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Wissenschaft
Das neue Lehrbuch „Öffentliche Finanzen und Verhaltensökonomik“ von Prof. Dr. Thomas Döring gibt erstmals einen umfassenden Überblick über die verhaltensökonomische Analyse von Staatsfinanzen. Der Professor am Fachbereich Gesellschaftswissenschaften und Soziale Arbeit der Hochschule Darmstadt (h_da) zeigt, wie politisches Handeln im Bereich der Staatsfinanzen auch mit psychologisch fundierten statt rein rational-ökonomischen Modellen erklärt werden kann. Damit hilft das im SpringerGabler Verlag erschienene Werk auch fachlichen Laien beim Einstieg in ein wachsendes Forschungsfeld und beim Verständnis der psychologischen Hintergründe etwa von Spar- und Steuerpolitik.
Seit Jahrzehnten ist der „homo oeconomicus“ ein weltweit dominierendes Modell in der Volkswirtschaftslehre. Es beschreibt den Menschen als perfekt rationalen, egoistischen und informierten Nutzenmaximierer. Dieses simple Modell ist bis heute in der Ökonomie beliebt, denn mit dem Bild vom Menschen als „Entscheidungsautomat“ lässt sich gut rechnen. Doch die Kritik an diesem theoretischen Modell wird lauter. Denn bekanntermaßen machen Menschen Fehler, handeln oft irrational und haben selten alle Informationen als Grundlage für eine perfekte Entscheidung.
Auch deshalb sieht der an der h_da lehrende Finanzwissenschaftler, Prof. Dr. Thomas Döring, seit der jüngsten Wirtschafts- und Finanzkrise ein Legitimationsproblem der Volkswirtschaftslehre: „Bisherige Modelle haben nicht funktioniert, um die Krise vorauszusehen.“ Hier könnten Ansätze im Grenzbereich zwischen Psychologie und Ökonomie helfen. In seiner Monografie „Öffentliche Finanzen und Verhaltensökonomik“ zeigt Döring mit Verweis auf eine Fülle von Literatur zahlreiche Anwendungsfälle dieser Ansätze auf: Verhaltensökonomische Modelle könnten etwa zur Analyse des Steuerhinterziehungsverhaltens dienen. Und dabei zum Beispiel erklären, warum Menschen ehrlich ihre Steuern bezahlen: Wenn Menschen die Verwendung ihrer Abgaben als transparent und fair ansähen, seien sie eher bereit, steuerehrlich zu sein. Aus Sicht des reinen Egoisten wären hier die einzig maßgeblichen Faktoren die Wahrscheinlichkeit, beim Betrügen erwischt zu werden, und das drohende Strafmaß.
Ein weiteres Kapitel widmet Döring einem Bereich der öffentlichen Finanzen, in dem verhaltensökonomische Ansätze bisher unterrepräsentiert waren: den Staatsausgaben. Auch hier gibt er einen Überblick zum aktuellen Stand der Forschung. Der Finanzwissenschaftler zeigt etwa auf, wie staatliche Ausgaben aus Sicht der Nutznießer wahrgenommen werden. Mit Verweis auf zahlreiche Veröffentlichungen arbeitet Döring heraus, dass hier unter anderen wichtig ist, dass Bürgerinnen und Bürger die staatlichen Ausgaben als persönlichen Gewinn sehen. Entscheidender als ein tatsächlicher Gewinn – also wenn Steuerzahler mehr Leistungen bekommen, als sie an Steuern abführen – sei hier jedoch die subjektive Wahrnehmung, zu den Gewinnern zu gehören.
Auch die Perspektiven von Politikerinnen und Politikern sowie Bürokratinnen und Bürokraten werden beleuchtet: Wann sind sie bereit, Ausgabenkürzungen bzw. Haushaltseinsparungen anzugehen? Wann können sie höhere Staatsausgaben vor ihren Wählerinnen und Wählern rechtfertigen? Wie sind Ausgaben und Steuern zu gestalten, damit sich Bürgerinnen und Bürger auch so verhalten, wie dies politisch beabsichtigt ist? Fragen, die nicht nur für Studierende und Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler interessant sind, sondern auch für Praktikerinnen und Praktiker aus Politik, Verwaltung und Wirtschaft.
Weitere Informationen: https://www.springer.com/de/book/9783658099121
Über den Autor
Dr. Thomas Döring ist Professor für Politik und Institutionen mit Schwerpunkt Institutionen- und Verhaltensökonomik an der Hochschule Darmstadt und Mitglied der dortigen Sonderforschungsgruppe Institutionenanalyse (sofia). Zudem leitet er das hochschuleigene Zentrum für Forschung und Entwicklung (ZFE).
Thomas Döring: Öffentliche Finanzen und Verhaltensökonomik. Zur Psychologie der budgetwirksamen Staatstätigkeit.
SpringerGabler. Wiesbaden 2015. 369 Seiten. 49,99 Euro.
Rezensionsexemplare auf Anfrage: katrin.petermann2@springer.com
„hervorragendes Nachschlagewerk und Fundgrube für Neuentdeckungen“ (FAZ)
Ansprechpartner für die Medien:
Prof. Dr. Thomas Döring
Hochschule Darmstadt
Fachbereich Gesellschaftswissenschaften und Soziale Arbeit
Tel.: +49 6151 16-8743
E-Mail: thomas.doering@h-da.de
https://www.springer.com/de/book/9783658099121
Criteria of this press release:
Business and commerce, Journalists, Scientists and scholars
Economics / business administration, Psychology
transregional, national
Research results, Scientific Publications
German
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