie belegen konnte, dass kryptogame Schichten auch Lachgas und geringfügig Methan an die Atmosphäre abgeben. „Bisher wurden kryptogame Schichten nicht in globale Klimamodelle miteinbezogen. Angesichts der zahlreichen neuen Erkenntnisse über ihren starken Einfluss auf biogeochemische Kreislaufprozesse dürfen sie nun nicht mehr weiter außen vor gelassen werden“, fasst Hang Su zusammen.

    Biologische Bodenkrusten nehmen rund ein Neuntel der Erdoberfläche ein. Da davon auszugehen ist, dass der Klimawandel das Vorkommen der Bodenkrusten, aber auch die Verteilung und Häufigkeit von Niederschlägen, weiterhin verändern wird, sollte der flächige Bodenbewuchs weiter untersucht und die Ergebnisse in Computermodelle der globalen Stoffkreisläufe eingebunden werden.


    More information:

    http://www.mpic.de/aktuelles/pressemeldungen/news/bodenkrusten-emittieren-sticko...


    Images

    Eine von Flechten und Blaualgen dominierte biologische Bodenkruste in der Sukkulentenkaroo Südafrikas.
    Eine von Flechten und Blaualgen dominierte biologische Bodenkruste in der Sukkulentenkaroo Südafrika ...
    Foto: Bettina Weber
    None

    Übersicht über die Halbwüste der Sukkulentenkaroo in der Region um Soebatsfontein, die einen intensiven Bewuchs an biologischen Bodenkrusten aufweist.
    Übersicht über die Halbwüste der Sukkulentenkaroo in der Region um Soebatsfontein, die einen intensi ...
    Foto: Bettina Weber
    None


    Criteria of this press release:
    Journalists, Scientists and scholars
    Biology, Chemistry, Environment / ecology, Geosciences
    transregional, national
    Transfer of Science or Research
    German


     

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).