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Wissenschaft
Der Europäische Forschungsrat fördert fünf Nachwuchsforscherinnen und -forscher an der LMU mit jeweils einem der begehrten Starting-Grants.
Fünf Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler verschiedener Disziplinen erhalten einen Starting Grant des Europäischen Forschungsrats für ihre Forschung an der LMU. Die Auszeichnung ist mit einer Förderung in Höhe von jeweils etwa 1,5 Millionen Euro verbunden. Sie wird anhand der wissenschaftlichen Exzellenz der Antragsteller sowie des beantragten Projekts vergeben. Erstmals bietet die LMU in Verbindung mit dieser Auszeichnung die Möglichkeit einer sogenannten Tenure-Track-Position, einer Professur mit der Option auf eine Dauerstelle.
Zu den ausgezeichneten Wissenschaftlern, die bereits an der LMU forschen, zählen Dr. Ralf Jungmann von der Fakultät für Physik und Professor Markus Paulus von der Fakultät für Psychologie und Pädagogik. Zudem wechseln mit einem ERC Starting Grant an die LMU: Dr. Daniel Braun (Medizinische Fakultät), Dr. Chiara Franceschini (Fakultät für Geschichts- und Kunstwissenschaften) und Dr. Philipp Stockhammer (Fakultät für Kulturwissenschaften).
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Dr. Daniel Braun
Medizinische Fakultät
Dr. Daniel Braun forscht über die Grundlagen menschlicher Bewegung. Er interessiert sich insbesondere für das Zusammenspiel von sinnlicher Wahrnehmung und der Anpassung menschlicher Bewegungsabläufe an die jeweiligen Umweltbedingungen.
In seinem ERC-Projekt wird Daniel Braun ein neues mathematisches Modell entwickeln, um menschliche Bewegungsabläufe zu beschreiben. Besonders interessiert ihn dabei die Frage, wie es Menschen gelingt, sich in ihren Bewegungen flexibel auch dann an ihre Umgebung anzupassen, wenn sich diese schnell ändert oder nicht vollständig von allen Sinnen erfasst werden kann – eine Fähigkeit, die der Mensch bislang allen modernen Robotern und Maschinen voraus hat.
Daniel Braun wechselt mit seinem ERC-Grant vom Max-Planck-Institut für biologische Kybernetik (MPI) in Tübingen an die medizinische Fakultät der LMU. Am MPI leitete der Biologe und Physiker die Emmy-Noether-Gruppe „Sensorimotorische Lern- und Entscheidungsprozesse“. Zuvor habilitierte er sich an der Universität Tübingen, sein Doppelstudium der Biologe und Physik schloss er an der Universität Freiburg ab, wo er auch seinen Doktor erwarb. Zudem forschte er mehrere Jahre an der University of Cambridge.
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Dr. Chiara Franceschini
Faculty of History and the Arts
Die Kunsthistorikerin Dr. Chiara Franceschini ist spezialisiert auf die Renaissance. In ihrem ERC-Projekt „The Normativity of Sacred Images in Early Modern Europe“ (Sacrima) wird Chiara Franceschini das Wechselspiel von künstlerischer Entwicklung und religiöser Bedeutung von Heiligenbildern in Europa zwischen 1450 und 1650 untersuchen. In diesen Zeitraum fällt die Reformation, die auch starke Auswirkungen auf religiöse Traditionen hatte. Das Ziel von Chiara Franceschini ist es, die wechselvollen Beziehungen zwischen Kunst, Religion und Geographie herauszuarbeiten. Im Zuge ihres Projekts wird Chiara Franceschini unter anderem einen neuen systematischen Überblick des Bildmaterials in kirchlichen Archiven geben und die visuellen Normen in verschiedenen europäischen Ländern und Regionen, darunter Italien, Frankreich, Spanien und Süddeutschland, vergleichen. Damit wird das Projekt Sacrima nicht zuletzt auch zum Verständnis der Dynamiken kultureller Integration beitragen.
Chiara Franceschini wechselt mit ihrem ERC Starting Grant vom University College London an die Fakultät für Geschichts- und Kunstwissenschaften der LMU. Zuvor arbeitete sie als „Newton International Postdocotral Fellow“ und als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Warburg Institute der University of London. Sie studierte Archäologie, Kunstgeschichte und Geschichte an der Scuola Normale Superiore in Pisa, wo sie 2008 ihren PhD erwarb, und dem Europäischen Hochschulinstitut in Florenz.
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Dr. Ralf Jungmann
Fakultät für Physik
Dr. Ralf Jungmann entwickelt in seiner Forschung neuartige Fluoreszenzmikroskopieverfahren für biomedizinische Anwendungen mit Hilfe von DNA-Nanotechnologie.
In seinem ERC-Projekt „From Tissues to Single Molecules: High Content in Situ Super-Resolution Imaging with DNA-PAINT“ will Jungmann mit Superauflösungsmikroskopie in bislang unerreichte Bereiche vorstoßen: „Meine Vision ist es, mit höchstmöglicher Auflösung den Ort und die Interaktion tausender zellulärer Bestandteile wie Proteine oder RNA zu visualisieren“, so Jungmann. Bislang können Forscher nur eine sehr begrenzte Anzahl von Molekülen mit relativ geringer Auflösung beobachten. „Ich glaube, dass die einzigartige Programmierbarkeit von DNA-basierten Fluoreszenzsonden uns dabei hilft, eine Vielzahl von molekularen Interaktionen sichtbar zu machen“. Jungmann will mit seinem Team dieses ehrgeizige Ziel nicht nur in einzelnen Zellen erreichen, sondern seine Techniken auch auf ganze Verbünde von Zellen in Geweben anwenden: „Wenn wir es schaffen, die gesamten molekularen Netzwerke in einzelnen Zellen sowie deren Zusammenhang in Gewebsverbünden zu visualisieren, können wir systembiologische Fragestellungen mit bislang unerreichter räumlicher Auflösung und Komplexität beantworten.“
Ralf Jungmann leitet eine Emmy Noether-Nachwuchsgruppe an der Fakultät für Physik der LMU. Zugleich ist er Gruppenleiter am Max-Planck-Institut für Biochemie. Vor der Übernahme der Emmy Noether-Gruppe war Ralf Jungmann Mitarbeiter von Professor Peng Yin und Professor William M. Shih am Wyss Institute for Biologically Inspired Engineering an der Harvard Universität. Seinen Doktortitel erwarb Ralf Jungmann an der TU München in der Gruppe von Professor Friedrich C. Simmel, zuvor studierte er Physik an der Universität des Saarlandes und an der University of California in Santa Barbara.
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Professor Markus Paulus
Fakultät für Psychologie und Pädagogik
Der Entwicklungspsychologe Professor Markus Paulus forscht insbesondere über die Anfänge sozialen Verhaltens in der kindlichen Entwicklung. In Laborexperimenten mit unterschiedlichen Fragestellungen untersucht er zum Beispiel die Bereitschaft von Kindern, mit anderen zu teilen.
Sein ERC-Projekt „Unravelling the moral self“ gilt den Ursprüngen moralischen Verhaltens. Markus Paulus richtet den Fokus auf das moralische Selbstverständnis, um herauszufinden, welche Rolle es für prosoziales Verhalten spielt. In einem interdisziplinären Zugang werden dabei auch die neurokognitiven Grundlagen des moralischen Selbstkonzeptes analysiert. Ziel des Projekts ist es auch, neue Erkenntnisse und Impulse für Fragen moralischer Erziehung zu gewinnen.
Markus Paulus ist seit 2013 Professor für Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie der frühen Kindheit an der LMU und unter anderem Mitglied im Forschungsschwerpunkt „Moral Behavior“ am Center for Advanced Studies der LMU. Zuvor promovierte er am Donders Institute for Brain, Cognition and Behaviour der Radboud University Nijmegen in den Niederlanden und forschte am Early Social Development Lab der Dalhousie University in Halifax (Kanada). Er studierte an den Universitäten Eichstätt und Oulu/Finnland.
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Dr. Philipp Stockhammer
Fakultät für Kulturwissenschaften
Dr. Philipp Stockhammer ist Experte für die interkulturellen Verflechtungen zwischen dem prähistorischen Europa und Westasien zwischen 2200 und 500 vor Christus mit einem besonderen Forschungsschwerpunkt im östlichen Mittelmeerraum.
In seinem ERC-Projekt wird Philipp Stockhammer den Einfluss interkultureller Kontakte auf die Genese der ostmediterranen Küche im zweiten Jahrtausend vor Christus erforschen. Er wird untersuchen, in welcher Weise sich die immer enger werdenden Beziehungen zwischen den verschiedenen Regionen auf die Ernährung ausgewirkt haben und wann neue Zutaten Verwendung fanden. So wurden beispielsweise Huhn, Pfeffer, Muskat oder Zimt erstmals in dieser Zeit aus Ost- und Südasien eingeführt. Philipp Stockhammer und sein Team werden Nahrungsreste im Zahnstein bronzezeitlicher Menschen und in den von ihnen verwendeten Gefäßen analysieren. Besonders spannend sind solche Analysen an Gefäßen aus Ägypten, die mit einer Inhaltsangabe in hieratischem Ägyptisch beschriftet sind, die bislang nicht übersetzt werden kann. Stockhammers Forschung wird dazu beitragen, die Lesbarkeit des Hieratischen wesentlich zu erweitern. Die für die späte Bronzezeit gewonnenen Ergebnisse darüber, welchen Einfluss frühe Globalisierung auf den Wandel lokaler Ernährung hatte, soll schließlich Prozessen der gegenwärtigen Globalisierung gegenübergestellt werden.
Philipp Stockhammer wechselt mit seinem ERC-Grant vom Institut für Ur- und Frühgeschichte und Vorderasiatische Archäologie der Universität Heidelberg nach München an das Institut für Vor- und Frühgeschichte der LMU. In Heidelberg leitet er gegenwärtig das Verbundforschungsprojekt „BEFIM: Bedeutungen und Funktionen mediterraner Importe im früheisenzeitlichen Mitteleuropa“ (www.befim.de). Er habilitierte sich 2013 an der Universität Basel zum Thema „Materielle Verflechtungen – Zur lokalen Einbindung fremder Keramik in der ostmediterranen Spätbronzezeit”. Promoviert wurde er 2008 in Heidelberg nach seinem Studium der Ur- und Frühgeschichte, Klassischen Archäologie und Alten Geschichte an den Universitäten Erlangen-Nürnberg, Brüssel und Tübingen.
http://www.uni-muenchen.de/forschung/news/2016/erc_starting_grants.html - mehr zu ERC-Grants
Criteria of this press release:
Journalists
interdisciplinary
transregional, national
Personnel announcements, Research projects
German
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