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02/29/2016 11:33

Sodbrennen: Echtzeit-MRT macht Ursachen sichtbar

Stefan Weller Stabsstelle Unternehmenskommunikation, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universitätsmedizin Göttingen - Georg-August-Universität

    Weltweit einzigartig: Ärzte der Universitätsmedizin Göttingen und Forscher des Max-Planck-Instituts für biophysikalische Chemie entwickeln neue Methode zur Darstellung und Entdeckung der Ursachen von Sodbrennen. Veröffentlicht in Scientific Reports.

    (umg) Den Vorgang des Schluckens mit bildgebenden Verfahren darstellen – das war bisher nicht möglich. Göttinger Ärzten und Forschern ist dies zum ersten Mal weltweit gelungen. Sie haben einen Weg für eine filmische Darstellung des Schluckens gefunden. Die neue Methode zur Darstellung des Schluckvorgangs hat eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe von Ärzten der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) und Forschern des Max-Planck-Instituts (MPI) für biophysikalische Chemie, Göttingen, erarbeitet. Das Göttinger Forscherteam nutzt dafür das Verfahren der Magnetresonanz-Tomografie (MRT) in Echtzeit. Mit Hilfe dieser Technik, der sogenannten „Echtzeit-MRT“, kann der Schluckakt mit 25 Bildern pro Sekunde dokumentiert und untersucht werden. Das Echtzeit-MRT liefert Bilder, die für diagnostische Zwecke in der Klinik und für die Behandlung nutzbar sind. Ursachen von Sodbrennen oder Schluckstörungen lassen sich genauer erkennen und untersuchen. Für eine individuelle und gezielte Behandlung der Volkskrankheit Sodbrennen eröffnen sich damit neue Wege.

    Leiter des interdisziplinären Teams sind Prof. Dr. Jens Frahm, Biomedizinische NMR Forschungs GmbH im MPI für biophysikalische Chemie Göttingen, und Priv.-Doz. Dr. Alexander Beham, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Kinderchirurgie der UMG (Direktor: Prof. Dr. Michael Ghadimi). Die Ergebnisse der Arbeitsgruppe mit einer Untersuchung an 24 Patienten wurden im Juli 2015 in der wissenschaftlichen Fachzeitschrift Scientific Reports veröffentlicht.

    Originalpublikation: Diagnosis of Gastroesophageal Reflux Disease Using Real-time Magnetic Resonance Imaging. Zhang S, Joseph AA, Gross L, Ghadimi M, Frahm J, Beham AW. Sci Rep. 2015 Jul 15;5:12112.
    doi: 10.1038/srep12112. PMID: 26175205

    „Bilder vom Schluckakt in Echtzeit liefern uns völlig neue Grundlagen für detaillierte Analysen von krankhaften Zuständen. Wir können Ursachen von Sodbrennen oder verschiedene Formen von Schluckstörungen genauer erkennen und die Behandlung gezielt darauf ausrichten“, sagt Priv.-Doz. Dr. Alexander Beham, Experte für die Behandlung von Sodbrennen in der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Kinderchirurgie der UMG.

    Die Echtzeit-MRT liefert Bilder, mit denen der Schluckvorgang vom Mundraum durch die Speiseröhre bis zum Mageneingang verfolgt werden kann. Auch der Reflux, der entscheidende Akt für Sodbrennen, lässt sich unmittelbar beobachten: Um den Eintritt von Magensäure in die Speiseröhre auszulösen, reicht eine einfache Pressung auf den Bauch des Patienten. „Auf diese Weise lässt sich Sodbrennen diagnostizieren. Gleichzeitig können wir auch die anatomische oder funktionelle Veränderung entdecken, die dem Sodbrennen zugrunde liegt. Wir können jetzt ganz genau sehen, was die Ursache ist: Das kann eine verzögerte Muskelbeweglichkeit (Peristaltik) der Speiseröhre sein oder eine Störung des Übergangs von der Speiseröhre in den Magen oder eine Entleerungsstörung des Magens in den Darm“, so Priv.-Doz. Dr. Beham.

    Zurzeit untersuchen die Göttinger Forscher gemeinsam mit Kollegen aus dem Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie (Direktor: Prof. Dr. Joachim Lotz) der UMG und aus der Klinik für Gastroenterologie und gastrointestinale Onkologie (Direktor: Prof. Dr. Volker Ellenrieder) der UMG eine größere Patientengruppe mit 100 Patienten. Ziel ist es herauszufinden, inwieweit die bisher verwendeten, invasiveren Techniken zur Abklärung von Refluxerkrankungen und Schluckstörungen durch die Echtzeit-MRT ersetzt werden können.

    HINTERGRUNDINFORMATIONEN

    Rund zehn Prozent der westlichen Bevölkerung leiden an Sodbrennen, auch als „Reflux-Erkrankung“ bekannt. Verschiedene Gründe können für den Eintritt von Magensäure in die Speiseröhre verantwortlich sein. Häufige Ursachen sind die unvollständige Entleerung der Speiseröhre. Die Gründe dafür können eine verminderte Beweglichkeit (Peristaltik) sein oder eine Störung in der Funktion des Schließmechanismus zwischen Speiseröhre und Magen. Auch Magenentleerungsstörungen können zum Aufstau von Magensäure und in der Folge zu Reflux führen. Wegen der vielen verschiedenen Ursachen von Reflux sind auch die therapeutischen Maßnahmen entsprechend vielfältig. Daher ist eine genaue Diagnostik die wichtigste Voraussetzung für die Entscheidung zur richtigen Therapie. Diese basiert derzeit auf einer invasiven Messung der Säure in der Speiseröhre und einer endoskopischen Untersuchung (Gastroskopie). Eine direkte Darstellung des Schluckaktes war bis jetzt nicht möglich.

    BILDUNTERSCHRIFTEN:
    Bild 1: Patientenbesprechung im Echtzeit-Forschungs-MRT: Priv.-Doz. Dr. Alexander Beham, Oberarzt Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Kinderchirurgie der UMG (Mitte), Prof. Dr. Michael Ghadimi, Direktor Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Kinderchirurgie (links) und Dr. Ali Seif, Oberarzt Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie (rechts). Foto: UMG
    Bild 2: Standbild aus dem Echtzeit-MRT zeigt die Speiseröhre und den Übergang zum Magen. Foto: UMG

    WEITERE INFORMATIONEN:
    Universitätsmedizin Göttingen, Georg-August-Universität
    Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Kinderchirurgie
    Priv.-Doz. Alexander Beham
    Telefon 0551 / 39-22952
    abeham@chirurgie-goettingen.de


    Images

    Patientenbesprechung im Echtzeit-Forschungs-MRT: Priv.-Doz. Dr. Alexander Beham (Mitte), Prof. Dr. Michael Ghadimi, Dr. Ali Seif, (rechts)
    Patientenbesprechung im Echtzeit-Forschungs-MRT: Priv.-Doz. Dr. Alexander Beham (Mitte), Prof. Dr. M ...
    Foto. umg
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    Standbild aus dem Echtzeit-MRT zeigt die Speiseröhre und den Übergang zum Magen.
    Standbild aus dem Echtzeit-MRT zeigt die Speiseröhre und den Übergang zum Magen.
    Foto: umg
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    Criteria of this press release:
    Journalists
    Chemistry, Medicine
    transregional, national
    Research results, Scientific Publications
    German


     

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