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Wissenschaft
Ökonomie und Aktienmärkte
In der allgemeinen wirtschaftspolitischen Diskussion ist das Geschehen auf den Aktienbörsen normalerweise nur ein Randthema, weil sich empirisch zwischen dem Auf und Ab der Aktienkurse und der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung der Produktion, Einkommen und Beschäftigung kein auch nur halbwegs stringenter Zusammenhang nachweisen läßt, schreibt Dr. Hans-Hagen Härtel vom HWWA-Institut für Wirtschaftsforschung-Hamburg in der neuesten Ausgabe der Institutszeitschrift WIRTSCHAFTSDIENST.
Wenngleich auch wegen der aktuellen Kursentwicklung Besorgnisse nicht gerechtfertigt scheinen, so verdiene der Aktienmarkt seitens der Ökonomen aus einem anderen Grund doch mehr Aufmerksamkeit als bisher. Durch die Globalisierung der Finanzmärkte sei die traditionell starke Stellung der Aktie und damit der Aktionäre in den USA auch auf andere Länder übertragen worden. Die Aufwertung der "Shareholder" gegenüber den "Stakeholdern", zu denen im weiten Sinne neben dem Management auch die Belegschaft sowie die einflußnehmende Öffentlichkeit zu rechnen sei, betreffe nicht nur die Finanzierung, sondern auch die Regelung zur Kontrolle der Unternehmen. Auch wenn man diesen Strukturwandel akzeptiere, so stelle sich doch die Frage, ob der Aktienmarkt eine effiziente Unternehmenskontrolle gewährleiste, wenn man konstatiere, daß die Bewertung der Unternehmen an der Börse nicht nur sporadisch, sondern auch auf lange Zeit von der allgemeinen Einschätzung der wirtschaftlichen Lage abweiche.
Wenn gefordert werde, daß sich die Volkswirtschaften dem Urteil der internationalen Anleger stellen müßten, dann erscheine im Rückblick auf die letzten zehn bis fünfzehn Jahre die Diskrepanz erklärungsbedürftig, daß die allgemeine Diskussion so stark von dem Zweifel an der internationalen Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft und des Standorts Deutschland geprägt worden sei, gleichzeitig aber die Aktienkurse beträchtlich gestiegen seien. Und während in der Standortdebatte die Zurückhaltung ausländischer Investoren bezüglich ihres Engagements in Deutschland beklagt worden sei, hätten sich deutsche Titel einer zunehmenden Beliebtheit bei den internationalen Anlegern erfreut. Diese Diskrepanz werde durch das Argument, daß die deutschen Unternehmen ihre Bindung an den deutschen Standort durch Internationalisierung gelockert hätten, zwar relativiert, aber nicht zum Verschwinden gebracht. So würden etwa die japanischen Unternehmen, die sich nicht weniger internationalisiert hätten als die deutschen, deutlich schlechter bewertet.
Hamburg, 23.09.1998 Telefon 040 35 62 354
Criteria of this press release:
Economics / business administration
transregional, national
Research projects
German
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