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01/14/2016 10:04

BMEL-Ernährungsreport 2016: Landwirtschaftsminister beschönigt Ernährungssituation in Deutschland

Julia Voormann Pressestelle
Deutsche Diabetes Gesellschaft

    Berlin – Mit einer Telefonumfrage bei eintausend Befragten versucht das Landwirtschaftsministerium, die Ernährungsgewohnheiten in Deutschland zu beschreiben. Die Umfrage kommt zu dem Ergebnis: Die meisten schaffen es, sich im Alltag gesund und ausgewogen zu ernähren. „Diese Darstellung des Ministeriums widerspricht fundamental der Ernährungsrealität in Deutschland“, erklärt Professor Dr. med. Baptist Gallwitz, Präsident der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG).

    Der viel zu hohe Verbrauch von Zucker, Fett und Salz sowie die Tatsache, dass mehr als die Hälfte der Frauen und Zweidrittel der Männer übergewichtig sind, werden dabei übersehen. „Offensichtlich versucht das Ministerium mit dieser geschönten Darstellung dem dringenden politischen Handlungsbedarf auszuweichen“, ergänzt Dr. Dietrich Garlichs, Geschäftsführer der DDG. Außerdem werden mit suggestiven Fragestellungen erwünschte Ergebnisse bei der Befragung produziert, so die Fachgesellschaft.

    So wird bei der Frage nach einer Besteuerung ungesunder Lebensmittel einseitig die Verteuerung hervorgehoben („sodass diese für den Verbraucher deutlich teurer werden“), aber nicht darauf hingewiesen, dass gleichzeitig eine Verbilligung gesunder Lebensmittel erfolgen sollte. Bei Nennung beider Aspekte – Verteuerung einerseits, Verbilligung anderseits – hätte sich vermutlich eine wesentlich höhere Zustimmung ergeben. Dass insgesamt dennoch 43 Prozent der Befragten einer Zucker-/Fettsteuer zustimmen, ist erstaunlich und als sehr positives Ergebnis zu werten.

    Auch wurde die in der aktuellen Diskussion häufig geforderte Einschränkung von an Kinder gerichteter Lebensmittelwerbung gar nicht abgefragt. Dies ist umso erstaunlicher, als aus verschiedenen Untersuchungen bekannt ist, dass die Mehrheit der Bevölkerung sich dafür ausspricht.

    Die Hauptforderung des Landwirtschaftsministers ist die Einführung eines Schulfaches Ernährung – eine Forderung, die nicht in der Kompetenz des Landwirtschaftsministers, sondern der Länder liegt, die sie mehrheitlich ablehnen. Andere Forderungen, die dagegen sehr wohl in den Kompetenzbereich der Bundesregierung fallen, darunter die Einführung einer klaren Lebensmittelkennzeichnung nach dem Ampelprinzip, eine Werbeeinschränkung für Kinderlebensmittel oder die Einführung einer Zucker-/Fettsteuer, werden dagegen vom Landwirtschaftsminister abgelehnt.

    „Insgesamt ist die Umfrage ein Dokument der Beschönigung und der politisch gewollten Untätigkeit“, bilanziert Dietrich Garlichs. Minister Schmidt kopple sich von der internationalen Diskussion ab wie sie etwa von der Weltgesundheitsorganisation WHO, der OECD, der World Obesity Federation und in renommierten Fachmedien geführt werde. Übergewicht und Fettleibigkeit bei Kindern sowie Erwachsenen werden inzwischen als das größte Gesundheitsrisiko weltweit eingestuft. Sowohl die Weltgesundheitsorganisation WHO als auch die OECD sprechen in diesem Zusammenhang von einer globalen „Adipositas-Krise“.

    Für die Umfrage hatte Forsa im Zeitraum vom 13. bis 28. Oktober 2015 insgesamt 1000 Bundesbürger ab 14 Jahre mit computergestützten Telefoninterviews befragt. Ausgewählte Ergebnisse des Ernährungsreports waren am 5. Januar 2016 der Öffentlichkeit vorgestellt worden.


    Über die Deutsche Diabetes Gesellschaft:
    Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) ist mit fast 9.000 Mitgliedern eine der großen medizinisch-wissenschaftlichen Fachgesellschaften in Deutschland. Sie unterstützt Wissenschaft und Forschung, engagiert sich in Fort- und Weiterbildung, zertifiziert Behandlungseinrichtungen und entwickelt Leitlinien. Ziel ist eine wirksamere Prävention und Behandlung der Volkskrankheit Diabetes, von der mehr als sechs Millionen Menschen in Deutschland betroffen sind. Zu diesem Zweck unternimmt sie auch umfangreiche gesundheitspolitische Aktivitäten.


    Kontakt für Journalisten:
    Pressestelle DDG
    Kerstin Ullrich und Anna Julia Voormann
    Postfach 30 11 20, 70451 Stuttgart
    Tel.: 0711 8931-641/552, Fax: 0711 8931-167
    ullrich@medizinkommunikation.org
    voormann@medizinkommunikation.org

    Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG)
    Geschäftsstelle
    Reinhardtstr. 31, 10117 Berlin
    Tel.: 030 3116937-0, Fax: 030 3116937-20
    info@ddg.info
    http://www.ddg.info


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    Criteria of this press release:
    Journalists
    Medicine, Nutrition / healthcare / nursing
    transregional, national
    Transfer of Science or Research
    German


     

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