idw - Informationsdienst
Wissenschaft
Verbundprojekt untersucht die Rolle von „Glykanen“ bei viralen Erkrankungen
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) richtet an der Universität Tübingen und fünf weiteren Standorten eine gemeinsame Forschergruppe zur Erforschung der Rolle von komplexen Zuckerstrukturen, den sogenannten Glykanen, bei Virusinfektionen ein. Ziel ist es, Interaktionen zwischen Glykanen und ausgewählten Viren (Noroviren, Papillomaviren, Polyomaviren) besser zu verstehen. Langfristig sollen die Erkenntnisse in die Entwicklung von glykan-basierten antiviralen Molekülen zur Bekämpfung dieser Viren einfließen. Sprecher der Forschergruppe „VIROCARB: Glycans Controlling Non-Enveloped Virus Infections“ (FOR 2327) ist Professor Thilo Stehle vom Interfakultären Institut für Biochemie (IFIB) der Universität Tübingen.
Die Forschergruppe untersucht auf dem noch sehr neuen Feld der Glykovirologie die Struktur der Glykane und ihre Rolle bei Viruserkrankungen. Virusinfektionen beginnen immer durch Kontakt des Virus mit einem Rezeptormolekül auf der Oberfläche einer Zielzelle. Oft kommen hierbei Glykane zum Einsatz: Diese hochkomplexen und wenig verstandenen Zuckerstrukturen „dekorieren“ Zelloberflächen und ermöglichen zum Beispiel die Kommunikation zwischen Zellen und die Vermittlung von Signalen bei der Immunantwort. Die spezifische Erkennung der Glykane legt insbesondere fest, wie ein bestimmtes Virus in die Zelle eintritt und oft auch, wie stark die Krankheit ausbricht.
Neben der strukturellen Beschreibung der Glykanstrukturen will die interdisziplinäre Forschergruppe auch die Mechanismen der Interaktion aufklären. Beispielsweise soll die Funktion von Glykanen für die Zell-Virus-Interaktion durch Massenspektrometrie und NMR-Spektroskopie erforscht werden. Beteiligt sind verschiedenste Fachbereiche wie die Virologie, Zellbiologie, Strukturbiologie und Synthesechemie. Eine besondere Herausforderung für die Forschergruppe ist die Verteilung der Projekte auf eine ungewöhnlich hohe Anzahl von Standorten. Um das gemeinsame Forschungsziel zu erreichen, sind daher gezielte Maßnahmen geplant, wie der Austausch von Doktoranden zwischen den Arbeitsgruppen und virtuelle Besprechungen.
Die Tübinger Forscher Bärbel Blaum und Thilo Stehle, beide Interfakultäres Institut für Biochemie, werden die atomaren Strukturen und Glykanbindungseigenschaften von Polyomaviren untersuchen. Diese Viren sind besonders bei Patienten mit gestörtem Immunsystem gefährlich und können tödliche Erkrankungen wie das Merkelzell-Karzinom oder die Gehirninfektion Progressive Multifokale Leukoenzephalopathie auslösen.
Durch die Förderung von Forschergruppen ermöglicht die DFG Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, sich aktuellen Fragen ihres Fachgebiets zu widmen und innovative Arbeitsrichtungen zu etablieren. An der neuen Forschergruppe sind neben Wissenschaftlern aus Tübingen auch Forscher der Universitäten Düsseldorf, Heidelberg, Lübeck und Münster sowie des Heinrich-Pette Instituts Hamburg beteiligt.
Kontakt:
Prof. Dr. Thilo Stehle
Universität Tübingen
Interfakultäres Institut für Biochemie
Telefon +49 (0)7071 29-73043 /29-76390
thilo.stehle@uni-tuebingen.de
Criteria of this press release:
Journalists
Biology, Chemistry
regional
Research projects
German
You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.
You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).
Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.
You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).
If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).