idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
02/05/2016 10:30

Warmes Bad in der Nordsee: Eingewanderte Krabbe breitet sich aus

Judith Jördens Senckenberg Pressestelle
Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseen

    Wilhelmshaven, den 05.02.2016. Wissenschaftler von Senckenberg am Meer in Wilhelmshaven haben durch die Auswertung einer Langzeitstudie gezeigt, dass sich die eingewanderte Trapezkrabbe Goneplax rhomboides in der Nordsee etabliert hat. Die ursprünglich aus dem Nordatlantik und dem mediterranen Raum stammende Krabbe hat sich aufgrund gestiegener Wassertemperaturen ausgebreitet und gilt nun als Bestandteil der deutschen Meeresfauna. Heimische Arten sind aber laut der im Fachjournal „Marine Ecology Progress Series“ veröffentlichten Studie bisher nicht durch die gebietsfremde Krabbe bedroht.

    Im vergangenen Dezember war die Nordsee so warm, wie nie zuvor – das ergaben Messungen des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie. „Dieser Temperaturanstieg wirkt sich natürlich auch auf die Tierwelt der Nordsee aus“, erklärt Dr. Hermann Neumann aus der Abteilung Meeresforschung bei Senckenberg am Meer und fährt fort: „Die Auswertung unserer Langzeituntersuchungen zeigen beispielsweise, dass sich die eingewanderte Trapezkrabbe Goneplax rhomboides als fester Bestandteil der Nordsee-Fauna etabliert hat.“

    Ursprünglich ist der gelblich-rote Panzerträger mit den auffälligen Scheren im Nordatlantik und Mittelmeer verbreitet; seit gut 15 Jahren werden die Krabben aber auch vereinzelt in der Nordsee gesichtet. „In den vergangenen Jahren war es immer etwas Besonderes mal ein oder zwei Tiere im Fang zu haben. Bei meiner letzten Nordsee-Ausfahrt hatte man zum Staunen gar keine Zeit mehr – es waren so viele Individuen, dass wir nun definitiv von stabilen Populationen ausgehen können“, erzählt Neumann.

    Insgesamt waren es über 80 Individuen an knapp 50 Stationen, die der Wilhelmshavener Meeresbiologe im Dezember aus dem Wasser holte. Der Verbreitungsschwerpunkt der Trapezkrabbe beschränkte sich dabei auf 12 Untersuchungsstationen und Wassertiefen zwischen 40 und 50 Metern in der Deutschen Bucht. Seit mehreren Jahrzehnten führt Senckenberg am Meer dort ökologische Langzeituntersuchungen durch, die die langfristige Untersuchung von Populationen eingewanderter Arten und auch die Konsequenzen für das Ökosystem ermöglichen.
    „Der Zusammenhang zwischen steigenden Wassertemperaturen und der Einwanderung gebietsfremder Arten ist ein zentrales Thema unserer aktuellen Nordseeforschung“, erläutert PD Dr. Ingrid Kröncke, Leiterin des Fachgebietes Meeresbiologie bei Senckenberg am Meer.

    Obwohl das Vorkommen der Trapezkrabben so hoch wie nie zuvor in den deutschen Seegebieten ist, konnte das Wissenschaftlerteam bisher keine negativen Auswirkungen durch ihr Auftreten auf die heimische Tierwelt der Nordsee feststellen. „Es scheint, als gäbe es im Ökosystem der Nordsee noch ausreichend Platz für Neuankömmlinge“, fasst Neumann zusammen.

    Kontakt
    Dr. Hermann Neumann
    Senckenberg am Meer
    Abteilung Meeresforschung
    Tel. 04421 9475 267
    hneumann@senckenberg.de

    Judith Jördens
    Pressestelle
    Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung
    Tel. 069- 7542 1434
    pressestelle@senckenberg.de

    Publikation
    Neumann H, de Boois I, Kröncke I, Reiss H (2013) Climate change facilitated range expansion of the non-native angular crab Goneplax rhomboides into the North Sea. Mar Ecol Prog Ser 484:143-153

    Die Natur mit ihrer unendlichen Vielfalt an Lebensformen zu erforschen und zu verstehen, um sie als Lebensgrundlage für zukünftige Generationen erhalten und nachhaltig nutzen zu können - dafür arbeitet die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung seit nunmehr fast 200 Jahren. Diese integrative „Geobiodiversitätsforschung“ sowie die Vermittlung von Forschung und Wissenschaft sind die Aufgaben Senckenbergs. Drei Naturmuseen in Frankfurt, Görlitz und Dresden zeigen die Vielfalt des Lebens und die Entwicklung der Erde über Jahrmillionen. Die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung ist ein Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Das Senckenberg Naturmuseum in Frankfurt am Main wird von der Stadt Frankfurt am Main sowie vielen weiteren Partnern gefördert. Mehr Informationen unter www.senckenberg.de.

    2016 ist Leibniz-Jahr. Anlässlich des 370. Geburtstags und des 300. Todestags des Universalgelehrten Gottfried Wilhelm Leibniz (*1.7.1646 in Leipzig, † 14.11.1716 in Hannover) veranstaltet die Leibniz-Gemeinschaft ein großes Themenjahr. Unter dem Titel „die beste der möglichen Welten“ – einem Leibniz-Zitat – rückt sie die Vielfalt und die Aktualität der Themen in den Blick, denen sich die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der bundesweit 88 Leibniz-Einrichtungen widmen. www.bestewelten.de


    Images

    Mittlerweile auch in der Nordsee heimisch: Die Trapezkrabbe Goneplax rhomboides.
    Mittlerweile auch in der Nordsee heimisch: Die Trapezkrabbe Goneplax rhomboides.
    Foto: Hans Hillewaert
    None


    Criteria of this press release:
    Journalists
    Biology, Oceanology / climate
    transregional, national
    Research results
    German


     

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).