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In einer neuen Studie berichten Suchtforscher am Institut für Psychopharmakologie (Wissenschaftlicher Direktor: Professor Rainer Spanagel) und an der Klinik für Abhängiges Verhalten und Suchtmedizin (Ärztlicher Direktor: Professor Falk Kiefer), dass Alkoholiker erhöhte Konzentrationen an Dopamin in Regionen des Gehirns aufweisen, wenn sie längere Zeit auf Alkohol verzichten. Die Ergebnisse der Studie wurden Ende Februar in der Fachzeitschrift Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS) veröffentlicht.
Bei Alkoholismus wechseln sich häufig Perioden der Trunkenheit mit Abstinenzphasen ab, in denen die Betroffenen versuchen, auf Alkohol zu verzichten. Am Ende dieser Phasen steht dabei oft der Rückfall, wodurch die Sucht nur vertieft wird. Während dieser Zyklen finden viele Veränderungen im Gehirn statt. Besonders wichtig ist dabei der Neurotransmitter Dopamin, der die Signalübertragung in Belohnungszentren im Gehirn vermittelt.
Wenn sich gelegentlicher Alkoholkonsum zu einer Sucht entwickelt, verändern sich auch die Bindungsstellen für Dopamin, über die der Botenstoff seine Wirkungen vermittelt. Diese Veränderungen untersuchten Dr. Natalie Hirth und ihre Kollegen, indem sie Gehirnproben von verstorbenen Alkoholikern mit denen von Menschen verglichen, die in ihrem Leben wenig oder gar keinen Alkohol getrunken hatten. Dabei fanden die Wissenschaftler Hinweise auf deutlich erhöhte Dopamin-Spiegel in bestimmten, für die Verhaltenskontrolle wichtigen, Bereichen des Gehirns der Alkoholsüchtigen. Durch ergänzende Versuche an alkoholabhängigen Ratten konnten die Forscher die Humanstudien bestätigten und weitere detaillierte Erkenntnisse gewinnen. Es zeigte sich, dass die Dopamin-Mengen im akuten Entzug stark vermindert sind. Doch wenn die Tiere über einen längeren Zeitraum keinen Alkohol erhielten, stiegen die Dopamin-Werte deutlich über das Normalniveau. Dies hatte unter anderem den Effekt, dass die Tiere hyperaktiv wurden.
Aufgrund ihrer Ergebnisse glauben Natalie Hirth und Kollegen, dass Dopamin beim akuten Alkoholentzug verringert ist und dann stark ansteigt, wenn die Alkoholiker die Abstinenz länger durchhalten. „Diese Erkenntnisse könnten sowohl den initial verminderten Antrieb und die gesenkte Stimmungslage im frühen Entzug erklären, als auch die später häufig bei Suchtpatienten auftretenden Symptome von Rastlosigkeit und gestörter Impulskontrolle“ ergänzt Professor Kiefer, Direktor der Klinik für Abhängiges Verhalten und Suchtmedizin am ZI. Auf diese Befunde aufbauend können nun Verhaltensexperimente entworfen werden, um den Zusammenhang zwischen erhöhtem Dopamin und dem Rückfall in die Alkoholsucht besser zu verstehen. Letztendlich sollen so Wege gefunden werden, um den Rückfall gänzlich zu verhindern und damit den erkrankten Menschen helfen, die Sucht endgültig zu überwinden.
Publikation:
Convergent evidence from alcohol-dependent humans and rats for a hyperdopaminergic state in protracted abstinence. PNAS 2016; published ahead of print February 22, 2016, doi:10.1073/pnas.1506012113
Natalie Hirtha,1, Marcus W. Meinhardta,1, Hamid R. Nooria,1, Humberto Salgadob, Oswaldo Torres-Ramirezb, Stefanie Uhriga, Laura Broccolia, Valentina Vengelienea, Martin Roßmanitha, Stéphanie Perreau-Lenza,2, Georg Köhra, Wolfgang H. Sommera,c, Rainer Spanagela,1, and Anita C. Hanssona,1,3
aInstitute for Psychopharmacology at Central Institute for Mental Health, Medical Faculty Mannheim, University of Heidelberg, 68159 Mannheim, Germany; bNeurosciences Department, Autonomous University of Yucatán, 97000 Merida, Yucatan, Mexico; bNeurosciences Department, Autonomous University of Yucatán, 97000 Merida, Yucatan, Mexico; cDepartment of Addictive Behavior and Addiction Medicine at Central Institute for Mental Health, Medical Faculty Mannheim, University of Heidelberg, 68159 Mannheim, Germany.
1N.H., M.W.M., H.R.N., R.S., and A.C.H. contributed equally to this work.
2Present address: SRI Biosciences, Division of SRI International, Center for Neuroscience, Menlo Park CA 94025.
Kontakt:
Dr. Anita C Hansson
Leitung Arbeitsgruppe Neuroanatomie
Institut für Psychopharmakologie
Zentralinstitut für Seelische Gesundheit
J5, 68159 Mannheim, Germany
Tel.: +49 621 1703 6283/-6293
Fax: +49 621 1703 6255
E-Mail: anita.hansson@zi-mannheim.de
https://www.zi-mannheim.de/institut/presse.html
Criteria of this press release:
Journalists
Medicine
transregional, national
Research results
German
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