idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
01/18/2016 12:25

Von Seebären lernen

Ingrid Rieck Presse- und Kommunikationsstelle
Universität Rostock

    Thermoregulatorische Tricks ermöglichen konstante Körpertemperatur unter extremen Bedingungen

    Meeresbiologin Dr. Nicola Erdsack von der Universität Rostock hat das Leben von Robben in ihren Forschungen unter die Lupe genommen. Das sind amphibische Säugetiere, die im Wasser und an Land leben. Im Lauf der Evolution haben Seehunde und Seebären raffinierte Mechanismen zur Thermoregulation entwickelt.

    Zurzeit greifen wir wieder zu Winterjacke, Schal und Handschuhen, denn draußen ist es ohne diese Utensilien nicht lange auszuhalten. Im Sommer hingegen geht es uns darum, so luftig wie möglich gekleidet zu sein, um nicht beständig ins Schwitzen zu kommen. Zwar verfügen alle Vögel und Säugetiere, also auch der Mensch, über die Fähigkeit zur Thermoregulation, d. h. die Fähigkeit die Körpertemperatur unabhängig von der Umgebungstemperatur konstant zu halten. Jedoch unterscheiden sie sich in der Art der Wärmeisolierung. Während der Mensch diese im Lauf der Evolution immer weiter verloren hat und auf künstliche Isolierung, z. B. in Form von Kleidung zurückgreifen muss, sind Robben mit gut isolierten Körpern ausgestattet, was bei den amphibischen Säugetieren jedoch auch zu Problemen führen kann.

    Dr. Nicola Erdsack verdeutlicht, dass die mit einer dicken Speckschicht isolierten Seehunde an Land „thermische Fenster“ öffnen, um überschüssige Wärme abzugeben. Die Tiere werden mit einem speziellen Fell geboren, das sie in den ersten Wochen an Land bei Hitze und Sonnenstrahlung, ohne Zugang zu Wasser oder Schatten, vor Überhitzung schützt. Dr. Nicola Erdsack ist fasziniert von diesen Fähigkeiten. Schon in ihrer Diplomarbeit beschäftigte sich die damals erste Diplomandin in Hohe Düne mit der Thermoregulation der Seehunde. Während der Promotion führte sie ihre Forschungen bei den Seebären weiter und erhob sehr viele vergleichende Daten. „Seebären verfügen über ein sehr dichtes Fell, eins der dichtesten Felle im Tierreich“, erklärt Nicola Erdsack. Neugeborene Seebären, die noch nicht ins Wasser können, haben ein ganz besonderes Fell, lockig und drahtig zugleich. Drei Generationen von Seebärbabies hat Nicola Erdsack untersucht. Auch bei hohen Sommertemperaturen in praller Sonne schützen die bis zu 3 Zentimeter langen gewellten Haare das Jungtier vor Überhitzung, sodass bei gemessenen 80 Grad Celsius auf der Felloberfläche, die Körpertemperatur dennoch konstant bei 37 Grad Celsius bleibt. Sind die Tiere schließlich ausgewachsen, ist das Fell nicht mehr so gestaltet. Sonne und Hitze machen ihnen dann mehr zu schaffen. Durch das Schlagen ihrer Flossen „fächeln“ sie sich quasi Luft zu. Richtige Abkühlung verschafft den Tieren, die meist küstennah jagen und nur an Land fest schlafen können, jedoch lediglich ein Sprung ins Wasser.

    Die Erkenntnisse über die Fellstruktur des Seebärennachwuchses stoßen in der Industrie, insbesondere bei der Herstellung von Kleidung auf großes Interesse. Hier ist man immer wieder auf der Suche nach neuen Materialstrukturen, die zur Erhaltung der Körpertemperatur beitragen können.

    In Kürze wird sich Nicola Erdsack anderen Tieren zuwenden. Im Mittelpunkt ihrer Forschungen steht dann die Thermoregulation der Seekühe. Ihr ist es gelungen, ein Stipendium von der Deutschen Forschungsgemeinschaft zu erhalten. Das ermöglicht ihr einen Forschungsaufenthalt in Sarasota in Florida, im Mote Marine Laboratory, einem Forschungsinstitut für Seekühe und andere Meerestiere. Nicola Erdsack wird Untersuchungen an in Gefangenschaft und in der Wildnis lebenden Seekühen durchführen. Anders als Robben sind die einzigen Vegetarier unter den Meeressäugetieren an das Leben bei hohen Wassertemperaturen angepasst.

    Kontakt:
    Dr. Nicola Erdsack
    E-Mail: n.erdsack@ymail


    Images

    Dr. Nicola Erdsack mit Seebär Nick
    Dr. Nicola Erdsack mit Seebär Nick

    None

    Infrarot-Thermogram eines Seehundes
    Infrarot-Thermogram eines Seehundes
    (Fotos: privat)
    None


    Criteria of this press release:
    Journalists, all interested persons
    Biology
    transregional, national
    Miscellaneous scientific news/publications, Research results
    German


     

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).