idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
01/13/2016 11:56

Migränetabletten gegen Hepatitis C

Dr. Jo Schilling Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
TWINCORE - Zentrum für Experimentelle und Klinische Infektionsforschung

    Obwohl es inzwischen wirksame Medikamente gegen Hepatitis-C-Virusinfektionen gibt, sind nach wie vor etwa 130 Mio Menschen weltweit chronisch mit dem Virus infiziert. Es ist die Hauptursache für Lebertransplantationen.Das Problem: Diese Medikamente gegen das Virus sind sehr kostspielig. Um neue, kostengünstige Therapiemöglichkeiten für Patienten mit chronischen HCV-Infektionen zu finden, haben Wissenschaftler des TWINCORE Substanzsammlungen aus Wirstoffen untersucht, die bereits für die Behandlung anderer Krankheiten zugelassen sind. Und das Screening hat einen viel versprechenden Treffer ergeben: Das in Kanada und Europa eingesetzte Migränemedikament Flunarizin.

    „Wir haben uns bei der Suche nach neuen Ansätzen gegen HCV zunächst auf Medikamente konzentriert, die Ionenkanäle blockieren“, sagt Paula Perin, Wissenschaftlerin am Institut für Experimentelle Virologie. Ionenkanäle spielen eine wichtige Rolle bei der Infektion der einzelnen Leberzellen mit den unterschiedlichen Hepatitis-C-Virusstämmen. Denn HCV ist durchaus nicht gleich HCV. Heptitis-C-Viren sind sehr variabel und Wissenschaftler unterscheiden derzeit sieben unterschiedliche Genotypen mit wiederum diversen Subtypen – die sich mit leicht unterschiedlichen Mechanismen ihren Platz in der menschlichen Leber sichern. 23 Medikamente, die für unterschiedlichste Krankheiten zugelassen und erprobt sind, haben Paula Perin und ihre Kollegen getestet. Die Idee war, Wirkstoffe zu prüfen, die bereits zugelassen sind, um Entwicklungskosten zu sparen und somit schneller und kostengünstiger zu neuen Wirkstoffen gegen HCV zu gelangen. Und sie haben mit dieser Strategie das Migränemedikament Flunarizin als Wirkstoff gegen einen Genotyp von HCV identifiziert. „Flunarizin bremst HC-Viren vom Genotyp II, während des Viruseintritts“, hat die Wissenschaftlerin beobachtet. „Wenn die Membran des Virus und der Wirtszelle miteinander verschmelzen, stört das Migränemedikament diese Verschmelzung und verhindert so, dass die Viren in die Leberzelle hineingelangen.“

    Obwohl der Wirkstoff nur einen von sieben Genotypen am Eintritt in die Zellen hindert, ist die Suche ein Erfolg. Immerhin sind etwa 16 Millionen Patienten mit diesem Virusgenotypen infiziert und vor allem, „können wir nun mit Kooperationspartnern versuchen, den Wirkstoff leicht zu verändern, sodass er auch gegen andere Genotypen eingesetzt werden kann“, sagt Thomas Pietschmann, Leiter des Instituts. „Darin liegt durchaus das Potenzial für eine kostengünstige Strategie gegen HCV – und nebenbei hat unser Team noch grundlegende Fragen zum Viruseintritt in die Zelle beantworten können."

    Publikation:
    Perin PM, Haid S, Brown RJ, Doerrbecker J, Schulze K, Zeilinger C, von Schaewen M, Heller B, Vercauteren K, Luxenburger E, Baktash YM, Vondran FW, Speerstra S, Awadh A, Mukhtarov F, Schang LM, Kirschning A, Muller R, Guzman CA, Kaderali L, Randall G, Meuleman P, Ploss A, Pietschmann T (2016) Flunarizine prevents hepatitis C virus membrane fusion in a genotype-dependent manner by targeting the potential fusion peptide within E1. Hepatology 63(1): 49-62.

    Ansprechpartner:
    Paula Perin, paula.perin(at)twincore.de
    Tel: +49 (0)511-220027-138


    More information:

    http://www.twincore.de/infothek/infothek-news-details/news/migraenetabletten-geg...


    Images

    HCV-infizierte Zellen: An den grünen Fetttröpfchen werden die Viren zusammengebaut.
    HCV-infizierte Zellen: An den grünen Fetttröpfchen werden die Viren zusammengebaut.
    Source: TWINCORE/ Pietschmann


    Criteria of this press release:
    Journalists, Scientists and scholars, all interested persons
    Biology, Chemistry, Medicine
    transregional, national
    Research results, Scientific Publications
    German


     

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).