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02/01/2017 11:30

TU Berlin: Das „Marie-Curie-Phänomen“ – Frauen als Ausnahme

Stefanie Terp Stabsstelle Presse, Öffentlichkeitsarbeit und Alumni
Technische Universität Berlin

    Wie in technischen Museen Kulturgeschichte geschrieben wird – Ideen für eine neue Museumspraxis

    „Was Eingang in die Museen findet, ist vielfach auch das, was zum kulturellen Erbe wird“, sagen Dr. Hannah Fitsch und Dr. Daniela Döring vom Zentrum für Interdisziplinäre Frauen- und Geschlechterforschung der TU Berlin (ZIFG). „Gerade in den Technikmuseen ist die Randstellung der Frau besonders auffällig.“ Das Projekt „Gender; Technik; Museum – Strategien für eine geschlechtergerechte Museumspraxis“ hat Vorschläge erarbeitet, wie vorhandenes Genderwissen in der Museums- und Ausstellungspraxis umgesetzt werden kann. Eine Publikation ist soeben erschienen.

    Oft tauchten Frauen als Ehefrau und Begleitung, als Arbeiterin in weiblich stigmatisierten Sphären, als Konsumentin, im Haushalt oder als Exotin und Ausnahmefall auf. Oder indirekt: der Schminkspiegel in der Sonnenblende auf der Beifahrerseite von Fahrzeugen oder der ihr zugedachte hintere Sitz auf dem Tandem ohne Steuerungsmöglichkeit. Die Genderdebatte ist zwar in den letzten Jahren auch in den Technikmuseen angekommen, doch noch allzu oft präsentiert sich die Auseinandersetzung mit diesem Thema in der Ausstellungspraxis in Form von Gegenüberstellungen und Ergänzungen. Den vielen männlichen Erfindergeschichten werden einige wenige Biografien weiblicher Erfinderinnen gegenübergestellt – und dann zumeist auch immer nur diejenigen derselben wenigen Frauen wie Marie Curie, Käthe Paulus oder Ada Lovelace. Auch werden die Damen immer mit Vornamen genannt – anders als die Heerschar an Männern wie Benz, Edison, Porsche oder Wright. „Marie-Curie-Phänomen“ nennen Martina Griesser und Nora Sternfeld diese Erscheinung in einem Beitrag über neue Strategien des Ausstellens, die dazu führen können, den erlernten Blick zu verlernen. Der Beitrag ist einer von neun weiteren in der neu erschienenen Publikation „Gender; Technik; Museum – Strategien für eine geschlechtergerechte Museumspraxis“, die die Ausgangssituation und die Ergebnisse des gleichnamigen vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Vorhabens am ZIFG beschreibt.

    Weibliche Leistungen erhalten den Sonderstatus des Andersseins

    „Die feministische Frauen- und Genderforschung hat vielfach die Ausschlüsse von Frauen aus den großen Geschichtserzählungen nachgewiesen, besonders in den Technik- und Naturwissenschaften“, erklärt Hannah Fitsch wie sich die Situation darstellt. „Die Sammlungen und Repräsentationen in technischen Museen konzentrieren sich vornehmlich auf große Maschinen, Apparate und Original-Objekte mit technischen Daten wie Eisenbahnen, Webstühle, Fahrräder, Computer und vernachlässigen kulturgeschichtliche und geschlechtspolitische Lebensbedingungen.“ Die Einsichten der letzten Jahre zur differenzierten Museumsgestaltung hätten zwar bereits partiell Eingang in die Museumspraxis gefunden, doch noch sei die Aufgabe nicht gelöst, weibliche Leistungen in die Inszenierung zu integrieren, anstatt ihr den Sonderstatus des Andersseins zuzuweisen.

    Ziel des Projekts war es zum einen, den Erfahrungsaustausch und die Vernetzung von Technikmuseen, der Geschlechterforschung und Förderprogrammen für Frauen in Naturwissenschaft und Technik zu initiieren und zum anderen das Innovationspotenzial der Genderforschung in die museale Praxis einzubringen und auch die Museen im Ringen um eine Neudefinition zu unterstützen. Die Auftaktkonferenz fand 2015 am Deutschen Technikmuseum in Berlin (DTMB) statt, das auch aktiver Partner im Projekt war. Unter anderem wurden empirische Daten in fünf technischen Museen erhoben. Sie hielten fest, welches Genderwissen, welche Kompetenzen in der Sammlungs-, Ausstellungs-, Vermittlungs- und Personalpolitik vorhanden sind ohne, dass sie in jedem Fall Umsetzung finden. Neben dem DTMB waren das Deutsche Museum München, das Technische Museum Wien, das Militärhistorische Museum Dresden sowie das Museum der Arbeit Hamburg beteiligt.

    Daniela Döring und Hannah Fitsch (Hg.):
    Gender Technik Museum. Strategien für Geschlechtergerechtigkeit in der Sammlungs-, Ausstellungs-, Vermittlungs- und Personalpolitik technischer Museen
    ZIFG, TU Berlin 2016

    http://www.gendertechnikmuseum.de

    Weitere Informationen erteilt Ihnen gern:
    Dr. Hannah Fitsch
    TU Berlin
    Zentrum für Interdisziplinäre
    Frauen- und Geschlechterforschung (ZIFG)
    Tel.: 030/314-26982
    E-Mail: hannah.fitsch@tu-berlin.de


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    Criteria of this press release:
    Journalists, Scientists and scholars, Students, all interested persons
    Cultural sciences, History / archaeology, Social studies
    transregional, national
    Cooperation agreements, Research results
    German


     

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