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07/31/2003 15:08

Zwei neue Graduiertenkollegs an der Universität Gießen

Christel Lauterbach Presse, Kommunikation und Marketing
Justus-Liebig-Universität Gießen

    "Transnationale Medienereignisse von der Frühen Neuzeit bis zur Gegenwart" und - gemeinsam mit der Universität Marburg - "Gehirn und Verhalten: Neuronale Repräsentation und Handlungssteuerung"

    An der Justus-Liebig-Universität Gießen werden im Wintersemester 2003/2004 zwei neue Graduiertenkollegs der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) eingerichtet: ein geschichts- und kulturwissenschaftliches über "Transnationale Medienereignisse von der Frühen Neuzeit bis zur Gegenwart" (Sprecher: Prof. Dr. Horst Carl, Historisches Institut) und - gemeinsam mit der Universität Marburg - ein neurowissenschaftliches über "Gehirn und Verhalten: Neuronale Repräsentation und Handlungssteuerung". (Sprecher: Prof. Frank Bremmer, Universität Marburg, Stellvertreter: Prof. Karl R. Gegenfurtner, Fachgebiet Psychologie der Universität Gießen). Seit 1990 fördert die DFG - nach einer strengen Begutachtung - Graduiertenkollegs, die "an Zentren herausragender Forschung" angesiedelt sein sollen. In Graduiertenkollegs arbeitet eine Gruppe von Doktorandinnen und Doktoranden an Dissertationsthemen im Rahmen eines zusammenhängenden, thematisch begrenzten Forschungsthemas, das die am Kolleg mitwirkenden Hochschullehrer entworfen haben. Durch ein begeleitendes Studienprogramm werden außerdem für das Doktorandenstudium wichtige Zusatzkenntnisse vermittelt.

    "Transnationale Medienereignisse von der Frühen Neuzeit bis zur Gegenwart"

    "Der Krieg ist nur noch ein Medienereignis", titelte im April dieses Jahres die Neue Zürcher Zeitung (NZZ-Online, 26.4.2003) angesichts des Desinteresses des amerikanischen Durchschnittsbürgers am Krieg im Irak. Kritisiert wurde hier die Diskrepanz zwischen einer massiven Medienberichterstattung und dem tatsächlich eher geringen Informationsinteresse des (amerikanischen) Publikums. Die gesellschaftliche Prägewirkung von Medienereignissen im Zeitalter von Massenmedien und neuen Informations- und Kommunikationstechnologien wird aber nicht erst seit dem jüngsten "Fernsehkrieg", dem "11. September" oder der letzten weltweit live übertragenen Fußball-WM kontrovers diskutiert. Auch gibt es "Medienereignisse" nicht erst seit gestern. Mit der Erfindung des Buchdrucks waren die Voraussetzungen für solche grenzüberschreitenden gesellschaftlichen Kommunikationsprozesse bereits gegeben - so hat man das Zeitalter der Reformation auch als Kommunikationsrevolution beschrieben.

    Formen und Funktionen der medialen Inszenierung von Schlüsselereignissen sollen in dem neuen Graduiertenkolleg "Transnationale Medienereignisse von der Frühen Neuzeit bis zur Gegenwart" in Forschungsprojekten aus unterschiedlichen Disziplinen analysiert werden. Beteiligt sind die Fächer Anglistik und Amerikanistik, Germanistik, Geschichtswissenschaft, Klassische Philologie, Kunstgeschichte, Orientalistik, Romanistik und Soziologie. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat für einen Zeitraum von zunächst drei Jahren Mittel in Höhe von knapp 800 000 Euro für insgesamt zwölf DoktorandInnen- und zwei PostdoktorandInnen- Stipendien sowie für die Koordination des neuen Kollegs bewilligt. Das Kolleg soll zum 1. November 2003 seine Arbeit aufnehmen.

    Das Graduiertenkolleg "Transnationale Medienereignisse" wird eng mit bereits bestehenden Einrichtungen der Justus-Liebig-Universität kooperieren. So werden die Kollegiaten am Studienprogramm und an der Sektionsarbeit des Gießener Graduiertenzentrums Kulturwissenschaften (GGK) teilnehmen. Gemeinsame Forschungsinteressen verbinden das Kolleg zudem mit dem Sonderforschungsbereich "Erinnerungskulturen" (SFB 434) sowie mit dem Gießener Zentrum für Medien und Interaktivität (ZMI). Insgesamt wird das neue Graduiertenkolleg somit nicht nur das bestehende Angebot der Graduiertenausbildung an der Universität Gießen entscheidend bereichern, sondern auch einen wichtigen Beitrag zur kulturwissenschaftlichen Profilierung der Justus-Liebig-Universität leisten.

    Gehirn und Verhalten

    Das neue Graduiertenkolleg "Gehirn und Verhalten: Neuronale Repräsentation und Handlungssteuerung", das in enger Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern der Universität Marburg gestaltet wird, startet voraussichtlich am 1. Januar 2004. Insgesamt hat die DFG für die ersten drei Jahre und für insgesamt 18 Doktorandinnen und Doktoranden Mittel in Höhe von rund 1 Million Euro genehmigt. Sprecher des Graduiertenkollegs ist der Marburger Neurophysiker Prof. Frank Bremmer, der früher selbst Stipendiat und später Koordinator in einem interdisziplinären neurowissenschaftlichen Doktorandenkolleg in Bochum war. Sein Stellvertreter ist Prof. Karl R. Gegenfurtner, Fachbereich Psychologie und Sportwissenschaft der Justus-Liebig-Universität Gießen.

    Die beteiligten Hochschullehrer der Universitäten Marburg und Gießen (Psychologie und Physiologie) aus verschiedenen Bereichen der Neurowissenschaften beschäftigen sich alle mit der Frage, wie unterschiedliche Sinnesreize vom Organismus aufgenommen werden und - moduliert von den Vorgängen des Lernens, des Gedächtnisses, der Aufmerksamkeit und der Emotion - dazu dienen, Verhalten zu steuern. Dabei spielen so genannte Repräsentationen eine zentrale Rolle. Reize aus den einzelnen Sinneskanälen werden in geordneter Weise (retinotop, somatotop, tonotop) aufgenommen. Im Gehirn wird Information aus verschiedenen Sinneskanälen dann zu einem einheitlichen Perzept integriert (multisensorische Integration). Diese Eingangsrepräsentationen werden durch Anpassungsvorgänge an schnell variierende Umgebungsbedingungen verändert (Modulation). Schließlich werden die integrierten Repräsentationen für einzelne Effektoren (Auge, Hand, Körper) spezifisch transformiert, um zielgerichtete Handlungen zu steuern.

    Das zum Einsatz kommende Methodenspektrum reicht von der Elektrophysiologie über die Psychophysik, Neuropsychologie und Neurolinguistik bis hin zu bildgebenden Verfahren und zur biologienahen Modellierung. Allen Arbeitsschwerpunkten gemein ist der systemneurowissenschaftliche Ansatz und dabei ein direkter Bezug zu beobachtbarem Verhalten in Form zielgerichteter Handlungen. Neurowissenschaftlich betrachtet wird immer das Gesamtsystem - Mensch oder Tiermodell - im typischen "Wahrnehmungs-Handlungs-Kreislauf".

    Damit fördert die Deutsche Forschungsgemeinschaft an der Justus-Liebig-Universität Gießen im Wintersemester 2003/04 insgesamt acht Graduiertenkollegs, darunter das Europäische Graduiertenkolleg:
    - "Complex Systems of Hadrons and Nuclei", an dem unter der Leitung der Universität Gießen (Sprecher: Prof. Dr. Ulrich Mosel) Forschungseinrichtungen aus Kopenhagen, Dänemark, und aus Helsinki und Jyväskylä, Finnland, beteiligt sind.
    Außerdem ist das Institut für Genetik (Prof. Dr. Rainer Renkawitz) der Universität Gießen mit dem Projekt "Function of the CTCS Transcription Factor in Differentiation and Development" an dem Europäischen Graduiertenkolleg "Transcriptional Control in Developmental Processes" (Marburg - Gießen - Rotterdam) beteiligt (Sprecher: Prof. Dr. Guntram Suske, Universität Marburg).

    Kontaktadressen:

    Graduiertenkolleg "Transnationale Medienereignisse
    von der Frühen Neuzeit bis zur Gegenwart"
    Sprecher: Prof. Dr. Horst Carl
    Historisches Institut
    Otto-Behaghel-Straße 10, Haus C
    35392 Gießen
    Tel.: 0641/99-28190
    e-mail: Horst.Carl@geschichte.uni-giessen.de

    Graduiertenkolleg "Gehirn und Verhalten:
    Neuronale Repräsentation und Handlungssteuerung"
    Stellvertretender Sprecher:
    Prof. Karl R. Gegenfurtner, Ph.D.
    Fachbereich Psychologie und Sportwissenschaft
    Otto-Behaghel-Straße 10, Haus F
    35394 Gießen
    Tel.: 0641/99-26100
    e-mail: Karl.R.Gegenfurtner@psychol.uni-giessen.de


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    Criteria of this press release:
    History / archaeology, Media and communication sciences, Medicine, Nutrition / healthcare / nursing, Psychology, Social studies
    transregional, national
    Organisational matters, Research projects
    German


     

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