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04/06/2016 14:09

Schlaganfallrisiko durch Vorhofflimmern: Neue Biomarker könnten Risikobewertung deutlich verbessern

Michael Wichert Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Herzstiftung e.V./Deutsche Stiftung für Herzforschung

    Wissenschaftspreis der Deutschen Herzstiftung für Forschungsarbeit am
    Herzzentrum Dresden – Universitätsklinik

    Vorhofflimmern ist mit ca. 1,8 Mio. Betroffenen in Deutschland die häufigste Herzrhythmusstörung und wegen der Neigung zur Blutgerinnselbildung in der linken Herzvorkammer eine der Hauptursachen für den Schlaganfall mit ca. 30.000 Schlaganfällen pro Jahr (Infos: www.herzstiftung.de/gerinnungshemmer). „Das Interesse der Forschung an noch zuverlässigeren Messmethoden zur Bewertung des Schlaganfallrisikos bei Vorhofflimmerpatienten ist deshalb enorm, um das Schlaganfallrisiko für die Betroffenen noch wirksamer zu verringern, aber auch um den Patienten eine womöglich unnötige gerinnungshemmende Therapie zu ersparen“, betont Prof. Dr. med. Thomas Meinertz, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Herzstiftung. In Risiko-Scores wie dem CHA2DS2-VASc-Score werden die Risikofaktoren dargestellt, von denen die Schlaganfallgefährdung für den einzelnen Patienten abhängt; Risikofaktoren sind u. a. Herzschwäche, Bluthochdruck, Alter über 75 Jahre, Gefäßerkrankungen, Diabetes, Schlaganfall und TIA in der Vorgeschichte.

    Zwei Biomarker identifiziert: Bessere Bewertung des Schlaganfallrisikos?
    Neue Forschungsergebnisse einer Arbeit von Dr. med. Christian Pflücke und Kollegen am Herzzentrum Dresden – Universitätsklinik deuten jetzt auf ein möglicherweise noch zuverlässigeres, auf zwei Biomarkern basierendes Verfahren zur Bestimmung des individuellen Schlaganfallrisikos von Vorhofflimmerpatienten hin. Die Forschungsarbeit wurde 2015 mit dem Wilhelm P. Winterstein-Preis der Deutschen Herzstiftung (Dotation: 10.000 Euro) ausgezeichnet und jüngst im renommierten Fachjournal „Clinical Research in Cardiology“ publiziert.* Die Dresdner Forscher haben zwei Biomarker identifiziert, die vermehrt im Blutserum von Patienten vorkommen, bei denen mit Herzultraschall ein Blutgerinnsel im Herzvorhof festgestellt wurde: Monozyten-Plättchen-Aggregate (MPA) als Marker für eine erhöhte Plättchenaktivität und CD11b als Marker für eine gesteigerte Entzündungsaktivität. In der Studie sind 27 Patienten, bei denen ein Blutgerinnsel im linken Herzvorhof entdeckt werden konnte, mit 80 weiteren Patienten mit symptomatischem Vorhofflimmern, jedoch ohne Blutgerinnsel verglichen worden. „Der Gehalt von MPAs und CD11b war gerade bei den Patienten mit nachgewiesenem Blutgerinnsel im linken Herzvorhof deutlich erhöht. Damit erscheinen beide Marker sehr gut für die Risikobewertung und zielgenauere Therapie von Vorhofflimmerpatienten mit dem Ziel, den Schlaganfall zu verhindern, geeignet“, betont Dr. Pflücke.

    Weitere Studien in Planung
    Der bei Patienten mit Vorhofflimmern und Blutgerinnseln in dieser Studie nachgewiesene erhöhte CD11b-Gehalt auf Monozyten und Granulozyten, die zur Familie der entzündungsfördernden weißen Blutzellen zählen, weist auf eine Schlüsselrolle von Entzündungsprozessen bei Vorhofflimmern und dessen Neigung zur Bildung von Blutgerinnseln hin. MPAs sind Marker für eine Plättchen- und Monozytenaktivierung. Sie stehen mit einer verminderten Flussgeschwindigkeit im linken Herzvorhofohr in Verbindung und zeigen dadurch die Bildung eines Blutgerinnsels an. Beide Marker dürften Ärzten, die sich in Abwägungssituationen für oder gegen eine Therapie mit Gerinnungshemmer befinden, mehr Sicherheit für ihre Entscheidung geben, weil das zugrundeliegende Messsystem zuverlässiger ist und für den Patienten eine individuelle Risikoabschätzung ermöglicht. „Mit Hilfe unserer Erkenntnisse könnten wir zur Entwicklung neuer entzündungshemmender Therapien bei Patienten mit Vorhofflimmern beitragen. Allerdings müssen noch weitere klinische Studien mit einer höheren Patientenzahl folgen. Weitere Studien sind in Planung.“

    * Pfluecke, C. et al., Monocyte-platelet aggregates and CD11b expression as markers for thrombogenicity in atrial fibrillation in: Clin Res Cardiol 2015.

    Der Wilhelm P. Winterstein-Preis der Deutschen Herzstiftung wird alljährlich für eine wissenschaftlich herausragende Arbeit auf dem Gebiet der Herz-Kreislauf-Erkrankungen, bevorzugt aus einem patientennahen Forschungsbereich, vergeben. Wilhelm P. und Ursula Winterstein sind seit fast 20 Jahren die Stifter dieses Wissenschaftspreises.

    Tipp: Der Ratgeber „Gerinnungshemmung bei Vorhofflimmern“ informiert über den aktuellen medizinischen Kenntnisstand der gerinnungshemmenden Therapie von Vorhofflimmern. Der Band (48 S.) ist für drei Euro in Briefmarken erhältlich bei: Deutsche Herzstiftung e. V., Bockenheimer Landstr. 94-96, 60323 Frankfurt/M., Tel. 069 955128-400 oder unter www.herzstiftung.de/gerinnungshemmer
    (Bildmaterial: www.herzstiftung.de/presse/bildmaterial/neue-gerinnungshemmer.jpg

    10/2016
    Informationen:
    Deutsche Herzstiftung
    Pressestelle:
    Michael Wichert /Pierre König
    Tel. 069/955128-114/-140 Fax: 069/955128-345
    E-Mail: wichert@herzstiftung.de/
    koenig@herzstiftung.de
    www.herzstiftung.de


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    http://www.herzstiftung.de
    http://www.herzstiftung.de/gerinnungshemmer
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    V. l. n. r.: Prof. Dr. H. Oelert, Deutsche Stiftung für Herzforschung, Stifter W. P. Winterstein, Preisträger Dr. C. Pflücke, Stifterin U. Winterstein, Prof. Dr. T. Meinertz, Deutsche Herzstiftung.
    V. l. n. r.: Prof. Dr. H. Oelert, Deutsche Stiftung für Herzforschung, Stifter W. P. Winterstein, Pr ...
    Source: Foto: A. Malkmus/Deutsche Herzstiftung

    Die Ultraschallaufnahme zeigt ein Gerinnsel im linken Vorhofohr, das vom Blutstrom mitgerissen einen Schlaganfall verursachen kann.
    Die Ultraschallaufnahme zeigt ein Gerinnsel im linken Vorhofohr, das vom Blutstrom mitgerissen einen ...
    Source: Aufnahme: Klinikum Brandenburg


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    Criteria of this press release:
    Journalists
    Biology, Medicine, Nutrition / healthcare / nursing
    transregional, national
    Research results, Scientific Publications
    German


     

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