idw - Informationsdienst
Wissenschaft
Das neue Forschungsvorhaben geht der Frage nach, inwiefern die Technologie „Internet“ psychische Erkrankungen hervorrufen oder Einfluss auf die seelische Gesundheit nehmen kann.
Bahnbrechende technische Umwälzungen veränderten nicht nur die Alltagsabläufe und Gewohnheiten der Menschen, sondern auch deren Wahrnehmungen, Gefühle, Kommunikationsstrukturen und Selbstbild. Niemals zuvor jedoch wurde derart intensiv über die Auswirkungen auf die seelische Gesundheit einer solchen Entwicklung diskutiert wie nach der Einführung des Internets. Die Psychiatrie sollte bei dieser Diskussion – eigentlich – eine Expertenfunktion übernehmen. Gegenwärtig erweisen sich jedoch die meisten Urteile von Psychiatern und Psychologen mehr von der eigenen Haltung gegenüber moderner Technik als durch empirische Daten und wissenschaftliche Erkenntnisse geprägt. Hierfür gibt es Gründe: Eine wissenschaftliche Debatte zu diesem Thema findet innerhalb der Psychiatrie, abseits populistischer Zuspitzungen zum Thema „Internetsucht“ oder inhaltlich verkürzender populärwissenschaftlicher Werke, nicht statt. Gänzlich ungeachtet der Tatsache, dass zahlreiche Einwürfe widerlegt werden können, erfreuen diese sich in den Medien weiterhin großer Beliebtheit. Dieser Mangel an psychiatrischem Wissen über kausale Zusammenhänge zwischen Internetnutzung und seelischer Gesundheit steht in eklatantem Widerspruch zum öffentlichen Interesse an der Thematik.
„Wir wollen in diesem Forschungsvorhaben untersuchen, ob die Technologie ‚Internet‘ psychische Erkrankungen hervorruft oder negativ beeinflusst. Des Weiteren ist es von gesamtgesellschaftlichem Interesse zu eruieren, mit welch wissenschaftlich gesicherten Erkenntnissen wir dieser Entwicklung begegnen könnten – Stichwort maßgeschneiderte Therapien“, erläutert der wissenschaftliche Leiter Dr. Jan Kalbitzer, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie an der Charité Berlin. „Ein weiteres Anliegen unserer interdisziplinären Arbeit ist es zu erforschen, ob tief greifende technische Entwicklungen mit bestimmten Belastungsreaktionen in der Bevölkerung einhergehen und wie diesen im Rahmen der aktuellen Entwicklungen und in Zukunft begegnet werden kann.“
Das Problem einer psychiatrisch fachlich angemessenen Herangehensweise liegt dabei vor allem in der Komplexität der Fragestellung begründet: Ist es das Internet an sich, ist es die Schwierigkeit der Anpassung an diese neue Technik oder sind es die mit der technologischen Entwicklung verbundenen gesellschaftlichen Veränderungen, die möglicherweise zu Erschöpfung und Depressionen führen können? Und weiter: Wie lassen sich die Auswirkungen des Internets auf die seelische Gesundheit in einer Gesellschaft untersuchen, in der Zugang zum Internet so selbstverständlich ist, dass er bereits 2013 durch das Bundesverfassungsgericht als „Grundlage der Lebenshaltung“ anerkannt wurde?
Das interdisziplinäre Förderprojekt „Internet und seelische Gesundheit“ ist auf drei Jahre angelegt. Dabei wird ebenfalls die dringende Frage nach Auswirkungen der Internetnutzung auf die seelische Gesundheit von Erwachsenen verschiedenen Alters sowie dem Umgang mit Internet-bezogenen Konflikten in Familien bearbeitet.
Leitende Wissenschaftler
Prof. Dr. Andreas Heinz (Charité Berlin)
Dr. Jan Kalbitzer (Wissenschaftlicher Leiter, Charité Berlin)
Prof. Dr. Thorsten Quandt (Universität Münster)
Dr. Tobias Matzner (Universität Tübingen)
Daimler und Benz Stiftung
Impulse für Wissen – die Daimler und Benz Stiftung verstärkt Prozesse der Wissensgenerierung. Ihr Fokus richtet sich dabei auf die Förderung junger Wissenschaftler, fachübergreifende Kooperationen sowie Forschungsprojekte aus sämtlichen wissenschaftlichen Disziplinen. Die operativ tätige und gemeinnützige Stiftung zählt zu den großen wissenschaftsfördernden Stiftungen Deutschlands.
Kommunikation:
Dr. Johannes Schnurr
Pressesprecher
Tel.: 06203-10 92 0
mobil: 0176-216 446 92
E-Mail: schnurr@daimler-benz-stiftung.de
http://www.daimler-benz-stiftung.de
Ziel des neuen Forschungsvorhabens ist es, dem großen öffentlichen Interesse an der Frage, ob die T ...
Source: Daimler und Benz Stiftung/Oestergaard
Dr. Jan Kalbitzer ist Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie. Er forscht im Zentrum für Interne ...
Source: Daimler und Benz Stiftung/Oestergaard
Criteria of this press release:
Journalists
Information technology, Media and communication sciences, Medicine, Psychology, Social studies
transregional, national
Research projects, Transfer of Science or Research
German
You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.
You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).
Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.
You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).
If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).