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Einkommensungleichheit und Chancengerechtigkeit sind eng miteinander verbunden: Je stärker Einkommensunterschiede von der eigenen Anstrengung und nicht von der Herkunft eines Menschen abhängen, desto größer ist die Chancengerechtigkeit in einer Gesellschaft. Während eigene Anstrengung allerdings eine bewusste persönliche Entscheidung ist, entziehen sich Herkunft und Kindheitserfahrungen der eigenen Kontrolle. Eine aktuelle Studie des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) zeigt, dass der Anteil der Einkommensungleichheit aufgrund äußerer Lebensumstände wie Herkunft und Kindheit bei mindestens 31,8 Prozent in Großbritannien bzw. 45,7 Prozent in den USA liegt.
Mit anderen Worten: Für knapp ein Drittel der Einkommensunterschiede in Großbritannien und sogar für fast die Hälfte in den USA sind die äußeren Lebensumstände in der Kindheit ausschlaggebend. Die Untersuchung der ZEW-Wissenschaftler stützt sich auf repräsentative Mikrodaten des Zentrums für Längsschnittstudien am University College London sowie des Arbeitsministeriums der Vereinigten Staaten.
Die beiden Längsschnittstudien berücksichtigen sowohl das soziale Milieu der untersuchten Jahrgänge während der Kindheit als auch die kognitiven und nicht-kognitiven Fähigkeiten, das heißt Lern- und Leistungsfähigkeit, Wahrnehmung und Erinnerung einerseits sowie Motivation, Disziplin und soziale Kompetenzen andererseits. Die ZEW-Wissenschaftler gehen dabei davon aus, dass alle Erfolge und Verhaltensweisen von Kindern bis zum Alter von 16 Jahren den äußeren Lebensumständen zugerechnet werden müssen.
"In der öffentlichen Debatte um steigende Einkommensungleichheit zeigt sich, dass wir eher bereit sind Einkommensunterschiede aufgrund von Fleiß oder Faulheit zu akzeptieren als aufgrund äußerer Lebensumstände", erklärt Prof. Dr. Andreas Peichl, Leiter der Forschungsgruppe "Internationale Verteilungsanalysen" am ZEW. Die von Andreas Peichl und seinen Kollegen veröffentlichte Untersuchung zeigt allerdings, dass Einkommensunterschiede zu einem gewichtigen Teil aus eben diesen äußeren Lebensumständen resultieren, wenn die persönliche Kindheit berücksichtigt wird. "Dieser hohe Anteil an 'unfairer' Ungleichheit sollte zu einem Überdenken unserer bisherigen Bildungs- aber auch Steuer- und Transferpolitik führen. Der familiäre Hintergrund muss stärker berücksichtigt und Kinder aus sozialschwachen Schichten stärker gefördert werden", fordert Peichl.
Die Studie in englischer Sprache findet sich unter:
http://www.zew.de/de/publikationen/8134
Für Rückfragen zum Inhalt:
Prof. Dr. Andreas Peichl, Telefon 0621/1235- 389, E-Mail peichl@zew.de
Criteria of this press release:
Journalists
Economics / business administration, Social studies
transregional, national
Research results, Transfer of Science or Research
German
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