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Theologie der Universität Jena lädt ein zu Akademischen Gottesdiensten ab 12. April
Seit alters her tun sich menschliche Abgründe auf, wenn es um Liebe, Gier, Mord oder Furcht geht – Abgründe, die nach Regeln im zwischenmenschlichen Dasein und Handeln verlangen. Die zehn Gebote sind solche Regeln. Sie werden in den Akademischen Gottesdiensten, die die Theologische Fakultät der Universität Jena im aktuellen Sommersemester veranstaltet, ab 12. April erkundet. „Du sollst keine anderen Götter neben mir haben.“ „Du sollst nicht töten.“ „Du sollst nicht die Frau deines Nächsten begehren.“ Wie alltagstauglich sind diese Gebote? Sind sie überhaupt für den Alltag gedacht? Haben uns diese in der Antike entstandenen Regeln heute noch etwas zu sagen? Den möglichen Antworten will die Theologische Fakultät in fünf verschiedenen Gottesdiensten, zu denen alle Interessierten herzlich eingeladen sind, auf die Spur kommen.
Rechtstexte im Alten Orient
Die meisten der zehn Gebote aus der jüdisch-christlichen Tradition sind in der Antike kein einzigartiges Phänomen. Auch andere altorientalische Rechtstexte babylonischer oder assyrischer Herrscher hielten schon seit dem 18. Jh. v. Chr. ethische Grundregeln im Umgang mit Tötung, Ehebruch oder Diebstahl fest. Im Alten Orient waren Rechtstexte prinzipiell an den amtierenden Herrscher gebunden und wurden von ihm autorisiert. Die Gebotstexte im Alten Testament jedoch stellen diese rechtliche Bindung an Staat und König infrage und führen die Gebote nun direkt auf Gott zurück. Laut biblischer Überlieferung empfing der Prophet Mose die zehn Gebote von Gott in Form zweier Steintafeln auf dem Berg Sinai und überbrachte sie dem Volk Israel. Religions- und literargeschichtlich jedoch sind die Gebotstexte aber kaum vor dem Ende der judäischen Königszeit im 7. Jh. v. Chr. zu verorten. Sie fassen ganz verschiedene vorgegebene Einzelvorschriften und Regelungen zusammen und bündeln sie zu einer Gesamtschau des Willens Gottes.
Von den zehn Geboten zum höchsten Gebot
Prof. Dr. Manuel Vogel wird die Reihe mit einer Predigt über das „Doppelgebot der Liebe“ im ökumenischen Semestereröffnungsgottesdienst am Dienstag, dem 12. April, um 19.30 Uhr eröffnen. Das Gebot der Liebe gegenüber Gott, dem Nächsten und sich selbst gilt im Neuen Testament als das höchste Gebot, wird im Rahmen der zehn Gebote jedoch nicht explizit genannt. „Das ‚höchste Gebot‘ ist eben nicht ‚das erste der zehn‘. Das ist ja schon für sich ein dickes Ding“, gibt der Neutestamentler zu bedenken.
Aus aktueller ethischer Perspektive wird Prof. Dr. Martin Leiner, Inhaber des Lehrstuhls für Systematische Theologie und Ethik, am Sonntag, dem 1. Mai, um 10 Uhr einen Blick auf den grundsätzlichen Umgang mit Geboten werfen. Ihm folgt am Sonntag, dem 12. Juni, um 10 Uhr der Alttestamentler Prof. Dr. Hannes Bezzel mit einem Gottesdienst zum spannenden Thema „Gier“ auf der Grundlage des 9. und 10. Gebots.
„Viele Menschen denken, dass es sich bei den zehn Geboten um Gebote für den Alltag handelt. Aber historisch und exegetisch betrachtet sind sie anders zu verstehen“, sagt der Alttestamentler und Dekan der Theologischen Fakultät, Prof. Dr. Uwe Becker. Er wird sich im ökumenischen Gottesdienst zum Schillertag am 24. Juni um 17 Uhr unter dem Titel „Mord“ sowohl dem 5. Gebot „Du sollst nicht töten“ als auch der Frage widmen, wie die in der Antike geschriebenen Gebote heute zu verstehen sind.
Am Ende der Reihe wird sich der Kreis schließen, indem Universitätspredigerin Prof. Dr. Corinna Dahlgrün das erste der zehn Gebote, das Gebot der Alleinverehrung Gottes, mit dem höchsten Gebot der Gottesliebe im jüdischen Glaubensbekenntnis, dem Sch’ma Jisrael (Deuteronomium 6,4-5) verknüpft. Der Gottesdienst am 3. Juli um 10 Uhr steht unter dem Thema „Furcht“.
Interaktion von Wort und Musik
Auch in diesem Semester spielt die Musik eine tragende Rolle bei der Erkundung der Themen. Dabei werden neben klassischen Orgelwerken auch ungewohnte Klänge in der Stadt- und Universitätskirche St. Michael ertönen. „Bei der Befolgung von Geboten geht es ja auch grundsätzlich um die Frage nach Gut und Böse im menschlichem Handeln“, sagt Kirchenmusikdirektor Martin Meier, der die Gottesdienste in Zusammenarbeit mit Bezirkskantor Andreas Conrad aus Schmalkalden an der Orgel gestalten wird. „Ich denke da zum Beispiel an Musik aus dem Film ‚Der Herr der Ringe‘.“ Wort und Musik stehen bei den Universitätsgottesdiensten gleichwertig nebeneinander und lassen eine spannende und bereichernde Interaktion erwarten.
Im Anschluss an die Sonntagsgottesdienste besteht im Rahmen des Kirchcafés die Möglichkeit zu Austausch und Diskussion. Zu allen Gottesdiensten ist die universitäre wie außeruniversitäre Öffentlichkeit herzlich eingeladen.
Auf einen Blick:
Universitätsgottesdienste im Sommersemester 2016 in der Universitäts- und Stadtkirche St. Michael:
12.04.2016 um 19.30 Uhr „Liebe – Das Doppelgebot“: Prof. Dr. Manuel Vogel
01.05.2016 um 10 Uhr „Tun – Die Gebote“: Prof. Dr. Martin Leiner
12.06.2016 um 10 Uhr „Gier – Das IX. und X. Gebot“: Prof. Dr. Hannes Bezzel
24.06.2016 um 17 Uhr „Mord – Das V. Gebot“: Prof. Dr. Uwe Becker
03.07.2016 um 10 Uhr „Furcht – Das I. Gebot“: Prof. Dr. Corinna Dahlgrün
Kontakt:
Prof. Dr. Corinna Dahlgrün
Theologische Fakultät der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Fürstengraben 6, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 941151
E-Mail: gabriele.osang[at]uni-jena.de
Gottesdienst der Theologischen Fakultät der Universität Jena in der Jenaer Stadtkirche. Am 12. April ...
Foto: Jürgen Scheere/FSU
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