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Wissenschaft
Einhöckrige Dromedare wurden über 3.000 Jahre als Transportmittel genutzt. Bisher war unbekannt, in welcher Region der Mensch Dromedare domestizierte und welches Erbgut sich dabei durchsetzte. Einem Team um Pamela Burger von der Vetmeduni Vienna gelang es nun, diese Wissenslücken zu füllen. Sie konnten den Ursprung des domestizierten Dromedars auf der Südostküste der Arabischen Halbinsel festmachen. Die ForscherInnen bewiesen außerdem, dass das Dromedar im Gegensatz zu vielen andern Haustieren eine hohe genetische Vielfalt behalten hat. Die Studie wird im Fachjournal PNAS am 9.5.2016 um 21:00 MESZ veröffentlicht.
Das Dromedar, das einhöckrige arabische Kamel, hat in nordafrikanischen Ländern einen hohen Stellenwert. Seit Jahrtausenden nutzen es die Menschen Nordafrikas und Asiens zum Transport von Gütern und als Fortbewegungsmittel. Das Dromedar trug maßgeblich zum Handel und der Entwicklung von gesellschaftlichen Strukturen in unwirtlichen Gegenden bei. Kamele sind als die größten Nutztiere bekannt.
Ein ewiger Begleiter als großer Unbekannter
„Es gibt große Wissenslücken hinsichtlich Domestizierung und Entwicklung“, erklärt Pamela Burger vom Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie der Vetmeduni Vienna. „Wir haben zwar aus den wilden Dromedaren ein Haustier gemacht, wissen aber nicht, wie und wo die Domestizierung begann und wie sie sich auf die heutigen Kamele ausgewirkt hat.“
Wenn der Mensch ein Tier domestiziert, filtert er üblicherweise durch Züchtung das Erbgut jener Tiere heraus, die den meisten Nutzen bringen. Das Team von Burger bewies nun erstmalig, dass dies beim Dromedar nicht der Fall war. Bei den Dromedaren findet man eine große genetische Vielfalt und nicht die durch Züchtung typische geringe Vielfalt des Erbgutes. Das unterscheidet sie von anderen hoch gezüchteten Haustieren.
Genetische Vielfalt blieb dem Dromedar erhalten
Burger und ihr Team sammelten Proben von knapp 1.100 lebenden Kamelen und verglichen diese mit archäologischen Proben von wilden und früh domestizierten Kamelen. Sie stellten durch eine DNS-Analyse fest, dass die Vielfalt im Erbgut in direktem Zusammenhang mit der Verwendung der Dromedare als Transporttiere steht. Durch die Ortswechsel treffen immer wieder unterschiedliche Kamelpopulationen aufeinander. Damit wird das Erbgut regelmäßig durchmischt und die genetische Vielfalt bleibt erhalten. Eine isolierte Gruppe ist daher selten. Nur eine Population von Dromedaren in Ostafrika wich von der allgemeinen genetischen Vielfalt der übrigen Kamele ab. Diese Gruppe ist allerdings schon länger von den anderen Kamelen durch räumliche und kulturelle Unterschiede abgegrenzt.
Antike DNS enthüllt Ursprung des domestizierten Kamels
Die regelmäßige Durchmischung erinnert zwar an eine ursprüngliche Vielfalt, wie man sie sonst nur in Wildformen findet. Sie verschleiert aber, von welcher Wildform die heutigen Dromedare eigentlich abstammen und damit, wo sie domestiziert wurden.
Burger und ihrem Team gelang es, das aufzuklären. Die Gruppe analysierte bis zu 7.000 Jahre alte DNS aus Knochen der wilden und früh domestizierten Kamele und verglich sie mit den genetischen Profilen moderner weltweiter Dromedarpopulationen. Erstmals war es dadurch möglich, die südöstliche Küste der arabischen Halbinsel als den Ort zu identifizieren, an dem die Nutzung der Kamele als Haustiere begann. „Es scheint sich zu bestätigen, dass eine erste Domestizierung wilder Dromedare von der Südostküste ausging. Es folgte wiederholtes Einkreuzen wilder Kamele in die frühen domestizierten Gruppen“, stellt Burger klar. Die wilden Vorfahren der heutigen Dromedare lebten räumlich begrenzt und starben ungefähr 2.000 Jahre nach der ersten Domestizierung aus.
Service
Der Artikel “Ancient and modern DNA reveal dynamics of domestication and cross-continental dispersal of the dromedary” von Faisal Almathen, Pauline Charruau, Elmira Mohandesan, Joram M. Mwacharo, Pablo Orozcoter Wengel, Daniel Pitt, Abdussamad M. Abdussamad, Margarethe Uerpmann, Hans-Peter Uerpmann, Bea De Cupere, Peter Magee, Majed A. Alnaqeeb, Bashir Salim, Abdul Raziq, Tadelle Dessien, Omer M. Abdelhadio,Mohammad H. Banabazi, Marzook Al-Eknah, Chris Walzer, Bernard Fayer, Michael Hofreiter, Joris Peterst, Olivier Hanotte and Pamela A. Burger erscheint im Journal PNAS am 9.5.2016, 21:00 MESZ.
Über die Veterinärmedizinische Universität Wien
Die Veterinärmedizinische Universität Wien (Vetmeduni Vienna) ist eine der führenden veterinärmedizinischen, akademischen Bildungs- und Forschungsstätten Europas. Ihr Hauptaugenmerk gilt den Forschungsbereichen Tiergesundheit, Lebensmittelsicherheit, Tierhaltung und Tierschutz sowie den biomedizinischen Grundlagen. Die Vetmeduni Vienna beschäftigt 1.300 MitarbeiterInnen und bildet zurzeit 2.300 Studierende aus. Der Campus in Wien Floridsdorf verfügt über fünf Universitätskliniken und zahlreiche Forschungseinrichtungen. Zwei Forschungsinstitute am Wiener Wilhelminenberg sowie ein Lehr- und Forschungsgut in Niederösterreich gehören ebenfalls zur Vetmeduni Vienna. http://www.vetmeduni.ac.at
Wissenschaftlicher Kontakt
Dr.med.vet. Pamela Burger
Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie
Veterinärmedizinische Universität Wien (Vetmeduni Vienna)
Tel: +43 680 1289953
pamela.burger@vetmeduni.ac.at
Aussenderin
Heike Hochhauser
Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation
Veterinärmedizinische Universität Wien (Vetmeduni Vienna)
T +43 1 25077-1151
heike.hochhauser@vetmeduni.ac.at
http://www.vetmeduni.ac.at/de/infoservice/presseinformationen/presseinformatione...
Kamele wurden seit jeher als Transportmittel genutzt (Bild
(c) Raziq Kakar
None
Criteria of this press release:
Journalists
Biology, Zoology / agricultural and forest sciences
transregional, national
Research results, Scientific Publications
German
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