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Soziologin der Universität Jena forschte über die zweite Generation türkischer Gastarbeiter
Deutschland debattiert über den Spagat zwischen Willkommenskultur und Flüchtlingskrise. Und über die entscheidende Frage: Wie kann Integration gelingen? Für die Soziologin Dr. Diana Karadzhova-Beyer von der Universität Jena ist die Sprache der Schlüssel für gelingende Integration: „Erst die Sprache erlaubt die vollwertige Partizipation am Leben in Deutschland.“ Sprachkenntnisse seien die Eintrittskarte zum Arbeitsmarkt und so Voraussetzung einer sozialen und kulturellen Integration.
Doch Diana Karadzhova-Beyer hat für ihre Dissertation nicht über die aktuellen Flüchtlinge oder Zuwanderer geforscht. Ihr Forschungsgegenstand ist die zweite Generation von Zuwanderern aus der Türkei. Ausgewählt wurden Menschen aus der „bürgerlichen Mitte“ der Gastarbeiter-Nachkommen. Menschen, die den Islam als Religion praktizieren und zugleich ihren Platz in der Gesellschaft gefunden haben.
Ihre Ergebnisse hat Karadzhova-Beyer in dem Buch „Virtuosen der Lebenspraxis: gebildete Muslime in Deutschland“ veröffentlicht, das in der Reihe „Kultur und Bildung“ erschienen ist. Karadzhova-Beyer sagt, eine gelingende Integration des Islam sei primär nicht schwierig. Die Schwierigkeiten lägen vielmehr darin begründet, dass der Islam noch immer vorrangig auf Misstrauen und Vorurteile stößt.
„Die lebenspraktische Virtuosität bedeutet für die befragten Muslime, ihre Religion in Einklang mit der Lebensrealität der deutschen Gesellschaft zu bringen“, sagt Diana Karadzhova-Beyer. Gefragt seien kreative Lösungsstrategien unter Berücksichtigung religiöser Deutungsmuster. Die gebildeten Muslime, die von der Autorin befragt wurden, hätten sich zudem durch ihre fortschrittliche Einstellung zum Religiösen ausgezeichnet: „Für sie gibt es kein Verstecken hinter Geboten und Dogmen – der Mensch ist und bleibt jederzeit für seine Handlungen verantwortlich!“
Diana Karadzhova-Beyer hat für ihre Arbeit nur wenige Personen befragt. Dennoch, so die Autorin, könnten die Ergebnisse durchaus für viele gelten, weil die Ausgangssituation für die Kinder der Gastarbeiter fast identisch war.
Bezogen auf die aktuellen Flüchtlinge und potenziellen Zuwanderer, sagt Diana Karadzhova-Beyer, wenn aus den Fehlern im Umgang mit den Gastarbeitern etwas gelernt worden sei, dürfe man nicht zulassen, dass sich die Geschichte wiederholt. Natürlich lasse sich eine kulturelle Distanz nicht leugnen, die Missverständnisse herbeiführt und zuweilen einer sachlichen Debatte den Boden entzieht. Doch gerade deshalb sei es notwendig, geeignete Schritte in Richtung einer erfolgreichen Integration zu unternehmen.
Bibliographische Angaben:
Diana Karadzhova-Beyer: „Virtuosen der Lebenspraxis: gebildete Muslime in Deutschland“, Verlag Ferdinand Schöningh, Paderborn 2016, 267 Seiten, 34,90 Euro, ISBN: 978-3-506-76634-2
Kontakt:
Dr. Diana Karadzhova-Beyer
Kolleg Globale Bildung am
Institut für Bildung und Kultur der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Am Planetarium 4, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 945320
E-Mail: karadzhova-beyer[at]gmx.de
Das Cover der neuen Publikation.
None
Criteria of this press release:
Journalists
Cultural sciences, Religion, Social studies
transregional, national
Scientific Publications
German
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