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Wissenschaft
Mehr als fünf Millionen Menschen in Deutschland leiden unter Schluckstörungen, die Tendenz ist steigend. Die Dysphagie, so die medizinische Bezeichnung, kann bei verschiedenen Krankheiten auftreten. Am häufigsten betroffen sind zwar Menschen nach einem Schlaganfall, wie eine Expertin im Vorfeld der 87. Jahresversammlung der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie (DGHNO-KHC) berichtet. Aber auch bei Kindern und vor allem älteren Erwachsenen kommen Schluckstörungen vor.
Bis zu 2 000-mal am Tag schluckt der Mensch, ohne darüber nachdenken zu müssen. Was für die meisten selbstverständlich erscheint, ist für viele nicht mehr möglich.
„Je nach Altersgruppe leiden zwischen 1,7 und 11,3 Prozent aller Menschen unter Schluckstörungen“, berichtet Professor Christiane Hey, Chefärztin der Abteilung Phoniatrie und Pädaudiologie am Universitätsklinikum Marburg.
Für einen Betroffenen bedeutet eine Beeinträchtigung des Schluckens eine erhebliche Minderung der Lebensqualität, die eine psychische, soziale und gegebenenfalls berufliche Reintegration erschweren“, erklärt Professor Hey. Bei Erwachsenen sind es häufig Tumoren im Kopf-Hals-Bereich, die für eine Dysphagie verantwortlich sind. Im Alter können Schluckstörungen im Rahmen von Demenzen auftreten. Die häufigsten Ursachen sind jedoch Schlaganfälle. „Gründe dafür, dass immer mehr Menschen an einer Dysphagie leiden, sind die zunehmende Altersstruktur unserer Gesellschaft, aber auch die verbesserte medizinische Akutversorgung“, erläutert Professor Hey.
„Wir sprechen hier nicht von Schluckstörungen, die im Rahmen von Infektionen auftreten, nicht von Sodbrennen oder Rachenschmerzen. Bei der hier angesprochenen Dysphagie gerät der Speisebrei beim versehentlichen Verschlucken in die Luftröhre. Dies kann zu einer gefährlichen Lungenentzündung führen, aber auch zu Fehl- und Mangelernährung“ warnt Frau Professor Hey. Die Folge kann ein verlängerter Krankenhausaufenthalt sein, auch ein Versterben an einer Lungenentzündung aufgrund einer Dysphagie ist keine Seltenheit. Die Dysphagie führt zu einer erheblichen Einschränkung der Lebensqualität, die die psychische, soziale und manchmal auch berufliche Reintegration erschweren. Zahlen zu den volkswirtschaftlichen Kosten in Deutschland gäbe es bislang nicht. Für die USA bezifferte eine Studie den ökonomischen Einfluß einer Schluckstörung auf 547.307.964 US-Dollar im Jahr. „Kosten, die darauf zurückzuführen sind, dass die Dysphagie nicht rechtzeitig erkannt und behandelt wurde“, sagt die Expertin. Professor Hey verweist auf die guten Erfahrungen in der Behandlung von Schlaganfallpatienten. Die meisten Stroke-Units betreiben heute eine Dysphagiediagnostik und –therapie. „Für Schluckstörungen infolge einer Kopf-Hals-Tumor-Erkrankung sind umfassende Versorgungskonzepte erstellt“, sagt Professor Hey. „Und auch das Schlucken des alternden multimorbiden Menschen ist zunehmend Gegenstand der klinischen Versorgung und Forschung.“
In anderen Bereichen fehle es jedoch noch an Versorgungsstrukturen. Professor Hey nennt hier Schluckstörungen nach Langzeitbeatmungen auf Intensivstationen oder Schluckstörungen im Kindesalter. Die vielfältigen Ursachen für eine Schluckstörung sind der Grund, dass so viele und unterschiedliche medizinische wie therapeutische Fachdisziplinen gebunden werden, „wie bei kaum einer anderen Erkrankung“, so Frau Professor Hey.
Sie sieht hier auch vor allem die HNO-Ärzte gefordert: „Schluckstörungen waren, sind und werden zunehmend ein zentrales Kerngebiet der HNO-Heilkunde. Das Ziel muss die Etablierung einer flächendeckenden Versorgung aller Betroffenen sein.“ Über Ursachen und Therapiemöglichkeiten von Schluckstörungen sowie die Versorgungslage in Deutschland spricht die Expertin auf der morgigen Pressekonferenz in Düsseldorf anlässlich der 87. Jahresversammlung der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie e.V. (DGHNO-KHC).
Ihr Pressekontakt für Rückfragen:
Pressestelle 87. Jahresversammlung DGHNO-KHC
Anna Voormann/Stephanie Priester
Postfach 30 11 20
70451 Stuttgart
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Telefax: 0711 8931-167
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