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Wissenschaft
Eine gute Aufklärung über ihre Erkrankung kann die Lebensqualität von Brustkrebs-Patientinnen deutlich steigern. Auf diesen Zusammenhang weisen Wissenschaftler der Universitäten Köln und Bonn sowie der Deutschen Krebsgesellschaft in einer aktuellen Studie hin. Als erste Konsequenz haben die Forscher eine Art Checkliste erarbeitet. Damit können Betroffene beim Arztgespräch sicherstellen, alle für sie wichtigen Aspekte angesprochen zu haben. Die Druckfassung der vorab online veröffentlichten Arbeit erscheint im Mai in der Zeitschrift „Patient Education and Counseling“.
An der Studie nahmen insgesamt 445 Brustkrebspatientinnen im Alter von 65 bis 88 Jahren teil. Sie alle hatten sich gerade einer Brustkrebs-Operation unterzogen. Die Teilnehmerinnen wurden kurz nach dem Eingriff und 40 Wochen später gebeten, einen Fragebogen zu ihrer Gesundheitskompetenz auszufüllen. Darin klopften die Forscher vier verschiedene Aspekte ab: Wie leicht fiel es den Betroffenen, relevante Informationen zu ihrer Erkrankung zu finden? Konnten sie diese Informationen verstehen? Waren sie dazu in der Lage, ihre Vertrauenswürdigkeit zu beurteilen? Halfen ihnen die neuen Kenntnisse, Entscheidungen bezüglich ihrer Erkrankung zu treffen?
Massive Ängste beeinträchtigen den Alltag
Gleichzeitig wurden die Patientinnen nach Ängsten im Zusammenhang mit ihrer Brustkrebs-Diagnose befragt. Weit verbreitet ist etwa die Sorge, die Krankheit könne fortschreiten oder – nach Abschluss der Therapie – wiederkehren. „Bis zu 70 Prozent aller Brustkrebspatientinnen leiden unter solchen Ängsten“, erklärt Prof. Dr. Nicole Ernstmann, die am Universitätsklinikum Bonn im Bereich Gesundheitskommunikation forscht. Bei manchen Betroffenen wird die Furcht so massiv, dass sie therapiert werden muss.
Eine wirksame Medizin gegen die Angst scheint den Ergebnissen der Studie zu Folge eine gute Aufklärung der Patientinnen zu sein: Befragte mit einer geringen Gesundheitskompetenz gaben wesentlich häufiger zu Protokoll, im Zusammenhang mit ihrer Krankheit von Sorgen gequält zu werden. „Wir können Patientinnen unbegründete Ängste nehmen, indem wir sie besser über ihre Krankheit informieren“, folgert Prof. Ernstmann, die kürzlich von der Universität Köln nach Bonn gewechselt ist.
Allerdings tun sich manche Betroffene schwer damit, im Gespräch mit ihrem Arzt einzuhaken, wenn sie etwas nicht verstehen. Sie wollen nicht dumm oder ungebildet wirken oder fürchten, die Geduld ihres Gegenübers in Weiß zu strapazieren. Es sei in erster Linie Aufgabe des Mediziners, diesem Problem zu begegnen und eine vertrauensvolle Atmosphäre zu schaffen, betont Prof. Ernstmann. „Wir haben zudem inzwischen eine Art Leitfaden entwickelt, die Patientinnen mit in das Gespräch nehmen können und der die wichtigsten Fragen zur Brustkrebs-Erkrankung aufgreift.“
Anwesenheit eines Vertrauten hilft beim Gespräch mit dem Arzt
Sie empfiehlt zudem, möglichst nicht allein in das Arztgespräch zu gehen, sondern einen guten Freund, den Partner oder einen Verwandten mitzunehmen. Erfahrungsgemäß hätten Begleitpersonen weniger Probleme damit, bei Unklarheiten nachzufragen oder noch offene Fragen anzusprechen. „Insgesamt zeigt unsere Arbeit, wie enorm wichtig eine angemessene medizinische Aufklärung für die Lebensqualität schwer kranker Menschen ist“, sagt Prof. Ernstmann.
Die Analyse ist Teil der so genannten PIAT-Studie, die von der Universität Köln in Kooperation mit der Deutschen Krebsgesellschaft, der Pädagogischen Hochschule Freiburg und der Frauenselbsthilfe nach Krebs durchgeführt wird. Das Akronym steht für „Breast Cancer Patients' Information And Training Needs“ (Informations- und Schulungsbedürfnisse von Brustkrebs-Patientinnen). Die Studie wird im Rahmen des Nationalen Krebsplanes vom Bundesgesundheitsministerium gefördert.
Publikation: S.M. Halbach, A. Enders, C. Kowalski, T.K. Pförtner, H. Pfaff, S. Wesselmann, N. Ernstmann: Health literacy and fear of cancer progression in elderly women newly diagnosed with breast cancer - A longitudinal analysis. Patient Education and Counseling (2016) May; 99(5):855-62. DOI: 10.1016/j.pec.2015.12.012
Kontakt für die Medien:
Prof. Dr. Nicole Ernstmann
Forschungsstelle für Gesundheitskommunikation und Versorgungsforschung
Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Universitätsklinikum Bonn
Tel. 0228/28715763
E-Mail: nicole.ernstmann@ukb.uni-bonn.de
Prof. Dr. Nicole Ernstmann von der Forschungsstelle für Gesundheitskommunikation und Versorgungsfors ...
© Foto: Johann Saba/Ukom UKB
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